Public Sector

10 Technologie-Trends für Behörden-CIOs

18.04.2023 von Jens Dose
Laut Gartner sollten IT-Verantwortliche im öffentlichen Sektor 2023 auf zehn Technologie-Trends besonders achten. Dazu zählen Cloud, Sicherheit, Automatisierung und künstliche Intelligenz.
Gartner nennt 10 Trends, die CIOs im Public Sector 2023 auf dem Radar haben sollten.
Foto: Lynix - shutterstock.com

Das Beratungshaus bündelt die Trends für Behörden und Regierungen in drei Gruppen, die jeweils drei Technologie-Felder umfassen: Modernisierung, Einblicke (Insights) und Transformation.

Als Fundament für diese drei Gruppen setzen die Marktbeobachter als zehnten Trend sogenannte Composable Government Applications. Dabei handelt es sich um eine Abwandlung ihres Ansatzes "Composable Business", mit dem die Analysten bereits seit 2020 hausieren gehen.

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Damit ist eine modular aufgebaute Anwendungsarchitektur gemeint, die einfach angepasst und umgebaut werden kann. So soll es möglich werden, schnell neue Anforderungen zu erfüllen und die Ämter rascher zu modernisieren. Dafür müssen Behörden Silos aufbrechen und sich von Legacy-Systemen und getrennt gehaltenen Datenspeichern lösen. Zudem sollten sie Technologien wie Automatisierung und Machine Learning einsetzen.

Modernisierung

Laut Gartner werden bis 2025 drei Viertel der Behörden-CIOs mehr Verantwortung für die Sicherheit in und außerhalb der IT übernehmen. Daher sollten sie einen adaptiven Security-Ansatz verfolgen, der der Verschmelzung von Unternehmensdaten, Datenschutz, Lieferketten, physischen Systemen und Cloud-Umgebungen Rechnung trägt. Die Sicherheitsstrategie müsse sich an der übergeordneten digitalen Transformation, der nationalen Sicherheit sowie an Resilienz-Zielen orientieren.

Um Legacy-Systeme und Silos abzubauen, raten die Auguren von Gartner zu Modernisierung über die Cloud. CIOs sollten ihre Sourcing-Strategien anpassen und herausfinden, wo As-a-Service-Angebote interne Ressourcen ergänzen können.

Dabei dürfen die Datenhoheit und der Datenschutz nicht vernachlässigt werden. Daher sollten Behörden-CIOs souveräne Clouds nutzen, um Daten und Infrastrukturen vor unerwünschten Zugriffen von Außerhalb zu schützen. In Europa zielt etwa die Gaia-X-Initiative darauf ab, so einen souveränen Datenraum zu schaffen (lesen Sie hier mehr zu aktuellen Gaia-X-Projekten).

Einblicke und Erkenntnisse

Um Entscheidungen in Echtzeit treffen zu können, sagt Gartner voraus, dass Behörden vermehrt in künstliche Intelligenz (KI) und Data Analytics investieren werden. CIOs sollten sich darauf vorbereiten, KI in der Breite nutzbar zu machen, indem sie Informationen dort verfügbar machen, wo Entscheidungen getroffen werden. Dazu sollten effektive Governance-Prinzipien zum Einsatz kommen.

