Nach einigen Monaten Praxis stellt sich mehr und mehr heraus, zu was das iPad taugt und wozu nicht. Was man besser lassen sollte, ist das Bearbeiten umfangreicher Texte oder Tabellenwerke. Die Bildschirmtastatur des iPad lässt intensive Schreibarbeiten nicht zu: Unterschiedliche Tastaturlayouts für Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen verhindern das. Entsprechend rudimentär präsentieren sich die entsprechenden Office-Apps fürs iPad wie Notes, Numbers oder Keynote.
Seine Stärken hat das Tablet dort, wo man Eingaben per Bildschirm erledigen muss, unterwegs Termine oder Aufgaben kontrollieren kann, oder wo man beim Kunden schnell Daten präsentieren möchte.
In der folgenden Übersicht stellen wir Ihnen zwölf Business-Anwendungen für das iPad vor, die Sie interessieren könnten.
1. Office2
Wer in der glücklichen Lage ist, eine externe Bluetooth-Tastatur für das iPad sein eigen nennen zu können, findet in der Büro-Suite Office2 HD ein passendes Produkt.
Das "Quadrat-Office" ist auf das Anzeigen und Bearbeiten von Microsoft Office-Dokumenten und PDFs spezialisiert. Die Schwächen des iPad bei der Außenkommunikation fängt die Suite ebenfalls ab: Via Google Docs, Dropbox und MobileMe ist es einfach, Dokumente in Office2 HD zu importieren. Laut Anbieter lässt sich Office² HD auch als Laufwerk in den Mac-Finder oder Windows-Explorer einhängen, so dass das iPad plötzlich wie ein zusätzlicher USB-Stick funktioniert. Das hätten sich iPad-Benutzer lange Zeit nicht träumen lassen.
Der Preis von rund sechs Euro ist auch OK: Office² HD kostet nur ein Drittel der Apple-Bürosuite, leistet aber mit der Textverarbeitung und der Tabellenkalkulation zwei Drittel der Arbeit.
Preis: 5,99 Euro
2. Cortado Workplace
Der Cortado Workplace schließt gleich zwei Lücken, mit denen iPad-Besitzer leben müssen: die fehlende Druckmöglichkeit und die fehlende Option, Dokumente einfach und ohne iTunes zu transportieren.
Cortado funktioniert ähnlich wie die Dropbox: Man bekommt vom Anbieter einen Speicherplatz in der Cloud, die man für den Austausch von Dokumenten zwischen Firmennetz, Desktop-PC und iPad nutzen kann. Für Privat- und Kleinstnutzer gibt es ein Gigabyte Platz kostenlos, Firmen können gegen Gebühr auch größere Mengen ordern.
Die Dokumente lassen sich anschließend einfach über eine bestehende Internet-Verbindung auf das iPad laden und weiterverarbeiten.
Das Drucken oder Faxen ist ebenfalls über im Netzwerk integrierte Peripheriegeräte möglich.
Preis: kostenlos
Vergleichbares Produkt: Dropbox
3. Fax Print & Share Pro for iPad (FPSP)
Findige Zeitgenossen, so geht die Mär, legen das iPad einfach mit dem Bildschirm nach unten auf den Fotokopierer, um das ausdrucken zu können, was der Touchscreen anzeigt. Auf Dauer ist das aber auch keine Lösung. Bis das Update auf iOS 4.2 und damit auch die Möglichkeit zu drucken kommt (also bis November) können sich Fehlfunktionsgeplagte zum Beispiel mit Fax Print & Share Pro for iPad (FPSP) behelfen.
Die App erlaubt das Drucken, Faxen und Versenden von Dokumenten per E-Mail. Es verarbeitet gängige Dateitypen wie DOC oder PDF sowie JPG oder TIFF-Bilder. Leider kann das Drucken über FPSP zu einer zeitraubenden Sache ausarten; Jede Datei muss zunächst in die App importiert werden, bevor man sie an ein Ausgabegerät weiterleiten kann. Um eine Webseite auszudrucken, muss man zunächst die eingebaute Download-Funktion des Programms nutzen, um die Seite zu capturen und erst dann über die Startseite der App auszugeben.
