Mit Kienbaum-Gehaltsstudie

10 Skills, die Headhunter gerne sehen

15.05.2012 von Andrea König
Vier Karriereexperten verraten, was ihre Traumkandidaten für den CIO-Job mitbringen. Sie klären die wichtigsten Eigenschaften und die Altersfrage. Außerdem sagen sie, ob und wem ein MBA noch hilft, mehr zu verdienen.
Podiumsdiskussion zum Thema auf den Hamburger Strategietagen 2012.
Foto: Joachim Wendler

"Ich wette, dass die Rolle des CIOs in zehn Jahren obsolet ist", schreibt Peter Lempp von Capgemini im CIO-Jahrbuch 2012. Es werde künftig nicht mehr genügen, dass der CIO der Einzige ist, der technische Zusammenhänge versteht, schreibt Lempp. Schon heute sei unübersehbar, dass dieCIO-Rolle sich wandelt. In der Tat: Das Beherrschen von Programmiersprachen katapultiert keinen mehr auf der Karriereleiter nach oben. Fachwissen ist nur der erste Schritt in der persönlichen Entwicklung. Was ein erfolgreicher CIO können muss - oder ob er wirklich obsolet wird - , beantworten Personalberater, die CIO-Positionen besetzen. Vier von ihnen sprachen auf den Hamburger Strategietagen.

Welche Eigenschaften braucht ein CIO?

1. Unternehmerisches Denken: Erfolgreiche CIOs blicken über den Tellerrand der IT-Abteilung hinaus und denken unternehmerisch, und das stets im Sinne der Geschäftsziele. "Gerade weil sich Geschäftsmodelle ständig verändern und sowohl Entwicklungs- als auch Lebenszyklen von Produkten immer kürzer werden, brauchen CIOs einen unternehmerischen Scharfsinn", sagt Jan Cron von Russell Reynolds Associates.

2. Teamführung: CIOs sind keine Einzelkämpfer. Sie sollten in der Lage sein, ein internationales Team zu steuern. Dazu gehört auch, die eigenen Mitarbeiter zu beobachten und sich genau zu überlegen, wie man sie weiterentwickeln kann. "Ein guter CIO entwickelt seine Leute gezielt", sagt Sven Michaelis von Egon Zehnder International. Er sei schließlich da, um eine Mannschaft zu führen und zu fördern.

3. Kommunikations- & Moderationskompetenz: Sein Team zu führen und kompetent zu kommunizieren reicht für einen erfolgreichen CIO jedoch nicht aus. "Ein CIO braucht Kommunikationsstärke gegenüber seinem Team, den Fachbereichen und der Geschäftsführung", sagt Sven Schatteburg von Kienbaum Management Consultants. Wer kommunikativ auftrete, werde sich gegenüber der Geschäftsführung deutlich leichter tun, seinen Wertbeitrag zu demonstrieren.

Prozessaffinität

Sven Schatteburg von Kienbaum Management Consultant: "Künftige CIOs müssen sich in die Rolle des Chief Process Officers entwickeln."
Foto: Joachim Wendler

4. Prozessaffinität: Sven Schatteburg glaubt daran, dass es den CIO-Posten in zehn Jahren noch geben wird. Aber die Rolle wird sich verändern: "Künftige CIOs müssen sich in die Rolle eines CPOs (Chief Process Officer) entwickeln, um den Anforderungen an die IT gerecht zu werden", sagt Schatteburg. Damit brauchen CIOs bereits heute eine starke Affinität zu Prozessen.

5. Innovation: Gerade von einem CIO erwartet der Arbeitgeber innovative Ansätze. Deshalb sollte man als IT-Verantwortlicher die Bereitschaft mitbringen, Strukturen infrage zu stellen und neue Technologien für das Unternehmen zu bewerten. Arbeitgeber wünschen sich einen CIO, der mit der technischen Entwicklung Schritt hält. "CIOs werden ja dafür bezahlt, technisch an vorderster Front zu sein, das ist doch großartig für jeden Technik-Fan", schwärmt Sven Michaelis.

