Wie viel ein Systemausfall sein Unternehmen gekostet hat, musste wohl jeder CIO schon einmal ausrechnen. CA Technologies, Hersteller von IT-Management-Software, beleuchtet den Schaden durch Ausfallzeiten in einer Studie jetzt großflächig. Allein deutschen Firmen entgehen dadurch nach den Berechnungen jedes Jahr vier Milliarden Euro. Europaweit summiert sich der Schaden gar auf 17 Milliarden.
Befragt haben die Marktforscher von Coleman Parkes aus Großbritannien im Auftrag von CA 1808 IT-Verantwortliche - außer in Deutschland in zehn weiteren europäischen Ländern. Vertreten waren in der Stichprobe zu gleichen Teilen Unternehmen aus Finanzbranche, Industrie, öffentlichem Sektor und Handel, ebenso wie kleine Betriebe mit 50 bis 499, mittelgroße mit bis zu 999 und große Firmen mit 1000 oder mehr Mitarbeitern.
Der vorige Systemausfall dauerte sieben Stunden
Von den 202 befragten IT-Chefs aus Deutschland erleidet jeder durchschnittlich Umsatzeinbußen von rund 389.000 Euro im Jahr, weil wichtige Systeme ausfallen. Der letzte Systemausfall dauerte bei den Befragten aus Deutschland im Durchschnitt etwas länger als sieben Stunden. Rechneten die CIOs die Zeit dazu, bis alle Daten wiederhergestellt und die Systeme wieder einwandfrei liefen, kamen sie sogar auf eine Störungsdauer von 11 Stunden und 20 Minuten. Am längsten dauerte der letzte registrierte Störfall bei Teilnehmern aus dem Handel, am kürzesten in der Industrie.
Aufs Jahr gesehen ergeben sich bei den deutschen Unternehmen Ausfallzeiten von durchschnittlich etwas mehr als 14 Stunden, die Zeit nach dem Ausfall bis zur Rückkehr zum reibungslosen Betrieb dazu gezählt 22 ein halb Stunden. In der Industrie stehen IT-Systeme - und damit bei vielen auch die Bänder - übers Jahr gesehen mit fünf Stunden 20 Minuten am kürzesten still. Die meiste Zeit geht Betrieben des öffentlichen Sektors verloren, die mehr als 22 Stunden im Jahr von Ausfällen betroffen sind - samt Recovery-Zeit sogar fast 33.
Dass IT-Ausfälle das Geschäft behindern, dürfte keinen CIO überraschen. Die Studie im Auftrag von CA nennt nun auch eine Größenordnung: Während des Ausfalls ist die Fähigkeit der Unternehmen, Umsatz zu erzielen, um 30 Prozent verringert. Während der Dauer der Wiederherstellung aller Daten noch um 21 Prozent. Damit liegen die Deutschen etwa im Schnitt aller Befragten, die durchschnittlich 32 Prozent Einbußen während Ausfällen registrieren.
Deutschen Unternehmen schaden IT-Ausfälle besonders stark
In absoluten Zahlen setzen Firmen hierzulande IT-Ausfälle allerdings mit am stärksten zu. Die genannten 389.000 Euro verschenkter Umsatz jährlich liegen an zweiter Stelle hinter der knappen halben Million, die die französischen Teilnehmer als durchschnittliche jährliche Schadenssumme angaben. Auf die Deutschen folgen an dritter Stelle norwegische Unternehmen, die im gleichen Zeitraum rund 320.000 Euro verlieren.
Besonders interessant ist ein Blick auf die Ergebnisse für Italien. 33.844 Euro Umsatz geht den Unternehmen in dem südeuropäischen Land innerhalb eines Jahres durch Systemausfälle flöten. Gegenüber den zehn anderen von Coleman Parkes untersuchten Ländern ist das der mit Abstand niedrigste Wert.
Weniger ERP und CRM in Italien
Die Verfasser des Studienberichts erklären das zum Teil damit, dass italienische Unternehmen seltener ERP- und CRM-Lösungen einsetzten, deren Ausfälle sich besonders stark auf den Umsatz auswirkten. Außerdem gebe es vor allem in kleinen und mittelgroßen italienischen Firmen teils keine Service Level Agreements, anhand derer sich die Auswirkungen von Ausfällen messen ließen.
Wie häufig IT-Ausfälle vorkommen, ist in allen Ländern, Branchen und Firmengrößen ähnlich. Die befragten IT-Verantwortlichen sind damit durchschnittlich 2,3 Mal jedes Jahr konfrontiert. Am höchsten ist die Zahl der Ausfälle in französischen Betrieben mit etwas über drei pro Jahr. Deutsche Firmen erleiden durchschnittlich zwei IT-Ausfälle.
Welche Teile der IT-Landschaft von den Ausfällen betroffen sind, danach fragte die Studie nicht. Außerdem ging sie nicht den Gründen nach.
Schaden durch Systemausfälle als Weckruf für Unternehmen
Ob die von Coleman Parkes hochgerechnete Schadenssumme von europaweit jährlich 17 Milliarden Euro tatsächlich stimme, darin sei sie sich nicht sicher, sagte Vertriebs-Chefin Barbara Czerwinski von CA Technologies gegenüber CIO.de. Entscheidend sei aber gar nicht so sehr die konkrete Zahl, sondern die Größenordnung. "Und die muss ein Weckruf für die Unternehmen sein", erklärte Czerwinski.
Einen Weckruf an Unternehmen hatte CA schon im Frühjahr ausgestoßen: Damals ging es um den Umsatzverlust, den lahme Firmen-Web-Seiten verursachen, wenn Kunden aus Ungeduld vor Abschluss eines Geschäfts wieder wegsurfen.
Letztlich verfolgen beide Weckrufe ein ähnliches Ziel: Auf Lösungen von CA für das per Studie belegte Problem aufmerksam zu machen. Um den Schaden durch IT-Ausfälle gering zu halten, bietet CA seine Backup-Lösungen unter dem Familiennamen "Arcserve" an.
Die Studie über die Folgen von IT-Ausfällen hat CA Technologies unter dem Titel "The Avoidable Cost of Downtime" veröffentlicht. Neben deutschen IT-Verantwortlichen wurden auch Briten, Franzosen, Spanier, Italiener, Belgier, Niederländer, Norweger, Finnen, Schweden und Dänen befragt.