Die IT-Chefs der Bundesländer
Denis Alt, CIO von Rheinland-Pfalz
Denis Alt ist neuer Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Ministerium für Arbeit, Soziales, Transformation und Digitalisierung. Der bisherige IT-Chef des Landes, Feodor Ruhose, wird Chef der Staatskanzlei.
Markus Richter, Bundes-CIO
BAMF-Vizepräsident Markus Richter ist Bundes-CIO. Er löste Klaus Vitt ab, der Ende April 2020 in den Ruhestand ging.
Christian Pfromm, CDO von Hamburg
Christian Pfromm ist seit Januar 2018 neuer CDO der Stadt Hamburg Sein genauer Titel lautet: "Chief Digital Officer / Leiter des Amtes für IT und Digitalisierung". Der CDO berichtet an den 1. Bürgermeister der Stadt Hamburg und an den Chef der Senatskanzlei. Zuvor war Pfromm von Juni 2011 bis Dezember 2017 Group CIO der BHF-Bank AG. CIO Jörn Riedel berichtet an ihn.
Bernd Schlömer, Landes-CIO von Sachsen-Anhalt
Bernd Schlömer ist seit Oktober 2021 CIO des Landes Sachsen-Anhalt. Er folgte auf Rüdiger Malter, der das Amt seit April 2020 innehatte.
Hartmut Schubert, CIO in Thüringen
Hartmut Schubert ist seit Dezember 2014 Staatssekretär im Thüringer Finanzministerium. Der Titel CIO kommt in der „Richtlinie für die Organisation des E-Government und des IT-Einsatzes in der Landesverwaltung des Freistaats Thüringen“ nicht vor. Dennoch erfüllt Schubert, der Beauftragte des Freistaats Thüringen für E-Government und IT, genau die Aufgaben und die Funktion des CIO. Mit dem Kabinettbeschluss der Richtlinie vom 7. Juli 2015 erhält Thüringen deshalb als letztes Bundesland einen Landes-CIO.
Thomas Popp, Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Sächsischen Staatsregierung (CIO)
Im Januar 2020 ernannte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) CIO Thomas Popp zum Staatssekretär für Digitale Verwaltung und Verwaltungsmodernisierung als Mitglied der Staatsregierung (CIO). Popp war bisher Landes-CIO in Sachsen.
Ina-Maria Ulbrich, Staatsekretärin, Mecklenburg-Vorpommern
Ina-Maria Ulbrich ist seit November 2016 Staatsekretärin im neu geschaffenen Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung Mecklenburg-Vorpommern. Aus "Landesentwicklung" wurde nun "Digitalisierung". Die Juristin wurde 2002 Regierungsrätin und Referentin im Umweltministerium, beim Landkreis Ostvorpommern und im Wirtschaftsministerium. Von 2006 bis 2008 leitete sie das Büros des Ministers für Verkehr, Bau und Landesentwicklung, von 2008 bis 2011 war Ulbrich Leiterin des Büros des Ministerpräsidenten. Ulbrich vertritt das Land auch im IT-Planungsrat.
Ralf Stettner, CIO in Hessen
Ralf Stettner ist Chief Information Officer und Bevollmächtigter der Hessischen Landesregierung für E-Government und Informationstechnologie (CIO) und folgt damit Patrick Burghardt, der im Januar 2024 das Amt des Oberbürgermeisters von Rüsselsheim übernahm. Stettner hatte von Ende 2018 bis Anfang 2024 die Position des Chief Information Security Officers (CISO) in der hessischen Landesverwaltung inne und war Leiter der Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit und Verwaltungsdigitalisierung im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport.
Stefan Krebs, CIO in Baden-Württemberg
Seit dem 1. Juli 2015 leitet Stefan Krebs die IT-Geschicke des Landes Baden-Württemberg als Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie (CIO/CDO). Der Diplom-Verwaltungswirt kennt sich mit Banken und IT-Sicherheit aus. Zu seinen ersten Aufgaben gehörte die Feinplanung für die schrittweise Bündelung der bisher dezentralen IT-Einheiten der Landesverwaltung.
Daniel Sieveke, CIO in Nordrhein-Westfalen
Nachdem Andreas Meyer-Falcke Ende 2023 in den Ruhestand ging, hat Nordrhein-Westfalen nun wieder einen IT-Verantwortlichen. Am 14. Mai 2024 entschied das Landeskabinett, die Funktion des Beauftragten der Landesregierung für Informationstechnik (CIO) an Daniel Sieveke zu übertragen.
Sven Thomsen, CIO von Schleswig-Holstein
Seit Mitte Juli 2013 lenkt Sven Thomsen als CIO des Landes Schleswig-Holstein die Geschicke des Zentralen IT-Management Schleswig-Holstein (ZIT-SH). Im ZIT-SH sind die Aufgaben der ressortübergreifenden IT- und Finanzensteuerung für alle Fragen der Informations- und Kommunikationstechnologie zentralisiert. Wie auch in Hamburg ist Sven Thomsen nicht Staatssekretär und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Im IT-Planungsrat wird Schleswig-Holstein durch Knud Büchmann, Beauftragter der Landesregierung Schleswig-Holstein für Zentrale IT-, Organisations- und Personalentwicklung vertreten. Seit Mitte 2017 ist Thomsen an das neue Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) angedockt.
Elena Yorgova-Ramanauskas, CIO im Saarland
Elena Yorgova-Ramanauskas, ist seit Juni 2022 Chief Digital Officer (CIO) im Saarland. Seit 2022 ist sie Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie.
Judith Gerlach, Staatsministerin für Digitales in Bayern
Die Landtagsabgeordnete und Rechtsanwältin Judith Gerlach (CSU) ist seit November 2018 Staatsministerin für Digitales in Bayern. Das Ministerium wurde neu geschaffen. Das neue Staatsministerium übernimmt die Grundsatzangelegenheiten und die Koordinierung der Digitalisierung Bayerns, die bisher bei der Staatskanzlei angesiedelt waren. Das Ministerium soll sich außerdem um die strategischen Fragen der digitalen Verwaltung kümmern.
Jörn Riedel, CIO von Hamburg
Seit 2008 hat Hamburg einen CIO. Den Posten hat seitdem Jörn Riedel inne. Angesiedelt ist er bei der Finanzbehörde der Hansestadt. Beim dortigen Amt für Organisation und Zentrale Dienste ist Riedel Abteilungsleiter für E-Government und IT-Steuerung. Anders als in anderen Bundesländern ist CIO Riedel nicht Staatssekretär - und gehört nicht dem IT-Planungsrat an. Hamburg vertritt in dem Bund-Länder-Gremium der Staatsrat der Finanzbehörde, Jens Lattmann. CIO Jörn Riedel verantwortet derzeit gleich mehrere übergreifende IT-Projekte in Hamburg.
Cornelius Everding, CPIO von Brandenburg
In Brandenburg fließen die Fäden in IT-Angelegenheiten nicht bei einem CIO zusammen sondern beim CPIO - dem Chief Process Innovation Officer. Mit dieser Bezeichnung soll die Orientierung an Prozessen betont werden, sagte gegenüber CIO.de Cornelius Everding, der das Amt seit seiner Schaffung im August 2008 innehat. Everding sieht sich nicht als alleine für IT zuständig an, sondern setzt auf einen Dreiklang: Mit dem CPIO kümmern sich um IT-Themen der zentrale IT-Dienstleister von Brandenburg und der sogenannte RIO-Ausschuss, die Runde der Ressort Information Officers. Aktuelles Thema ist das Forschungsprojekt "Stein-Hardenberg 2.0". Der Bund, Hamburg und Berlin, der öffentlich-rechtliche IT-Dienstleister Dataport und das Potsdamer Institut für E-Government bearbeiten die Frage, wie sich das Gemeinwesen mit modernen Werkzeugen organisieren lässt. Den CPIO hat Brandenburg beim Innenministerium angesiedelt. Amtsinhaber Everding ist nicht Staatssekretär, weshalb er - wie Kollegen aus anderen Ländern - nicht im IT-Planungsrat sitzt. Dort spricht Innenstaatssekretär Rudolf Zeeb für das Bundesland.
Hans-Henning Lühr, Staatsrat im Bremer Finanzressort
In Bremen ist die CIO-Funktion beim Staatsrat des Finanzressorts angesiedelt, Hans-Henning Lühr. Ihm direkt zugeordnet ist die Stabsstelle "Zentrales IT-Management und E-Government", die von Martin Hagen geleitet wird. Ein aktuelles Projekt der Bremer IT ist der einheitliche "Verwaltungs-PC": Ziel ist eine Standardisierung und die Professionalisierung des IT-Supports über alle Dienststellen hinweg. Im IT-Planungsrat vertritt Lühr Bremen.
Horst Baier, CIO von Niedersachsen
Das Land Niedersachsen hat am 20. März 2020 Horst Baier zum IT-Bevollmächtigten ernannt. Formal agiert der 57-Jährige als IT-Bevollmächtigter und leitet die Stabsstelle "Informationstechnik der Landesverwaltung".

