Kostet nicht viel, und schon bald gehört man zu den Großverdienern im Internet. Das denken immer mehr Gründer eines Web-Shops. Aber sehr viele fallen auf die Verlockungen des ganz großen Geldes herein, weil sie simple Geschäftsregeln übersehen oder nur mehr schlecht als recht in der Praxis umsetzen. Und auch die etablierten Läden sind nicht davor gefeit, Fehler bei der Online-Präsenz zu machen.
Keine teuren Ladenmieten in zentralen Lagen und keine schicken Verkäuferinnen – im Internet ist ein Laden viel günstiger und einfacher einzurichten. Doch wer langfristig bestehen will, sollte rechtzeitig recherchieren und planen. Dazu geben nicht nur der ECC-Shop-Monitor oder Publikationen des EHI Retail Institute viele gute Hinweise und Ratschläge. Auch Retail-Konferenzen wie die NRF Show 2012 der amerikanischen National Retail Foundation, die Mitte Januar zum 101. Mal in New York veranstaltet wird, sowie weitere Veranstaltungen und Workshops unterstützen die Branche.
Wer im Web mit seinen Angeboten bestehen will, muss nicht nur die grundlegenden Spielregeln eines erfolgreichen Internet-Auftritts beherrschen, er muss auch seiner Konkurrenz mindestens einen Schritt voraus sein. Aktive Unterstützung will die dreitägige Veranstaltung "The Internet Retailer Web Design & Usability Conference“ bieten, die vom 13. bis 15. Februar in Orlando (Florida) stattfindet. Im Vorfeld haben die Organisatoren zehn Tipps veröffentlicht, die man bei der Gestaltung einer Website beachten sollte. In Orlando werden zu allen Punkten jeweils vertiefende Sessions durchgeführt.
1. Die Homepage auf Stammkunden ausrichten
Weil viele Shopper oder Interessenten über die Internet-Suche oder E-Mails bei einem Händler landen, überspringen sie häufig das klassische Eingangstor, die Homepage. Dennoch gehen gerade loyale Kunden nach wie vor den Weg über die Homepage, weil sie sich direkt auf der Retail-Seite umsehen wollen. Beim Design der Startseite ist deshalb genau abzuwägen, was man den Stammkunden bieten will.
2. Unbedingt die unterschiedlichen Zugangsgeräte berücksichtigen
Allein in den letzten zwei Jahren hat sich die Zahl der verschiedenen Zugangsgeräte, mit denen auf Retail-Websites zugegriffen wird, verdreifacht. Vor allem Tablets und Smartphones werden neben PCs oder Notebooks immer mehr benutzt. Beim Design der Webseiten muss sichergestellt werden, dass sie besonders auf mobilen Telefonen gut lesbar sind. Werden die Seiten verändert oder erneuert, muss an das ganze Spektrum der Endgeräte geachtet werden. Eventuell muss man eigene Apps für Smartphones und Tablets anbieten.
3. Erfolgreiche e-Retailer brauchen Content-Strategie
Produktbeschreibungen und Bilder allein reichen nicht mehr, um das Interesse der Web-Besucher und Kunden anzustacheln. Wer heute im Internet unterwegs ist, setzt auf Beratung, Hintergrund und den Kontakt zu anderen Interessenten. Meinungen und interaktiver Austausch sind gefragt. Zu einer umfassenden Content-Strategie gehören auch eine aktuelle Anpassung der Informationen an geänderte Kundenwünsche oder so simpel erscheinende Dinge wie die aktuelle Übereinstimmung von Angeboten und realem Lagerbestand.
4. Mit Innovationen die Konkurrenz hinter sich lassen
"Best Practices“ gelten oft als nachahmenswerte Konzepte. Aber einfach das nachmachen, was die Konkurrenz vorgemacht hat, bringt Retailer nur wenig voran. Entscheidender, so die Veranstalter der "Web Design & Usability Conference“, sei es, sich selbst etwas Neues einfallen zu lassen. Das geht nicht ohne ausgebildete Design-Teams, die aus der Fülle der bestehenden und möglichen Websites die geeigneten Features für den eigenen Retail-Shop im Internet auswählen und weiter entwickeln.
