Arbeiten im Homeoffice

11 Tipps, Beruf und Privates zu trennen

03.01.2024 von Christoph Lixenfeld
Hauptproblem von Heimarbeitern ist es, Berufliches und Privates so voneinander abzugrenzen, dass Zeit und Muße für beides bleibt. Wir sagen, wie es geht.
Ohne Disziplin ist es auch im Home Office schwierig, Arbeit und Freizeit in Einklang zu bringen.
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Homeoffice, das bedeutet endlose Arbeitstage, kein Kontakt zu den Kollegen, ständiges abgelenkt werden durch Freunde oder Familie, unstrukturierter Alltag, unregelmäßig Mahlzeiten. Sagen die einen. Für die anderen ist ihr Homeoffice der Inbegriff von Selbstverwirklichung: freie Zeiteinteilung, einkaufen, wenn die Läden leer sind, kein Arbeitsweg im Stau, kein überflüssiges Büro-Geschwätz, kein Dresscode etc. pp.

Was stimmt? Beides, es ist schlicht eine Frage der Betrachtungsweise. Chefs - vor allem die deutschen - halten in aller Regel nicht viel vom Konzept Homeoffice, bei den Angestellten gibt es zwei Lager, die sich unversöhnlich wie die Anhänger unterschiedlicher Religionen gegenüberstehen. Wobei die Gegner die Nachteile der Idee ebenso dramatisieren wie die Befürworter ihre Segnungen überhöhen.

Unstrittig ist, dass es Daheim-Arbeitern gelingen muss, die Trennung zwischen beruflich und privat hinzukriegen im Sinne von Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps. Also sich weder vom ständig präsenten Privatleben chronisch ablenken zu lassen, noch die Arbeit (zum Teil als Folge jener Ablenkung) bis in den späten Abend oder das Wochenende hinein auszudehnen. Der Trick ist, trotz physischer Nähe der beiden Sphären Mauern zwischen ihnen zu errichten, die eine ständige Vermischung verhindern. Wir stellen die elf wichtigsten Barrieren vor.

1. Ein Raum nur für die Arbeit

Daheim zu arbeiten ohne ein Zimmer, dass nur dieser Arbeit dient, ist sehr riskant. Wer mit Familie lebt und das Wohnzimmer zum Büro macht, kommt nie zur Ruhe. Weder in seinem Privatleben noch bei der Arbeit. Und wer alleine lebt, tut erst recht gut daran, irgendwann die Tür vor seinem Schreibtisch zumachen zu können.

2. Arbeits- und Freizeit klar definieren

Natürlich wollten Sie auch deshalb daheim arbeiten, um morgens im leeren Fitnessklub trainieren und anschließend eine Stunde in der Sonne einen Café trinken zu können. Dagegen spricht nichts. Außer, dass die allermeisten Menschen mit normalem Biorhythmus morgens am produktivsten sind und abends nach sieben müde. Wer viel schaffen und trotzdem regelmäßig frei haben will, der gewöhnt sich auch im Homeoffice einen Normal-Tagesablauf an, der dem von Büromenschen ähnelt - und durchbricht diesen dann mit gutem Grund. Zum Beispiel für Sport (siehe unten).

Auf den Dialog mit den lieben Kollegen möchten viele so weit wie möglich verzichten.
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3. Mehrere unterschiedliche Telefonnummern

Verschiedene Telefonnummern sind ebenfalls ein Muss für die stressarme Heimarbeit. Die Privatnummer sollte keinesfalls für die Kommunikation mit dem Unternehmen oder mit Kunden verwendet werden - anderenfalls werden Anrufe am späten Abend schnell zum Normalfall.

4. Getrennt Kommunikation

Wer echte Konsequenz beweisen und effizient arbeiten will, schaltet das Privattelefon tagsüber aus und das Jobtelefon abends. Schwer machbar in Zeiten des Smartphones? Vielleicht, aber was auf jeden Fall hilft ist die Einsicht, dass eine Trennung sinnvoll ist und der Versuch, diese Trennung zumindest teilweise zu verwirklichen.