Schön ist die Möglichkeit, Briefe direkt aus der App zu versenden. Das erinnert an das E-Post-Angebot der Deutschen Post. Leider war nicht in Erfahrung zu bringen, ob dieser (kostenpflichtige) Service nur in den USA oder auch in Deutschland zur Verfügung steht.
Preis: 6,99 Euro
4. Pocket Informant for iPad
Der Hosentaschen-Informant hält Sie über bevorstehende Termine und Aufgaben auf dem Laufenden. Der Pocket Informant macht mit der integrierten Datums- und Kontaktverwaltung da weiter, wo die rudimentären Basic-Apps des iPads für Kontakte und Termine aufhören. Die App sieht aus wie eins der klassischen Time-Planner und funktioniert auch so. Im Unterschied zum traditionellen Schreibtischplaner lässt sich der Pocket Informant zum Teil individuell anpassen und bietet zudem unterschiedliche Optionen für die Sicht auf Termine und Aufgaben.
Mit der Verbindung zu Google Maps lassen sich aus der App heraus auch Geschäftsreisen mit mehreren Zwischenstopps planen. Besitzer des 3G-iPads können sich zudem aus dem Programm heraus ihre Position anzeigen lassen. Für die Synchronisation von Terminen und Kontakten mit Outlook ist eine zusätzliche Applikation nötig.
Preis: 5,49 Euro
5. FlightTrack Pro
Reisen bildet nicht nur, Reisen ist anstrengend. Besonders, wenn sich Flüge verspäten oder ausfallen. Wohl dem, der eine App wie FlighTrack Pro im Handgepäck mit sich trägt. Die App verfolgt weltweite Flüge von und zu 3.975 Flughäfen und von 1.462 Fluglinien. FlighTrack Pro bringt Push-Mitteilungen aufs iPad, wenn sich Abflugzeiten ändern und schätzt Verzögerungen aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens.
Hübsch ist auch der Airport Board View, der Ihnen ein Faksimile des Abflugterminals Ihres Abflughafens aufs iPad spielt. So sind Sie der erste, der von Verspätungen und Streichungen erfährt.
Alle Infos, die Ihnen FlightTrack bietet, lassen sich via Twitter und Facebook auch mit anderen Reisenden teilen.
Und zuletzt: Falls Sie beim Warten auf den Abflug die Langeweile packt: Schütteln Sie das iPad, und FlightTrack sucht Ihnen per Zufall irgend einen Flug raus, den Sie live verfolgen können. Das hat schon manche Wartezeit auf faszinierende Weise verkürzt.
Preis: 7,99 Euro
6. Desktop Connect
Die App Desktop Connect stellt via Internet zwischen jedem Ort der Welt und Ihrem Desktop eine Verbindung her. So haben Sie Fernzugriff auf Ihre Dateien, Ihre E-Mails oder Ihre Termine und Kontakte. Die App arbeitet mit Windows- Mac- und Linux-Rechnern zusammen.
Da Desktop Connect Ihren Arbeitsplatzrechner quasi übernimmt, ist die Konfiguration via VPN oder RDS nicht ganz einfach und dauert rund eine Stunde. Danach ist es dann einfach. Sobald die App läuft, reproduziert Desktop Connect Ihren Desktop auf dem iPad, wo Sie alles sehen, aber leider nichts auf den Tablet-PC herunterladen können. Immerhin ist es über diesen (kleinen) Umweg nun doch möglich, auf dem iPad Flash-Dateien zu sehen oder - vorausgesetzt, der Desktop-Rechner ist entsprechend ausgestattet - Fernsehen zu gucken. Ist doch auch schön!