6. Verständnis für das Business-Umfeld: Wer als CIO erfolgreich agiert, muss sich mit den Kollegen in anderen Fachbereichen austauschen und dabei bereichsübergreifend und kundenorientiert denken. "Der CIO sollte das Geschäft seiner operativen Kollegen verstehen und mit ihnen auf Augenhöhe diskutieren", fordert Edgar Kirchmann von der SUP Societät für Unternehmensplanung. Er beobachtet, dass CIOs hier oft zu wenig Impulse setzen.

7. Change-Management: Wenn die Kollegen aus dem Fachbereich und die Geschäftsführung mit dem CIO über ihre Anliegen und Ideen sprechen, ist das ein guter Anfang. Um das Beste aus diesem Dialog herauszuholen, sollte der CIO die Fähigkeit zum Change-Manager besitzen. "Eine wichtige CIO-Fähigkeit ist es, Business-Prozesse mit dem Team und der Führungsebene zu gestalten und mit der IT umzusetzen", sagt Sven Michaelis.

8. Verstärkte Flexibilität: Gerade von CIOs wird durch Umstrukturierungen und Veränderungen im Unternehmen häufig viel Anpassungsfähigkeit erwartet. Jan Cron beobachtet, dass diese verstärkte Flexibilität CIOs oft fehlt: "Gerade nach größeren Mergers und Akquisitionen haben CIOs häufig noch zu kämpfen", sagt er.

Internationalität

Sven Michaelis von Egon Zehnder International: "Ein CIO muss in seiner beruflichen Laufbahn nicht als Programmierer gearbeitet haben, aber er braucht ein klares IT-Verständnis."
Foto: Joachim Wendler

9 . Internationalität: Unter der Eigenschaft der Teamführungsfähigkeit ging es bereits darum, dass ein CIO in der Lage sein sollte, ein internationales Team zu führen. Eine oft diskutierte Frage ist die, ob es ausreicht, über gute Englischkenntnisse zu verfügen und als internationale Erfahrungen nur die regelmäßigen mehrtägigen Besuche der ausländischen Unternehmensstandorte vorweisen zu können. Jan Cron ist ein ausdrücklicher Befürworter eines Auslandsaufenthaltes: "Es gibt keine guten Gründe, weshalb man einen internationalen Karriereschritt ausschlagen sollte. Und in der Regel ist das auch für einen CIO karrierefördernd", sagt Cron.

10. Loyalität: Edgar Kirchmann von der SUP Societät für Unternehmensplanung erwartet von einem guten CIO Zuverlässigkeit: "Er muss darauf achten, dass die am Anfang eines Projekts gegebenen Commitments eingehalten werden", so Kirchmann. "Auch fremdverschuldete Projektabweichungen gefährden sein Image, da der CIO für das IT-Projekt steht." Neben der Zuverlässigkeit bei Projektzusagen zählt für Kirchmann auch die Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber zu den wichtigsten Eigenschaften eines CIOs: "Ein CIO sollte nachhaltige Verbesserungen im operativen Geschäft realisieren - dafür wurde er geholt. Dies dauert oft Jahre. Er sollte nicht gleich bei jedem Lockruf den Arbeitgeber wechseln."

Diese zehn Eigenschaften wurden in den Gesprächen mit den vier Personalberatern am häufigsten als die wichtigsten CIO-Eigenschaften genannt. Eine exakte Priorisierung ist natürlich nicht möglich, da sie von Unternehmen zu Unternehmen variiert. Auch bei den folgenden Fragen betonten alle vier Personalberater, dass es keine pauschalen Antworten geben könne.

Wie viel IT-Kenntnis brauchen CIOs?

Jan Cron Russell Reynolds Associates: "Wenn jemand mit 50 plus weiterhin neugierig ist und mit Veränderungen umgehen kann, dann steht der CIO-Laufbahn nichts im Weg."
Foto: Joachim Wendler

"Bei der Auflistung der wichtigsten CIO-Eigenschaften könnte der falsche Eindruck entstehen, dass jeder Jurist oder Kaufmann ein guter CIO sei", sagt Jan Cron.

