Neue Technologien können dazu dienen, die Produktivität der Mitarbeiter zu erhöhen. Forrester Research hat dazu zehn Trends zusammengestellt, die bereits 2017 von Bedeutung sein dürften. Die Bandbreite ist groß: Sie reicht von Robotern und Automatisierung, die nach Einschätzung von Forrester durchaus Jobs kosten werden, bis hin zu Investitionen in IT-Sicherheit. Diese sind notwendig, um den Mitarbeitern größere Entscheidungsfreiheit bei der Nutzung passender Software gestatten zu können.
Digitalisierung verschiebt Prioritäten
Alles in allem fallen die zehn Trends in drei Kategorien:
Erstens neue Prioritäten, die sich in Folge von Digitalisierung und Kundenfokussierung auch auf der Personalseite ergeben.
Zweitens Veränderungen, die durch Automatisierung angeschoben werden.
Drittens Möglichkeiten durch neue Geräte - beispielsweise im Umfeld von Virtual Reality (VR).
Das Papier "Ten Trends That Will Reshape Workforce Productivity In 2017" der Forrester-Analysten J. P. Gownder, David K. Johnson, TJ Keitt und Michele Pelino sieht im Einzelnen so aus:
1. Konsequentere Überprüfung des technologischen Bedarfs
Die Autoren üben scharfe Kritik an der ITIL-Hörigkeit vieler Anwender. 69 Prozent der Firmen folgen demnach für ihre Service Desks dem Incident Management-Prozess der IT Infrastructure Library. Genau deshalb aber liege das Augenmerk beim IT Service Management (ITSM) auf der Zufriedenheit der Mitarbeiter mit bestehenden Services und gerade nicht auf der Verbesserung der Produktivität. "Im ITIL-Betriebsmodell gibt es überdies keine Richtschnur zur Beurteilung, ob die bereitgestellten Services die richtigen sind", heißt es in der Studie.
Forrester rät vor diesem Hintergrund dazu, sich von diesem formalistischen Ansatz zu lösen und den technologischen Bedarf schlauer zu ermitteln. Falls Anwender regelmäßig Mitarbeiterbefragungen durchführen, empfehlen die Analysten dabei Fragen nach den aus Sicht des Personals wichtigsten Services und nach solchen, die für die Produktivität hilfreich wären. Davon abgesehen seien formelle Überprüfungen des Bedarfs ratsam, die mit der Entwicklung von Mitarbeiterrollen einhergehen. Diese Rollen können im nächsten Schritt passgenau mit den zur Produktivitätssteigerung benötigten Schulungs- und Technologieressourcen abgestimmt werden.
2. Internet der Dinge und Smart Buildings nutzen
Das Internet of Things (IoT) ermöglicht bekanntlich Smart Buildings. Diese werden gerne und vorrangig dazu genutzt, Kosten zu sparen - zum Beispiel durch Optimierung des Energieverbrauchs für Heizung und Beleuchtung. Forrester empfiehlt den Anwendern, sich diese Potenziale auch zur Steigerung der Produktivität zu Nutze zu machen. So gebe es etwa Lösungen, die verfügbare Konferenzräume sichtbar machen und die Mitarbeiter von leidigen Suchaktionen entlasten.
"IoT-basierte Lösungen für das Gebäudemanagement haben sich auch deshalb als wertvoll für die Gewinnung neuen talentierten Personals erwiesen, weil sie eine klare Orientierung auf Mitarbeiterproduktivität signalisieren", schreiben die Autoren weiter. Und in der Regel seien produktive Mitarbeiter auch glücklicher bei der Arbeit.
3. Bessere Sicherheit für mehr Autonomie
Im vergangenen Jahr haben laut Studie 18 Prozent der Unternehmen ihren Mitarbeitern erlaubt, am Arbeitsplatz eigene Software zu installieren. Diese Zahl ist in der jüngeren Vergangenheit langsam größer geworden. Forrester geht davon aus, dass sie 2017 weiter steigt. Zumal auf der Geräteseite durch die Kombination von Windows 10 und modernen PCs neue Möglichkeiten entstehen, die durch moderne Netzwerk- und IT-Sicherheitsmethoden wie Zero Trust unterfüttert werden.
Die Logik hinter dieser Entwicklung ist klar. "Autonomie ist eine wesentliche Zutat zur maximalen Produktivität, besonders bei der Wissensarbeit", heißt es in der Studie. Und die Mitarbeiter wissen eben oft selbst am besten, mit welchen Apps sie am produktivsten arbeiten können. Die Anwender müssen aber Vorkehrungen treffen, um diese Freiheiten gewähren zu können. Forrester empfiehlt deshalb Investitionen in moderne Security-Technologien wie Network Analysis & Visibility (NAV) und Security Analytics.
Außerdem sei schon beim Migrationsprozess auf Windows 10 darauf zu achten, native Sicherheitsfeatures wie das Trusted Platform Module (TPM) nutzen zu können. Ferner sollten Unternehmen Mitarbeitern proaktiv erlauben, Software von bekannten und vertrauenswürdigen Quellen herunterzuladen. Forrester nennt als Beispiele dafür den Windows Store oder verschiedene Stores für Enterprise Apps.
4. Entlastung durch datengetriebenes Know-how
Wissensgetriebenes Business wächst nach Forrester-Prognose bis 2020 acht Mal schneller als das weltweite Bruttoinlandsprodukt. Im Mittelpunkt steht dabei die Anwendung von Daten und Analysen zur Differenzierung von Produkten und Kundenerlebnissen. Data & Analytics kann aber auch dazu dienen, durch Entlastung der Mitarbeiter von zeitraubenden Tätigkeiten die Produktivität zu steigern.
