Meetings richtig planen

10 Ratschläge für erfolgreiche Besprechungen

16.08.2024 von Jürgen Renfer
Das Gesprächsklima entscheidet vielmehr über den Erfolg eines Meetings als sachliche Argumente. Zehn Tipps, um das Beziehungsgeflecht zu steuern.
Sie wollen eine Botschaft kommunizieren? Dann versetzen Sie sich in die Lage ihrer Zuhörer.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Zunächst scheint sich bei einer Besprechung in erster Linie alles um die die Sache zu drehen. Dennoch kann das Gespräch um ein sachliches Thema intensiv von Gefühlen mitbestimmt sein. So gehen Kommunikationsmodelle davon aus, dass das Verhältnis zwischen Sach- und Beziehungskomponenten mit einem Eisberg vergleichbar ist: Rund 20 Prozent erscheinen unmittelbar auf der sachlichen Ebene, wohingegen sich die anderen 80 Prozent verdeckt im Beziehungsbereich abspielen. Dieser Teil bedarf jedoch großer Aufmerksamkeit, damit die Besprechung erfolgreich verlaufen soll. Dazu zehn Tipps:

1. Themen: Auf das Wesentliche konzentrieren

Unabhängig davon, ob eine Routine-Besprechung oder eine einzelne Konferenz ansteht, ist die Versuchung groß, möglichst viele Themen abzuarbeiten und somit in die Komplexitätsfalle zu tappen. Dadurch sinkt die Aufmerksamkeit der am Gespräch Beteilgten sehr schnell. Spätestens wenn die Ergebnisse zusammengefasst werden, geht der Durchblick verloren.

So wird Ihr Meeting zum Erfolg
Meetings sind wie Eisberge
Auch wenn es um ein Sachthema (= Spitze des Eisbergs) geht, entscheidet die emotionale Kommunktion über Erfolg und Misserfolg einer Sitzung. Und letztere ist leider nicht sichtbar, ebenso wie der größte Teil des Eisbergs.
1. Lichten Sie Ihre Agenda ...
... sonst sehen Sie den Wald vor lauter Bäumen nicht. Beschränken Sie sich auf das Wesentliche und halten Sie sich an eine Struktur: Begrüßung und Vorstellung; Themenblock; Zusammenfassung; weiteres Vorgehen.
2. Bringen Sie alle an einen Tisch ...
... sonst fühlen sich einige übergangen. Bei schwierigen Themen bieten sich Vorgespräche an.
3. Videokonferenzen ...
... sparen Zeit und Geld. Sie eignen sich für Routine-Meetings. Bei Kick-offs oder Krisengesprächen ist der persönliche Kontakt dagegen ein Muss.
4. Der Zeitpunkt eines Meetings ...
... ist schon die halbe Miete. Wer ausschweifende Sitzungen vermeiden will, setzt sie vor der Mittagspause oder dann an, wenn der Berufsverkehr schon einsetzt.
5. Die Einladung ...
...ist die erste Möglichkeit mit den Teilnehmern in Kontakt zu treten. Dabei zeigen schon kleine Gesten grosse Wirkung: kann ein Parkplatz angeboten werden, gibt es gerade örtliche Besonderheiten bei der Anreise zu beachten.
6. Begrüßen Sie die Teilnehmer ...
... nicht erst im Sitzungsraum, sondern schon am Empfang.
7. Eine kleine Aufmerksamkeit aus der Teeküche ...
... erfreut besonders die weiter angereisten Teilnehmer der Besprechung.
8. Flipchart statt Powerpoint
Eine gemeinsam entwickelte Skizze am Flipchart fördert das offene Gesprächsklima und bringt oft mehr als eine vorgefertigte Präsentation, weil sich die Teilnehmer aktiv einbringen können.
9. Erfahrene Moderatoren ...
... fassen die Ergebnisse am Ende des Besprechungspunktes zusammen und haken noch einmal nach, ob es Einwände gibt.
10. Nach dem Meeting ist vor dem Meeting
Zu Ergebnissen kommen, ist die eine Sache. Die andere ist aber, die Ergebnisse auch umzusetzen beziehungsweise die Ziele zu verfolgen, und zwar möglichst zeitnah zur Besprechung.

Am besten ist es, die Tagesordnungspunkte nach der KISS-Methode (keep ist simple and stupid) zu gliedern: Haben sich die Teilnehmer gegenseitig begrüßt und vorgestellt, kommen Themenblock, Zusammenfassung und das weitere Vorgehen zur Sprache. Allerdings sollte der Themenblock so wenig einzelne Themen wie möglich umfassen. Ist die Thematik sehr komplex und weitergehende Gliederungen notwendig, sollten Unterpunkte vorab besprochen werden. Bei unproblematischen Einzelfragen sind auch Einzelgespräche denkbar.