Das seien sie nicht. "Gute CIOs sind meistens ausgebildete Informatiker oder Ingenieure", ergänzt er. Verfügen sie über diesen Hintergrund und bringen dazu die beschriebenen Fähigkeiten mit, grenzen sie sich von der Masse ab und qualifizieren sich für weitere Aufgaben. "Ein CIO muss in seiner beruflichen Laufbahn nicht als Programmierer gearbeitet haben, aber er braucht ein klares IT-Verständnis", sagt Sven Michaelis. Habe er das nicht, könne er vor seiner Mannschaft und nach außen nicht glaubwürdig auftreten. "Wenn man als CIO keine Ahnung von Technik hat, nimmt einen doch niemand ernst", so Michaelis. Trotzdem sieht er das IT-Verständnis nur als Basis für einen CIO-Posten. Deutlich wichtiger seien auf dieser Ebene die grundsätzlichen Management- und vor allem die Führungsfähigkeiten.

Wie wichtig ist Business-Erfahrung?

Nach Unternehmensgröße: Gehälter innerhalb der IT-Abteilung.
Foto: cio.de

Ein guter CIO bringt Verständnis für das Business-Umfeld mit, darin waren sich die Experten für die CIO-Karriere einig. Dieses Verständnis kann ein CIO im intensiven Dialog mit den Fachbereichen entwickeln, noch effektiver ist ein zeitweiliger Karriereschritt in eine Business-Funktion. "Wer diesen Schritt geht, hat den Business-Bezug kennengelernt und kann das dann in der IT umsetzen", sagt Sven Michaelis. Wer über einen solchen Schritt nachdenkt, dem rät Michaelis zum Wechsel in einen datenbetriebenen Fachbereich, zum Beispiel Supply Chain oder Produktionssteuerung. "An vielen CIO-Lebensläufen fehlt mir, dass die Kandidaten öfter mal etwas Neues wagen, zum Beispiel den Wechsel zwischen Business und IT", ergänzt Michaelis.

Hilft ein MBA?

IT-Gehälter: Anständiges Wachstum in den vergangenen 15 Jahren
Foto: cio.de

Sven Schatteburg hält einen MBA für hilfreich für die Entwicklung eines CIOs. "In dieser Zeit lernt man, ergänzende Perspektiven und eine Beobachterposition einzunehmen. Die Entwicklung des MBAs in seinen Inhalten unterstützt den CIO, eine wertschöpfende IT zu entwickeln", sagt Schatteburg. Auch Sven Michaelis hält den Executive MBA für sehr sinnvoll. Weiterbildung ist für ihn dann wertvoll, wenn man sich für einen Zeitraum von einer oder mehreren Wochen komplett auf ein Seminarthema konzentriert. "Von ein- bis zweitägigen Trainings halte ich wenig", so Michaelis. Wie sinnvoll ein MBA ist, macht Jan Cron von der Karrierestufe eines Kandidaten abhängig: "Mit zunehmender Karrieredauer spielt der MBA keine Rolle mehr", sagt Cron. Der MBA ermögliche in einer frühen Phase den Einstieg, später differenziere man sich damit nicht mehr.

Gibt es eine Altersgrenze für CIOs?

Der Hauptsitz der WHU in Vallendar.
Foto: WHU

Das kommt ganz auf die Unternehmenskultur des Arbeitgebers an. Viele Unternehmen erwarten von ihrem CIO Lebenserfahrung. Bei anderen - vor allem internationalen Technologieunternehmen wie etwa Google, Ebay, Skype oder Amazon - mache man deutlich schneller Karriere, weiß Jan Cron. Er und seine Kollegen von Russell Reynolds Associates haben unter anderem die IT-Verantwortlichen von Skype, HP und weiteren namhaften deutschen Unternehmen ausgewählt. "Generell sind Alter und Geschlecht bei uns kein Suchkriterium", ergänzt Cron. Das sehen auch andere Experten für die CIO-Karriere so: "Wenn jemand mit 50 plus weiterhin neugierig ist und mit Veränderungen umgehen kann, dann steht der CIO-Laufbahn nichts im Weg", sagt Sven Michaelis. Die CIO-Position verändert sich laufend und mit ihr die CIOs, die nie ausgelernt haben. Sie stellen sich kontinuierlich auf neue Technologien ein. "Of course you can teach an old dog new tricks", widerspricht Sven Michaelis dem Idiom, dass man alten Hunden keine neuen Tricks beibringen könne. Schon die selbstverständliche Nutzung von iPads und Smartphones unter CIOs zeige, dass old dogs sehr wohl lernfähig seien, "sonst würden die ja alle noch an einen Großrechner angekettet sein", meint Michaelis schmunzelnd.

