Manchmal sind abgekürzte IT-Anglizismen besonders einprägsam. FBI zum Beispiel. CIOs sollten dabei aber nicht an eine amerikanische Einrichtung zum Schutz der inneren Sicherheit denken, sondern an Fabric-based Infrastructure (FBI). Laut Gartner lassen sich dadurch um bis zu 20 Prozent niedrigere Abschläge bei der Konvergenz im Rechenzentrum herausschlagen. Einsparungen im sechsstelligen Bereich seien drin, wenn man sich an elf Best Practice-Schritte halte, so die Analysten.
Definition einer Fabric-based Infrastructure
Der Begriff „fabric“ stellt eine in der IT bekannte Analogie zu Textilgewebe her. Gepusht von Cisco hat sich der Terminus „Fabric Computing“ zuletzt eingebürgert für die Integration von Blade Servern mit Netzwerk- und Storage-Infrastruktur in der Architektur von Rechenzentren. Mit Begriffen wie „Converged Infrastructure“, „Unified Computing“ oder „Fabric-based Computing“ (FBC) ist letztlich das Ineinanderfließen von IT-Komponenten wie Servern, Data Storage Devices, Networking Equipment und Software für IT-Infrastruktur-Management, Automatisierung und Orchestrierung gemeint. Idealerweise entsteht so eine Plattform, von der aus in Richtung Cloud Computing abgehoben werden kann.
Gartner definiert FBI vor diesem Hintergrund als entstehendes Gebiet der vertikalen Integration von Hardware und Software mit Automatisierung als Sahnehäubchen oben drauf. Das Versprechen daran sei, IT-Abteilungen bei der Umsetzung der Vision vom dynamisch optimierten Rechenzentrum zu helfen. Von FBC unterscheidet sich FBI laut Gartner dadurch, dass bestehende Technologie-Elemente in einem fabric-gestützten Umfeld gruppiert und verpackt werden können, so dass eine konvergente Infrastruktur erreicht werden kann.
Ungewohnt an diesem Ansatz ist, dass die ansonsten eher stiefmütterlich betrachtete IT-Beschaffung zur tragenden Säule wird. „Bei FBI und ineinanderfließender Infrastruktur muss der gesamte Beschaffungsprozess mit Hilfe sorgfältiger Richtlinien kontrolliert und durchgeführt werden“, erläutert Gartner-Analyst George Weiss. Nachdem IT und Business mit dem Provider einen Deal ausgehandelt haben, müssen laut Gartner alle involvierten Parteien wissen, welche Lieferungen, Pflichten und langfristigen Auswirkungen der FBI-Vertrag beinhalte.
Es bestehe ein Spielraum von rund einem Fünftel für Einsparungen gegenüber dem Listenpreis, so Weiss. Vor dem Hintergrund, dass FBI-Verträge oft 2 oder 3 Millionen US-Dollar schwer seien, stünden sogar bei einer Marge von nur 10 Prozent Einsparungen von 200.000 oder 300.000 Dollar im Raum. Zu realisieren sei dieses Potenzial durch elf Schritte bei der Evaluierung, Auswahl und Verhandlung bei der FBI-Beschaffung.
Die 11 Schritte zur FBI
Schritt 1: Die Beschaffungs-Abteilung sollte von Beginn an einbezogen sein. Kommen die Procurement-Manager erst nach ersten Gesprächen und Verhandlungen mit den Anbietern hinzu, könnten schon unnötige Zusagen gemacht worden sein. Oder aber der Prozess zieht sich länger als nötig in die Länge.
Schritt 2: Ein erster Evaluierungs-Zeitpunkt sollte ein halbes Jahr vor dem erhofften Vertragsabschluss angesetzt werden. „Wenn der Vertrag überhastet abgeschlossen wird, gewinnen die Anbieter Vorteile, indem sie eigenen Bedingungen durchsetzen oder Zugeständnisse an die Kunden minimieren können“, so Gartner.
Schritt 3: Für den Evaluierungs-Prozess sollte ein Team über Funktionsgrenzen hinweg zusammengestellt werden. Denn die üblichen Rollen beim traditionellen IT-Einsatz müssen laut Gartner möglicherweise modifiziert werden. Wer den Betroffenen den Wandel ihrer Rolle nicht klar mache, müsse mit Konflikten und Ressentiments rechnen.