Als Beispiel dafür führt die Studie Amazon an. Die Lagerhaussoftware des Internetriesen finde beispielsweise den schnellsten Weg zur Bestellerledigung heraus; die Mitarbeiter müssen sich damit also nicht mehr befassen. "Konzentrieren Sie sich bei der Optimierung zur Produktivitätsmaximierung darauf, was automatisiert oder aus dem Mitarbeiter-Beritt entfernt werden kann", rät Forrester.
5. Optimierung der Automatisierungs- und Change Management-Strategien
Roboter im weiteren Sinne, also auch Automatisierungssoftware, werden laut Forrester-Prognose bis 2025 netto 16 Prozent der Jobs kosten - in diesem Jahr alleine in den USA 7 Prozent. Auch wenn im Rahmen dieser Umwälzung auch neue Stellen entstehen - nicht selten in Teilzeit - wird die nahe Zukunft geprägt sein von einer zunehmenden Zusammenarbeit von Robotern und Menschen. Damit diese erfolgreich Fahrt aufnehmen kann, ist laut Studie ein enger Schulterschluss mit den Personalverantwortlichen nötig, um die passenden Change Management-Strategien zu implementieren.
6. Aufräumarbeiten an der Wissensbasis
93 Prozent der Technologie-Führungskräfte meinen, dass ihr Unternehmen nicht vollständig vorbereitet auf die Automatisierungsrevolution sei. Dabei ist diese in vollem Gange. Die Studienautoren rechnen für 2017 mit Technologien wie x.ai: einem Software-Roboter, der Meetings via E-Mail planen kann - und zwar so, dass die Betroffenen gar nicht merken, dass sie mit einem Roboter kommunizieren. Dieses Beispiel soll eines verdeutlichen: Bereits in diesem Jahr werden die für Büro- und Administrationssupport zuständigen Mitarbeiter die Auswirkungen der Umwälzung spüren.
Für die Anwender bedeutet das, dass sie in grundlegende Komponenten investieren sollten, also in gut strukturierte Datenbanken und smarte Algorithmen. Am Anfang steht dabei das Aufräumen der Wissensbasis. Datenquellen müssen konsolidiert und im Anschluss verfügbar und handhabbar für kognitive Algorithmen gemacht werden.
7. BYOD-Management wird komplizierter
Auch in 2017 wird laut Forrester die Zahl an Leih- und Zeitarbeitern respektive externen Experten in den Firmen steigen. Die Analysten sprechen von der "kontingenten Belegschaft". Auch dieses Feld ist von der Automatisierung betroffen, weil neue Technologien den Abgleich von Selbständigen und spezifischen Jobaufgaben automatisch bewerkstelligen.
Weil diese freien Mitarbeiter oftmals ihre eigene Technologie ins Unternehmen bringen beziehungsweise dies beabsichtigen, gewinnt das Themenfeld Bring-Your-Own-Device (BYOD) an Relevanz. Forrester empfiehlt, gemeinsame Richtlinien dafür zu erarbeiten - und zwar unter Miteinbeziehung aller im Unternehmen betroffenen Abteilungen.
8. Experimentieren mit intelligenten Collaboration-Tools
Collaborations-Apps, die Artificial Intelligence (AI) nutzen, gibt es mittlerweile so manche. Die Studie nennt Springboard von Google, Watson Workspaces von IBM und Delve von Microsoft. Nach Einschätzung der Analysten ist es 2017 an der Zeit, diese Möglichkeiten auch zu verwenden. Starten sollte man dabei experimentell, mit ausgewählten Usern, die Anwendungsszenarien finden und testen.
9. Test- und Pilotphase für diverse Geräte
Neue Geräte sorgen dafür, dass immer mehr Menschen zum ersten Mal mit Computertechnologie arbeiten. Tablets und Wearables sind dafür Beispiele. Forrester tritt hier aber auf die Euphoriebremse. "2017 wird nicht das Jahr sein, in dem diese neuen Geräte allgegenwärtig werden", heißt es in der Studie.
Dort fokussieren sich die Autoren auf das Beispiel Smart Glasses und Augmented Reality. Der Markt hierfür sei derzeit stark fragmentiert. Eine Reihe von Geräten könne ähnliche, aber eben nicht identische Aufgaben erfüllen. Die monokularen Brillen von Google Glass etwa hätten nur wenige Gemeinsamkeiten mit der HoloLens von Microsoft. Außerdem sei der Hardware-Markt noch nicht reif. Nicht alle Hersteller können größeren Bestellungen etwa von 500 Stück nachkommen. 2017 sollte deshalb von Anwenderseite für Tests, Lernen und erste Feldversuche genutzt werden.
10. Use Cases für Virtual Reality
VR-Lösungen werden zwar von immer Firmen eingekauft, in der Regel aber mit den Endverbrauchern als Zielgruppe. Forrester sieht hier aber auch Potenzial zur Produktivitätssteigerung etwa bei der Mitarbeiterschulung, beim Produktdesign und bei der Visualisierung von Daten und Assets. Dennoch: Auch hier geht es erst einmal darum, sinnvolle Use Cases zu identifizieren. Die Studienautoren raten zur Zusammenarbeit mit Anwendungsentwicklern, um die passenden Hardware-Spezifikationen zu ermitteln.