Eine Zigarette, ein fideles Hündchen, ein kühles Feierabendbier, ein Magnet, nackte Gewalt: Die Ursachen für Datenverluste sind vielfältig. Im vergangenen Jahr gefährdeten diese und ein paar andere Dinge auf manchmal spektakuläre Weise Computerdaten. In einigen Fällen waren sie unwiederbringlich verloren; zumeist konnten die Datenrettungsspezialisten von Kroll Ontrack die Informationen laut eigener Aussage wiederherstellen.
Selbstverständlich ist es vor allem Eigenwerbung, wenn Kroll Ontrack jedes Jahr die zehn herausragenden Datenverlust-Fälle heraussucht. Die Botschaft von Managing Director Peter Böhret dazu klingt so: „Wer wichtige oder wertvolle Daten verliert, sollte am besten sofort professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.“ Nichtsdestotrotz bietet die Liste eine gute Gelegenheit, amüsiert auf das vergangene Jahr zurückzublicken. Wobei niemand zu laut lachen sollte: Neben einer Schauspielerin, einem besonders gebeutelten Fotografen und trinkfreudigen Geschäftsleuten waren auch einige IT-Spezialisten von fatalen Unwägbarkeiten betroffen.
1. Die magnetische Variante: Notebooks sollte man nicht in der Nähe von starken Magneten ablegen. Genau das kam aber 2011 vor – mit daraus resultierendem Festplattenschaden. „Als der Besitzer seinen Rechner anschalten wollte, bootete er nicht komplett und gab klickende Geräusche von sich“, berichtet Kroll Ontrack. „Mit Hilfe proprietärer Technologien konnten die Ingenieure den Schaden jedoch überwinden und die Daten retten.“
2. Die feuchte Variante: In einer Kneipe kann schon mal ein Bier umkippen. Dumm nur, wenn es ein Notebook mit Business-Plänen unter Wasser setzt. Zwei Geschäftsleuten passierte genau das. Trocknen lassen alleine half nicht, die Datenretter mussten ran.
3. Die verrauchte Variante: Es ging noch deutlich ausgefallener ab im Jahr 2011 – schließlich schadet nicht nur Alkohol, sondern auch Nikotin. Der Beweis: Erster Dienst eines neuen Wachmanns in einem Chemie-Lager, Feierabendkippe trotz ausdrücklichen Verbotes. Das Ergebnis: „Kurz nach dem Anzünden der Zigarette ertönte der Feueralarm und das Sprinkler-System löste aus“, so Kroll Ontrack. „Die gesamte elektronische Ausstattung des Lagers, darunter 44 Desktop-Computer und zwei Server, wurden unter Wasser gesetzt.“
Fatal Coffee Error
4. Die tierische Variante: Weil es so ganz ohne Backup bekanntlich schlecht geht, kopierte ein Pärchen tausende hochaufgelöster Fotos aus ihrem Fotostudio auf eine externe Festplatte – als einzige funktionsfähige Kopie. Da klingelte es, der Hund der Familie stürzte zur Tür und riss die Festplatte mit sich. Alle Mühe war damit dahin, so Kroll Ontrack: „Die einzige funktionsfähige Kopie der wertvollen Daten war damit ebenfalls beschädigt.“
5. Die bildschöne Variante: Eine Schauspielerin wollte mit dem MAC Disk Utility Programm Daten von einer externen USB-Festplatte löschen. Dabei wählte sie versehentlich die falsche Festplatte aus – und löschte ihr gesamtes Portfolio. Model-Mappe, aktuelle Aufnahmen: alles weg. Mitleid erregend – aber Kroll Ontrack konnte helfen.
6. Die brutale Variante: Die Datenrettung gelang zwar auch im folgenden Fall, aber hier ist Mitleid wirklich angebracht. Ein freier Fotograf filmte im vergangenen Frühjahr die Massenunruhen in London. Als die wütende Meute die Dokumentation ihres Treibens bemerkte, ging sie auf den Mann los und zerstörte die Kamera. Kroll Ontrack rettete trotzdem alle Daten, die den Weg von Recht und Ordnung gingen: „Das Filmmaterial wurde direkt der Polizei ausgehändigt“, bemerkt der Anbieter.
7. Die koffeinhaltige Variante: Anders als Alkohol und Zigaretten kann Kaffee bei der Arbeit ja wirklich nützlich sein. „Wenn der Monatsabschluss fertig werden muss, schiebt in vielen Unternehmen die Buchhaltung Überstunden und hält sich dabei mit Kaffee wach“, weiß Kroll Ontrack. Einer solchen Runde widerfuhr es allerdings, dass bei einer solchen Session der Strom ausfiel. Die Computer liefen dank Notstrom-Versorgung (UPS) weiter. Bis ein Fatal Coffee Error auftrat: „Die Kaffeemaschine, die auf Hochbetrieb lief, verbrauchte jedoch so viel Strom von der UPS-Batterie, dass der Server doch noch zusammenbrach“, so Kroll Ontrack. „Die Daten des Monatsabschlusses waren damit erst einmal weg.“
8. Die durchgerüttelte Variante: IT-Mitarbeiter müssen eigentlich immer an alles denken. Womöglich entschuldbar erscheint aber das Vorgehen jenes Spezialisten, der in Eile vor einem Meeting ein Tape-Medium nicht in den wasserdichten Safe legte, sondern erst einmal oben drauf. „Nach weniger als einer Stunde jedoch wurde die Stadt von einem Erdbeben erschüttert“, so Kroll Ontrack. „Das Tape fiel auf den Boden und wurde unter eindringendem Schlamm, Wasser und Sand begraben.“ Die Rettung der aufgezeichneten Web- und TV-Animationen gelang trotzdem.
Feuer, Blitz und Überschwemmung
9. Die paradiesische Variante: Ein Haus in der Karibik – das klingt traumhaft. Wenn es da nicht die Naturgewalten gäbe. Folgendes also trug sich 2011 zu, irgendwo im sonnigen Paradies: Ein Blitz ließ das Gebäude in Flammen aufgehen, die brennenden Server wurden dann von der Feuerwehr unter Wasser gesetzt. Sie korrodierten dann vor sich hin, weil das Betreten der Ruine aus Sicherheitsgründen lange untersagt war. Auf diese Datenrettung nach Blitzschlag, Wasser- und Feuerschaden ist Kroll Ontrack besonders stolz und setzte sie auf Platz Eins seiner Rangliste.
10. Die unachtsame Variante: Pädagogisch wertvoller für die Zukunft erscheint aus IT-fachlicher Sicht aber folgendes Drama: Um die Performance eines virtuellen Server-Systems zu steigern, teilte ein System-Administrator die Partitionen C und D des virtuellen Servers auf zwei unterschiedliche Systeme auf. „Da ihm der Speicherplatz ausging, musste er jedoch in großer Eile die beiden Partitionen auf dem gleichen System konsolidieren“, berichtet Kroll Ontrack. Dabei bemerkte er in aller Hektik nicht, dass diese Benennung auf dem Zielsystem schon vergeben war. Missliche Folge des Missgeschicks: Er überschrieb einen ganzen Satz wichtiger Daten.