5. Ein Notebook nur für Privates

Dieser Tipp ist zugegebenermaßen nicht ganz leicht umzusetzen, weil die Lösung für Menschen, die viel unterwegs sind, auch Nachteile birgt. Die wollen vielleicht auf der Zugfahrt erst eine Stunde arbeiten und anschließend einen Film ansehen. Das geht natürlich auch auf dem Firmenrechner. Andererseits: Um abends im Wohnzimmer noch etwas nachzusehen oder online ein Buch zu bestellen, genügt ein Netbook mit Internetzugang vollkommen. Private E-Mails können hier via Webmail abgerufen werden, Outlook (für die Job-E-Mails) wird nicht installiert.

6. Berufliche E-Mails nicht pushen lassen

Jedes Smartphone erlaubt es, die Push-Funktion für bestimmte Konten auszuschalten. Wer dann die hier ankommenden E-Mails lesen möchte, muss sie erst von sich aus abrufen. Oder auch nicht.

7. Die Kunst liegt im Nein sagen

Und das gilt nicht nur im Gespräch mit dem Chef, sondern auch im Verhältnis zu Familie und Freunden. Bestimmt gibt es in ihrem Freundeskreis Mütter, die temporär nicht arbeiten und Väter in Elternzeit. Sind ihre Kinder noch sehr klein, dann tun diese Menschen nichts lieber, als sich mit anderen im Café oder auf einen Spaziergang im Park zu treffen.

Zum Bespiel mit den Daheim-Arbeitern, die haben zwischendurch doch bestimmt mal eine Stunde Zeit. Wenn Sie regelmäßig darauf eingehen, kommen Sie zu gar nichts mehr. Sagen Sie also tagsüber bei solchen Anrufen prinzipiell nein, keine Zeit, nach dem dritten oder vierten Versuch haben es alle begriffen.

8. Die eigene Familie: Alles zu seiner Zeit

Natürlich muss man die Arbeit daheim nicht so rigide handhaben wie Thomas Mann, der sich jeden Morgen Punkt neun in sein Arbeitszimmer zurückzog und fortan von niemandem mehr gestört werden durfte. Aber auch für Nicht-Nobelpreisträger sind klare Ansagen für die Lieben hilfreich. Wie immer diese lauten. Ziel muss es sein, jeden Tag mehrere Stunden am Stück ohne Störung arbeiten zu können - um anschließend guten Gewissens abschalten und die Zeit mit der Familie genießen zu können.

9. Facebook und Youtube: Zeitdiebe niederringen

Daheim gibt es keinen Chef und keine Kollegen, die auf Ihren Bildschirm gucken könnten und Sie so davon abhalten, allzu viel Zeit mit unterhaltsamen Videos oder mit den frisch geposteten Urlaubsbildern von Freunden zu verbringen. Und das ist verdammt gefährlich, denn Heimarbeiter müssen alleine, also ohne soziale Kontrolle, die Disziplin aufbringen, sich von dem ganzen Geflimmer fernzuhalten.

Wem das schwerfällt, der kann einen kleinen Deal mit sich selbst schließen nach dem Motto: Wenn du diese und jene Aufgaben bis mittags erledigt hast, dann darfst du vor dem Essen noch zehn Minuten Bilder ansehen.

10. Regelmäßige Mahlzeiten auch ohne Kantinenbesuch

Die Arbeit im Homeoffice sollte auf keinen Fall dazu führen, dass Ihr Biorhythmus total durcheinander gerät. Sich im Pyjama mit Kaffee, aber ohne Frühstück an den PC zu setzen, schließlich um halb zwölf völlig ausgehungert drei Brötchen zu essen, das Mittagessen auf 15 Uhr zu verschieben, um dann zwar um sieben bei Tisch mit der Familie keinen Hunger zu haben, dafür aber um 23 Uhr umso mehr. Das ist der falsche Weg. Er führt vor allem zu Gewichtsproblemen.

Mittags immer zur selben Zeit etwas zu essen, außerdem in entsprechenden Abständen ein paar Stunden davor und danach, ist keine Erfindung von Kantinenpächtern, sondern dieser Rhythmus entspricht den normalen körperlichen Bedürfnissen der allermeisten Menschen.

11. Zeit für Sport einplanen

Zu viel sitzen ist extrem ungesund. Obwohl diese Erkenntnis alles andere als neue ist, ziehen die wenigsten Menschen die richtigen Konsequenzen daraus. Gerade Heimarbeiter, die noch nicht einmal gezwungen sind, sich regelmäßig auf dem Weg in den Konferenzraum oder ins Büro des Kollegen ein wenig Bewegung zu verschaffen, sollten Sport zum festen Bestandteil ihres Tagesablaufs machen.