Um Daten schnell verarbeiten und bereitstellen zu können, sollten IT-Verantwortliche ein Auge auf Automatisierung haben. Das bedeutet, Behörden- und IT-Prozesse automatisiert miteinander zu verknüpfen, um Bürgern digitale Services nahtlos bereitstellen zu können. Dazu gilt es, die Automatisierungs-Initiativen an der übergeordneten Digitalstrategie auszurichten und Kosten zu optimieren.

Auch der Datenaustausch zwischen Ämtern muss sich verbessern. Dazu bedarf es formaler Strukturen für die Verantwortlichkeiten beim Datenaustausch. Das schließt Standards für Datenstrukturen sowie Datenqualität und -aktualität ein. Hierzulande gibt es im Medizinsektor bereits solche Initiativen, wie etwa den Verein "Universitätsmedizin Baden-Württemberg", der beim Wettbewerb "CIO des Jahres" 2022 in der Kategorie "Public Sektor" den ersten Platz erreichte (lesen Sie hier mehr zu dem Projekt).

Transformation

Unter dem Begriff "Total Experience" (TX) verstehen die Gartner-Analysten, dass Behördenprozesse vermehrt vereinheitlicht werden, sodass Angestellte und Bürger einfacher mit ihnen interagieren können. Die Nutzererfahrung für alle Beteiligten soll verbessert werden, indem Silos aufgebrochen und moderne Prinzipien der Nutzerführung angewendet werden. CIOs müssen dazu unter anderem Medienbrüche in Prozessen identifizieren.

Die Bestrebungen, Bürgeridentitäten zu digitalisieren, verlangen laut dem Beratungshaus nach Ökosystemen für digitale Identitäten. Regierungen seien dafür verantwortlich, dass die Bürger digitalen Identitäten vertrauen und sie annehmen. Dazu müssten CIOs die Identitäten besonders sicher und leicht zugänglich machen.

Um die genannten modularen Anwendungen zu realisieren, benötigen Behörden nach Meinung der Analysten zudem "Case Management as a Service" (CMaaS), um Einzelfälle zu bearbeiten. Diese Produkte und Services sollten über Regierungsebenen und -Programme hinweg gemeinsam genutzt werden können.