2. Teilnehmer: Alle Akteure an einen Tisch

Vor allem bei komplizierten Situationen mit verschiedenen Interessen bietet es sich an, Schritt für Schritt vorzugehen und zuerst mit ausgewählten Stakeholder zu konferieren. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich später Beteiligte übergangen fühlen könnten und wahrscheinlich Ergebnisse der nachfolgenden gemeinsamen Besprechung in Frage gestelt werden. Für Vorgespräche ist daher eine gewisse Phase der Vorbereitung sinnvoll. Im Zusammenhang mit der terminlichen Abstimmung, der Anreise-Empfehlung oder der Hilfe bei der Hotelbuchung bieten sich zahlreiche Gelegenheiten zum Gedankenaustausch an - entweder direkt oder über die Sekretariate.

3. Medien: Je wichtiger, desto persönlicher

Reisen kosten Zeit und Geld, daher können Besprechungen über moderne Medien wie Konferenztelefone, Videokonferenzen oder Online-Meetings organisiert werden. Für Routine-Meetings zwischen bekannten Akteuren eignen sich diese Medien hervorragend. Für Kick-offs, Krisengespräche oder Entscheidungsfindungen mit großer Tragweite ist der persönliche Kontakt ein Muss.

4. Termin: Die Dauer des Meetings eingrenzen

Ist im Routine-Meeting mit ausschweifenden Erläuterungen zu rechnen? Lässt die Strategie-Konferenz eine schmerzhafte Entscheidung erwarten? Dann bietet sich ein Zeit-Management an, das die alltäglichen Lebensgewohnheiten nutzt: zur Mittagszeit geht es zum Essen, der Berufsverkehr läutet den Feierabend ein und sorgt damit für Unruhe im Besprechungsraum. Situationsgerecht eingeplant, können diese Leitplanken die Besprechungsdauer sinnvoll begrenzen oder eine passende Zäsur erlauben.

10 Tipps für bessere Meetings
Niemand muss erscheinen
Mitarbeitern, die sich sichtbar langweilen, sollte für die Zukunft Abstinenz empfohlen werden.
Kekse auch weg!
Unterernährung ist in deutschen Büros selten. Kekse braucht niemand, die machen nur dick und schläfrig.
Kühl und frisch
Ist der Konferenzraum schlecht geheizt, verkürzt sich die Dauer des Meetings spürbar.
Klare Moderation
Klare Moderation hilft und strafft. Vorne stehen muss dabei aber nicht immer der Chef. Es kann auch eine Praktikantin sein, die sich gerade in das Thema eingearbeitet hat.
Kleine Gruppen
Jedes Meeting mit mehr als sieben Menschen gilt als ineffektiv.
Zwei Themen sind genug
Wer fünf Themen ansetzt, lockt potenziell 30 Leute in den Konferenzraum, von denen die meisten nur ein Thema kennen, aber trotzdem zu allen fünf ihren Senf abgeben.
Bei der Sache bleiben
Von Hölzchen auf Stöckchen zu kommen und wieder zurück, kann amüsant sein, führt aber nirgendwo hin.
Auch mal stehen bleiben
Schnelle Meetings im kleinen Kreis sollten ohne Stühle stattfinden. Das erhöht die Konzentration, außerdem kann dabei niemand mit seinem Smartphone spielen, ohne krass desinteressiert zu wirken.
Smartphones weg!
Der Kollegin mal eben den neuen Hund zeigen? Derartigen Quatsch während des Meetings sollte der Moderator schon im Vorfeld unterbinden.
Pünktlich vorne und hinten
Meetings sollten pünktlich beginnen und enden. Wer immer zu spät kommt, sagt damit: "Mich interessiert Euer Kram nicht."

5. Vorbereitung: Situation der Teilnehmer berücksichtigen

Die Besprechungsvorbereitung beginnt mit den Einladungen. Innerhalb des Unternehmens können Online-Kalender vielleicht zur effizienten Terminfindung dienen, ansonsten ist die Einladung die erste Möglichkeit, mit den geplanten Teilnehmern in Kontakt zu treten. Der erste Eindruck zählt, selbst wenn sich die Akteure schon aus anderem Zusammenhang kennen. Dabei zeigen schon kleine Gesten große Wirkung: kann ein Parkplatz angeboten werden, gibt es gerade örtliche Besonderheiten bei der Anreise zu beachten, ist der Sitzungszeitraum für alle Teilnehmer akzeptabel und mit der Anreise "kompatibel"?

6. Begrüßung beginnt am Empfang

Die Begrüßung beginnt nicht im Sitzungsraum, sondern bereits auf dem Weg dorthin. Sprechen sie die Teilnehmer bereits am Empfang mit deren Namen an und weisen Sie Ihnen den Weg zum Besprechungsraum.

7. Warm Up: Wertschätzung schafft eine angenehme Atmosphäre

Es ist unwahrscheinlich, dass alle Teilnehmer gleichzeitig und exakt zum Besprechungsbeginn eintreffen. Hieraus ergeben sich gute Gelegenheiten, weitere Wertschätzung zu signalisieren:

Idealerweise lässt sich damit eine Aufmerksamkeit verbinden, welche mit dem Unternehmenslogo für den Wiedererkennungswert geschmückt, als "kleines Geschenk dir Freundschaft erhält". Entscheidend ist dafür nicht der materielle Wert, sondern allein die freundliche Geste.