Für die Datensicherheit benutzt die App einen Passwortschutz und eine 128-Bit-Verschlüsselung.
Preis: 11,99 Euro
7. OmniGraphSketcher
Wo ein Bild mehr sagen soll als 1000 Zahlen, da kommt der OmniGraphSketcher ins Spiel. Die App ist auf gleichzeitig präzise und elegante Infografiken spezialisiert, die sich mit nur wenigen Handgriffen erstellen lassen. Mit dem OmniGraphSketcher lassen sich Diagramme zeichnen, aus Excel und anderen Anwendungen Zahlen importieren oder per Copy and Paste einfügen und anschließend in der App individuell darstellen. Das geht in einer Vierschrittfolge, die unserem Kollegen Brian Nadel von der US-Computerworld als eine der einfachsten Benutzerführungen der Welt erscheint. Er mag Recht haben.
Jedenfalls hat Nadel nur zehn Minuten gebraucht, um zwei professionell wirkende Verkaufsgrafiken zu bauen.
Aber bevor sich diese Kurzvorstellung wie bezahlte Werbung anhört: Einen Minuspunkt gibt es doch noch: Das Programm stellt Daten ausschließlich statisch dar; animierte Chart-Präsentationen sind damit leider nicht möglich.
Nach der Arbeit sind die Daten nicht verloren: Man kann sie als JPG oder PDF abspeichern und per E-Mail an Kollegen und Kunden weiterleiten.
Preis: 14,99 Euro
8. On-Core Time Master
Der On-Core Time Master ist quasi das Taxameter unter den Zeitnehmern. Wer als Freiberufler oder Angestellter die genaue Dauer seiner Tätigkeiten aufzeichnen muss, weiß mit dem Time-Master immer, was die Stunde geschlagen hat. Der Time Master funktioniert auch, wenn Sie die App beenden, um eine andere App zu öffnen. Die App lässt sich sehr genau an die Bedürfnisse des Benutzers anpassen, was über die mitgelieferten Tutorials und Videos schnell zu bewerkstelligen ist. Es ist möglich, Kundendaten aus dem iPad-Adressbuch oder per Komma-separierter Datentabelle zu importieren.
Aktivitäten können nach Zeit oder nach Dauer oder per Ein- und Ausblenden eingefügt werden. Mit einem (kostenpflichtigen) In-App-Add-on lassen sich die aufgezeichneten Zeiten auch direkt in Rechnungen gießen.
Preis: 7,99 Euro
9. Network Utility
Bei Network Utility handelt es sich leider um ein iPhone-Programm. Aber weil es dabei hilft, von außerhalb Netzwerkaktivitäten zu kontrollieren, sei es hier dennoch aufgeführt. Zumal es auch nichts kostet.
Das Tool fragt via WiFi das Firmennetz nach Verfügbarkeit und Performance ab und hilft so dabei, auch von unterwegs im Falle eines Ausfalls schnell reagieren zu können. Dafür sendet Network Utility vier Ping-Tests ans Netz, berechnet durchschnittliche Datenraten und zeigt anschließend die Ergebnisse. Zusätzlich kann Network Utility auch Netzwerk-Ports scannen, um zu sehen, wer diese Ports benutzt und ob es dabei eventuell periodische Probleme gibt.
Preis: kostenlos
10. SAPPLAPP 1.3
Was wie Kindergebrabbel klingt, ist in Wirklichkeit eine interessante App für mobile Anwender von SAP ERP. SAPPLAPP stellt über VPN oder einen IST-Server eine Verbindung zur firmeneigenen ERP-Anwendung her und macht es über diesen Zugang möglich, Transaktionen innerhalb des ERP-Systems abzurufen und zu verfolgen.
Nebenbei: SAPPLAPP unterstützt bereits das mit iOS 4.2 kommende Quasi-Multitasking Fast App Switching.