5. Interaktion als Mittel zur Kundenbindung
Mit mehr interaktiven Angeboten erhalten Interessenten und Kunden der Website vertiefte Produktinformationen. Dies kann durch eigene Konfigurationsmöglichkeiten, zum Beispiel für Kleidung oder Möbel, geschehen, bei denen die Kunden Details, Farben und Kombinationen der Produkte individuell bestimmen können. Mit Diskussionsforen und Meinungsseiten erreichen die Retailer ebenfalls, dass die Kunden länger auf der Website bleiben und nicht nach ein paar Klicks zur Konkurrenz wechseln.
6. Communities nutzen und selbst aufbauen
Bei Threadless.com können die Community-Mitglieder über das Design der im Internet angebotenen Kleidungsstücke abstimmen. Über 1,6 Millionen Menschen entscheiden damit über das Aussehen von T-Shirts und anderen Waren.
Threadless gilt inzwischen als Musterbeispiel für „Crowdsourcing“: Das amerikanische Internet-Magazin „Inc“ nannte es sogar „das innovativste kleine Unternehmen der USA“. Tom Ryan, CEO von Threadless, erwarb sich seine Erfahrungen mit dem Geschmack der Massen aus seinen früheren Tätigkeiten bei den Konzernen EMI und Virgin Mobile. Auf der Konferenz in Orlando wird er in einer Keynote von der „Social Revolution“ im Internet berichten.
7. Shops erst für Smartphones und Tablets entwickeln
Bisher wurden viele Shops erst für den Internet-Zugang per PC entwickelt und danach irgendwie für mobile Geräte umgemodelt. Doch dieses Vorgehen genügt nicht mehr, wenn man mit der technologischen Entwicklung Schritt halten will. Die Veranstalter der "Internet Retailer Web Design & Usability Conference“ empfehlen den umgekehrten Weg: Erst für Smartphones und Tablets entwickeln und dann die Webseiten für andere Plattformen migrieren und anpassen.
8. Internet-Shops müssen "always on" sein
Das ist gar nicht so leicht, denn mit immer weiteren Aufgaben und Inhalten – von Bildern und Videos über Musik bis hin zu Communities und schnellem Einkaufsabschluss per Kreditkarte – wird der Code der Seiten immer umfangreicher und komplexer. Und die Wahrscheinlichkeit wächst, dass nicht alles immer gleich zur Zufriedenheit des Online-Besuchers funktioniert. Langsame Ladezeiten einzelner Seiten oder Ungereimtheiten, die zum Beispiel beim Bestell- und Bezahlvorgang auftreten, verscheuchen kaufwillige Konsumenten schnell.
9. Von Facebook lernen
Facebook ist zu einem wichtigen Portal für Online-Verkäufe geworden: Fast alle Shops auf der Liste "Internet Retailer Top 500“ sind hier vertreten. Die Herausforderung besteht darin, diese Präsenz in Umsätze für den eigenen Laden umzumünzen. Der Weg dorthin: Den Facebook-Auftritt so umgestalten, dass die Besucher in besonderer Weise an den Retailer gebunden werden.
10. Die IT-Infrastruktur muss stimmen
Noch bevor Design und Inhalte für die Webseite in Angriff genommen und verbessert werden können, muss die geeignete Basis dafür geschaffen werden. Das bedeutet, dass man neben der Hardware aus Servern, Storage oder Netzwerken zum Beispiel das Content-Management, die CRM- und kaufmännischen Systeme, die Lagerverwaltung oder Data Warehouses und Business Intelligence (modern ausgedrückt: "Big Data“) im Griff haben muss. Das geht nicht ohne eigenes Know-how im Haus und/oder durch das Hinzuziehen von externen, spezialisierten Partnern. Mit Virtualisierungs- und Cloud-Angeboten gibt es auch genügend Lösungen für alle Ebenen des IT-Stacks auf dem Markt.