Neue Tricks für alte Hasen

Leadership Excellence Program

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IT gehört in den Vorstand. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Kein Unternehmen überlebt heute ohne Informationstechnologie, geschweige denn ohne CIO. Dennoch finden sich hierzulande kaum IT-Manager, die es bis in die oberste Ebene geschafft haben. Das "Leadership Excellence Program" soll Ihnen helfen, das zu ändern. Gemeinsam mit der WHU -Otto Beisheim School of Management baut das CIO-Magazin ein speziell auf CIOs zugeschnittenes Führungskräfteseminar auf. Dazu zählen eine Woche Präsenzseminar mit renommierten Professoren der WHU, ein Aufenthalt in Indien oder China sowie das Schreiben einer Abschlussarbeit. Und: Networking, networking, networking. Denn wir wollen, dass Sie aus Ihrer knapp bemessenen Zeit das Maximale herausholen.

Warten Sie nicht darauf, dass sich Ihre Vorstandskollegen bewegen - arbeiten Sie selbst an Ihrem Aufstieg. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an unsere Kollegin Riem Sarsam unter 089/36086-523 oder rsarsam@cio.de

Wie wichtig ist der Vorstandssessel?

Branchenvergleich: Höchste IT-Gehälter in der Chemie.
Foto: cio.de

Karriereschritte im Unternehmen bedeuten für CIOs oft einen größeren Aufgabenbereich: "Je höher ein CIO auf der Karriereleiter aufsteigt, desto eher übertragen Unternehmen ihm crossfunktionale Aufgaben wie etwa Cyber Security oder Supply-Chain-Management", sagt Cron. Produkte sind immer stärker technologisch gestützt, und Themen wie Datensicherheit und Risiko-Management kann sich heute kein Unternehmen mehr entziehen. Damit bauen Vorstände stärker denn je auf das Know-how ihrer CIOs.

Dass den Kandidaten selbst oft sehr viel an einem Vorstandssessel liegt, beobachtet Edgar Kirchmann. "Viele CIOs möchten gerne in den Vorstand, aber nur wenige haben dafür den nötigen Biss", sagt Kirchmann. Es fehle häufig am Ansehen im operativen Bereich. Dennoch verortet er den CIO im Vorstand. "Die CIO-Rolle gehört ins Board. Wenn man sie richtig lebt, kann sie herausfordernder sein als die CEO-Rolle. Denn neben dem Verständnis für die einzelnen operativen Geschäftseinheiten und für die geschäftsbereichsübergreifenden Prozesse ist auch noch die Interpretation in die IT gefordert", sagt Edgar Kirchmann.

Fazit

Edgar Kirchmann SUP Societät für Unternehmensplanung: "Alle CIO-Eigenschaften und ein ausgeprägtes IT-Verständnis nützen nichts, wenn ein CIO nicht in das Management-Team passt."
Foto: Joachim Wendler

Bringt ein CIO nun all die erwähnten Eigenschaften mit und verfügt über ein klares IT-Verständnis, bleibt noch ein letzter Stolperstein für die CIO-Karriere übrig: Er muss ins Unternehmen passen. "Alle CIO-Eigenschaften und ein ausgeprägtes IT-Verständnis nützen nichts, wenn ein CIO nicht in das Management-Team passt", sagt Edgar Kirchmann. Er kennt Fälle, in denen ein qualifizierter Kandidat wunderbar in das eine Unternehmen passt, aber in einem anderen eine Fehlbesetzung wäre. "Jeder Kandidat muss zur Unternehmenskultur passen", weiß Kirchmann. Bringt ein passender Kandidat nun Neugierde, Unternehmergeist und den nötigen Biss mit, steht der erfolgreichen CIO-Karriere nichts im Weg. Damit übersteht der CIO auch das Jahr 2021.