Die Vorteile der Automatisierung reichen von mehr Effizienz und niedrigeren Kosten bis hin zu einer verbesserter Qualität. Wer aber Automation-Systeme wie RPA einsetzen will, sollte zehn typische Stolpersteine kennen, berichtet unsere US-Schwesterpublikation cio.com.
1. Ohne ausgereifte Strategie starten: Wer ohne klare Strategie und definierte Ziele in Projekte einsteigt, könnte sich genauso gut ohne GPS und Straßenkarte ins Auto setzen, sagt Anant Adya, Senior Vice President beim IT-Dienstleister Infosys. Entscheider sollten nicht ad hoc und intuitiv vorgehen. Wer nicht gleich ganze Prozessketten analysieren und Automation End-to-end betrachten will, könne mit kleineren, abgegrenzten Projekten starten, so Adya. Aber auch diese kleineren Projekte brauchen klare Ziele.
2. Ohne Business Case starten: Bevor man für Tools und Services rund um Automatisierung Geld in die Hand nimmt, muss klar sein, wie hoch diese Investitionen sein werden und welchen Benefit das Unternehmen dafür erwarten kann. Ein kalkulierbarer Return on Investment (ROI) ist Bedingung. Gleichzeitig warnt Adya davor, sich von solchen Kalkulationen entmutigen zu lassen. Sein Tipp: auf Open-Source-Software setzen - und darauf achten, dass die Lösungen mit den unternehmenseigenen Tools integrierbar sind.
3. "Big Bang" statt kleiner Schritte: Grundsätzlich eignen sich sehr viele Prozesse für eine Automatisierung. Brancheninsider raten dennoch davon ab, in einem "Big Bang" zu früh zu viel zu automatisieren. Besser sei es, mit ausgewählten "early adopters" zu starten, deren Erfolge zu kommunizieren und dann Schritt für Schritt weiter vorzugehen.
Die Lösungen sind "zu einfach zu implementieren"
4. RPA ohne Prozessverständnis einsetzen: Robotic Process Automation genießt derzeit viel Aufmerksamkeit. Bob Moore, Executive Vice President bei der Beraterfirma SPR, kritisiert, RPA-Lösungen seien "zu einfach zu implementieren". Das könne unerwünschte Folgen nach sich ziehen. Laut Moore setzt ein sinnvoller RPA-Einsatz voraus, dass die Anwender die Daten kennen, um die es geht, und, dass sie die Prozesse durchgängig definieren und verstehen.
5. RPA auf den falschen Gebieten einsetzen: Ein typischer Fehler ist es, RPA im Dienste von Compliance einzusetzen. Michael Cantor, CIO von Park Place Technologies, betont: "Nur weil Abläufe mittels RPA automatisiert sind, ändert sich nichts an den nötigen Kontrollen." Zumindest wenn Entscheider noch wenig Erfahrung mit RPA haben, sollten sie sich auf diesem Gebiet nicht darauf verlassen.
6. Auf den Irrglauben hereinfallen, jeder beherrsche Automatisierung: Die einfache Implementierung verführt zu dem Irrglauben, jeder Sachbearbeiter könne damit Prozesse automatisieren. Das kann zu folgenschweren Fehlern führen. Auch in Sachen RPA muss getestet, kontrolliert und gemessen werden.
7. Den Einsatz von DevOps nicht ausreichend vorbereiten: DevOps, ein Kunstwort aus Development und Operations, soll diese beiden Bereiche durch gemeinsame Anreize, Abläufe und Werkzeuge näher zusammen bringen. Auch hier gilt: der Einsatz muss vorbereitet werden. Das beginnt schon mit der Begriffsklärung, denn Entscheider können nicht voraussetzen, dass alle Beteiligten wissen, was gemeint ist.
Nicht jeder Prozess muss automatisiert werden
8. Die Endanwender ignorieren: Automation darf nicht losgelöst von den Sachbearbeitern betrachtet werden. Nicht jeder Prozess muss automatisiert werden. CIOs und ihr Team müssen bestimmen, welche Abläufe die stärksten Bauchschmerzen verursachen und warum. Anders formuliert: führt Automatisierung nicht zu spürbaren Benefits für die Anwender, hat sie wenig Sinn.
9. Skalierbarkeit unterschätzen: Den größten Fehler bei jeder Automatisierungs-Initiative begeht, wer nicht von Anfang an auf Skalierbarkeit setzt. Das erklärt jedenfalls Bhaskar Ghosh, Group CEO bei Accenture Technology Services. Zwar raten alle Branchenkenner, mit überschaubaren, kleinen Projekten zu starten. Ziel müsse aber immer sein, die Systeme unternehmensweit skalieren zu können.
10. Zu stark auf die Technologie konzentrieren: "People, Process and Technology" - dieses Motto gilt auch bei der Automatisierung. Denn die setzt nicht nur die richtigen Tools voraus, sondern auch die richtige Unternehmenskultur. Das heißt: wer automatisiert, muss neue berufliche Rollen schaffen und Mitarbeiter qualifizieren.