Schritt 4: Das Ersuchen um ein Angebot ist so gestalten, dass sich das Verständnis der IT-Abteilung von den kurz-, mittel- und langfristigen Business-Zielen darin widerspiegelt – mitsamt erwarteter Service Levels, geplantem Wachstum und Verbesserungen beim Technology Life Cycle. „FBI-Lieferanten modifizieren möglicherweise die Konfigurationen, verändern die Natur der Partnerschaft und beharren auf Nutzung der vereinbarten Management Software, selbst wenn sich Lizenzen, Preise und andere Bedingungen verändern“, warnt Gartner. Deshalb seien „Was wäre wenn?“-Analysen und Strategien zur Risikominimierung zentral.
Schritt 5: Bei der Angebotsforderung ist darauf zu achten, dass mindestens zwei Lieferanten für eine vergleichende Evaluierung in Frage kommen. Teile der FBI sollten also möglichst nicht vom Hauptpartner kommen. Außerdem sollte ein Plan entwickelt werden, wie mehrere vertikale Silos von verschiedenen Anbietern durch gängige Infrastruktur integriert werden können.
Ausstiegsszenario nötig
Schritt 6: Ferner ist zu gewährleisten, dass das mit der Auswahl betraute Team eng mit der Beschaffung zusammenarbeitet, um die günstigen Vertragsbedingungen herauszuholen. „Die Procurement-Abteilung sollte die IT-Mitarbeiter instruieren, wie man mit den Zulieferern in technischen Fragen umgehen soll“, so Gartner. Dies beinhalte etwa die SLA-Definitionen, dürfe aber nicht dazu führen, dass die Beschaffung Business-Fragen und Verhandlungen kontrolliert.
Schritt 7: Zu spezifizieren sind dann die zu liefernden Quoten. Laut Gartner sollte dies nach folgenden Kategorien aufgefächert werden: Hardware-Compute, Hardware-Networking, Hardware-Storage, Software-Fabric Resource Pool Management, Software-Cloud Management, Software-andere Lizenzen, Software-Wartung, Hardware-Wartung sowie Support Installation Services. „Gehen Sie sicher, dass für jede Kategorie Listen und Abschläge ersichtlich sind“, raten die Analysten. Ein besonderes Augenmerk sollte laut Gartner dem Support gelten. Ein Alarmzeichen sei es, wenn dieser mehr als ein Fünftel des Gesamtvertragswertes ausmache.
Schritt 8: Es braucht außerdem ein Ausstiegs- oder Brückenszenario für den Fall, dass der Vendor seine Roadmap ändert oder gar verlässt. Ein Mangel an Alternativen sei eine Einfallsschneise für ernste Verfügbarkeits- und Kontinuitätsprobleme.
Schritt 9: Tests und Integration sollten eine gemeinsame Angelegenheit sein. „Es ist Aufgabe der IT, den Prozess zu beobachten und zu garantieren, dass der Anbieter sich an seine Verpflichtungen hält“, so Gartner. Zum Quervergleich empfehlen die Analysten, die vertraglichen Kosten mit den hypothetischen Ausgaben zu vergleichen, die intern anfallen würden.
Schritt 10: Man sollte sich nicht an Fristen für zusätzliche Einkäufe und eine Data Center-Expansion binden, bevor nicht Meilensteine und Support wie vereinbart vorhanden sind. Die Zusammenarbeit mit dem Anbieter der Wahl sollte von der Service-Qualität, dem Support und wiederholten preislichen Abschlägen abhängig gemacht werden. Die Tür für andere Wettbewerber sollte nie zugeschlagen werden.
Fortlaufende Marktbeobachtung
Schritt 11: Nach der Wahl des Zulieferers sollten weder Suche noch Marktanalyse und -beobachtung abgeschlossen sein. „Technologien sind dynamisch – deshalb sollte die Geschwindigkeit von Innovationen auf Anbieterseite immer verglichen werden“, rät Gartner.
Weitere Informationen enthält die Gartner-Studie „Fabric-Based Infrastructure Best Practices Could Result in Up to Six-Figure Savings”.