Preis: 0,79 Euro
11. Dragon Dictation
Die Idee hinter Dragon Dictation ist bestechend: Weil niemand Lust haben kann, Texte über die Bildschirm-Tastatur einzugeben, wäre es doch prima, sie direkt ins iPad zu diktieren. Die App ist sehr einfach zu bedienen: Man drückt den Aufnahmeknopf, hält sich anschließend möglichst nahe am eingebauten Mikro auf und spricht seinen Text. Anschließend tippt man auf den Bildschirm, um die Aufnahme zu beenden, und überlässt Dragon Dictate die Interpretation des eben Gesagten.
Die so erfassten Texte lassen sich komfortabel per E-Mail oder direkt an Twitter und Facebook übermitteln. So weit, so gut.
Die Texterkennung von Dragon Dictation funktioniert allerdings allenfalls mäßig. Hin und wieder leistet die Engine durchaus Erstaunliches, wenn sie zum Beispiel Straßennamen, die so in keinem Lexikon stehen, automatisch richtig schreibt. Ein anderes Mal stellt sich Dragon Dictate eher doof an: Spricht man der App ihren Namen vor, übersetzt sie in "Grillen die ich je". Oh, je!
Dass das Urteil über Dragon Dictation dennoch milde ausfällt, liegt weniger an der Texterkennung der App; für Geschäftsbriefe oder Artikel ist sie weitgehend unbrauchbar. Aber wer regelmäßig Twitter- oder Facebook-Einträge und SMSs liest, der weiß, dass richtig geschriebene Wörter oft schon die Ausnahme sind. Und da immerhin reiht sich Dragon Dictation nahtlos ein.
Preis: gratis
12. WiFi Finder
Der WiFi Finder ist eins dieser kleinen Tools, über die es sich kaum lohnt, große Worte zu verlieren. Aber es ist nützlich für alle, die mit ihrem iPad unterwegs und weit weg vom Firmen-WiFi sind und trotzdem ins Internet möchten. Schließlich hat sich nicht jeder die 3G-Version des Tablets zugelegt.
Der WiFi Finder macht nichts, was der Name nicht schon verrät, erledigt das aber sehr zuverlässig: Es nutzt die eingebaute Funktion des iPads, den Aufenthaltsort des Geräts zu identifizieren, und bietet im Umkreis des aktuellen Standorts aktive Hotspots an. Die lassen sich noch nach "kostenlos" und "kostenpflichtig" filtern.
Der Witz am WiFi Finder: Man benötigt nicht einmal einen Internetzugang dafür, sondern kann sich eine Offline-Datenbank herunter laden, die alle Infos auch ohne Internet präsentiert.
Wer häufig an denselben Orten unterwegs ist und nicht immer neu suchen möchte, kann sich einzelne Hotspots als Bookmarks speichern und anschließend umso schneller wieder aufrufen.
Preis: gratis
12+1. Famous Books
Bei Famous Books handelt es sich eher nicht um eine Business-App für das iPad. Aber weil sie so schön ist, sei sie hier - sozusagen außer Konkurrenz - dennoch erwähnt. Famous Books - Treasures of the Bavarian State Library ist eine App der Bayerischen Staatsbibliothek (StaBi), die zeigt, was mit dem iPad noch so alles geht.
In der App zeigt die StaBi ein paar ihrer und damit der Deutschen wertvollsten Schätze in ihrer ganzen Pracht. Zu den aufwändig digitalisierten Folianten zählen zum Beispiel der Parzival von Wolfram von Eschenbach, eine Abschrift der Gutenberg-Bibel und einige Faksimile-Handschriften von Adalbert von Stifter.
Nicht, dass man diese Bücher so mir nichts dir nichts im Bett lesen könnte. Aber es hat dann schon etwas Erhabenes, in den Werken, die man sonst nicht einmal mit Handschuhen anfassen dürfte, weil sie zu Staub zerfielen, einfach ein wenig blättern zu können. Es scheint, als sei das iPad dafür wie geschaffen.
Preis: gratis