8. Verlauf: Struktur erleichtert die Ergebnisfindung

Mit der Begrüßung und Vorstellung des geplanten Besprechungsverlaufs kann eine Vorstellungsrunde unmittelbar mit einem so genannten Blitzlicht verknüpft werden: welche Erwartungen haben die Teilnehmer mitgebracht, ist die Reihenfolge des geplanten Verlaufs akzeptabel, gibt es unberücksichtigte Aspekte? Diese Vorgehensweise erfordert zwar den Mut, unvorhergesehenen Situationen Raum zu eröffnen. Sie schafft aber ein offenes Gesprächsklima, das sich noch auszahlen kann.

Visualisierungen können Besprechungsablauf sinnvoll unterstützen. Der Folieneinsatz wird jedoch dann Distanz schaffen, falls er den Eindruck erweckt, vorgefertigte Besprechungsergebnisse zu platzieren. Eine gemeinschaftlich entwickelte Skizze - etwa am Flipchart - fördert dagegen das offene Gesprächsklima und kann zu den besseren Ergebnissen führen, weil sich alle Beteiligten aktiv in das Geschehen einbringen und wiederfinden können.

Das ist vor allem bei der Diskussion technologisch komplexer Fragen unter verschiedenen Personengruppen, wie Fachabteilung und IT-Abteilung oder IT-Manager im Führungs-Meeting des Unternehmens - entscheidend. Die Flipchart-Skizzen kann man leicht fotografieren und so dokumentieren sowie bei Bedarf auch später in eine professionelle Grafik umwandeln.

9. Reflexion: Verdeckte Missverständnisse vermeiden

Erfahrene Gesprächsmoderatoren fassen das Diskussionsergebnis am Ende jedes Besprechungspunktes in eigenen Worten zusammen und sorgen durch aktives Nachfragen dafür, dass spätestens hier letztmals Widerspruch angemeldet werden kann. Ist dies nicht der Fall, wird das Ergebnis im Protokoll festgehalten. Dabei ist das Herbeiführen einer einvernehmlichen Entscheidung natürlich wünschenswert, steht jedoch nicht alleine im Mittelpunkt.

Entscheidend ist die Formulierung des kollektiv getragenen Ergebnisses, welches Mindermeinungen angemessen berücksichtigt. Moderne Medien lassen es gerade in schwierigen Besprechungssituationen zu, dass die Ergebnisse direkt formuliert und mittels Beamer für alle Beteiligten sichtbar dargestellt werden. Im Idealfall liegt so am Ende der Besprechung das Protokoll vor.

10. Nachbereitung: Ergebnisse verfolgen

Die besten Gesprächsergebnisse sind wertlos, wenn sie nach der Besprechung nicht unmittelbar weiter verfolgt werden. Grundlage dafür ist die zügige Bereitstellung Dokumentation der Ergebnisse, möglicherweise mit zeitlichem Versatz zur Durchsicht der Teilnehmer gegenüber Dritten - falls eine formale Genehmigung des Protokolls nötig ist. Dann gilt es, die Ergebnisse beziehungsweise Ziele aktiv zu verfolgen, ob im Einzelgespräch oder in der Folgebesprechung. Hier schließt sich der Kreislauf: je positiver die Teilnehmer das Meeting in Erinnerung haben, desto erfolgreicher wird der Folgekontakt verlaufen.

Tipps zur Körpersprache im Meeting
In Besprechungen beachten
Mimik, Gestik oder Haltung haben großen Einfluss auf die Glaubwürdigkeit und Wirkung einer Person im Meeting. Dessen sind sich die wenigsten jedoch bewusst. Vier Tipps, worauf Sie in Besprechungen achten sollten.
Tipp 1: Offene Körperhaltung
Behalten Sie eine offene Körperhaltung und nutzen Sie ruhige und nicht zu ausladende Gesten. Achten Sie darauf, nicht zu viele hektische Handbewegungen zu machen.
Tipp 2: Blickkontakt
Seien Sie mit Ihrem Körper stets Ihrem Gesprächspartner zugewandt. Bei mehreren Gesprächspartnern wenden Sie sich demjenigen zu, mit dem Sie gerade in dem Moment kommunizieren.
Tipp 3: Aufmerksamkeit
Signalisieren Sie Interesse und Aufmerksamkeit - hören Sie aktiv zu, nicken Sie zustimmend, halten Sie Blickkontakt, lassen Sie Ihren Gesprächspartner ausreden.
Tipp 4: Nachfragen
Wenn Sie bewusst oder unbewusst etwas wahrnehmen, was Sie gerade in diesem Moment nicht zuordnen können, was für Sie nicht klar und eindeutig ist, fragen Sie nach, um so Missverständnissen, Vorurteilen und eventuellen Konflikten vorzubeugen.