Die Zeit sei reif für einen viel breiteren Einsatz von Low-Code-Technologien in Unternehmen, dafür wollen sich die Anbieter Scopeland Technology, Necara, DResearch, Allisa, DMK E-Business, JobRouter, Simplifier und SQL Projekt stark machen. Ihr erklärtes Ziel in der Low-Code Association e.V. ist "Aufklärung". Man wolle das Leistungspotenzial von Low-Code aufzeigen, die Bandbreite der verfügbaren Angebote deutlich machen und Vorurteile abbauen.
Geplant ist auch eine intensivere Zusammenarbeit unter den beteiligten Anbietern und eine verstärkte Einflussnahme auf Wissenschaft und Ausbildung, wo das Thema Low-Code intensiver wahrgenommen werden müsse. Außerdem wollen die Initiatoren das aus ihrer Sicht falsche Bild geraderücken, wonach Low-Code nur etwas für Citizen Developer sei. Low-Code werde irgendwann die gesamte Softwareentwicklung umkrempeln.
Deutsche Low-Code-Anbieter müssen sich nicht verstecken
Das Angebot an Plattformen sei breit und vielseitig, deutsche und europäische Anbieter müssten sich keineswegs hinter der US-Konkurrenz verstecken, hieß es. Auch wenn die Grundüberzeugungen ähnlich seien, gebe es doch viele Produkte mit unterschiedlichen Ausprägungen. "Wer denkt, dass klar umrissen sei, was genau eine Low-Code-Plattform macht, und dass die einzelnen Produkte quasi austauschbar seien, liegt gänzlich falsch", heißt es in einer Mitteilung der Association.
Der Forrester-Analyst John Rymer hatte mit dem Begriff Low Code 2014 erstmals die unterschiedlichen und teils nicht vergleichbaren Technologien beschrieben. Er versteht darunter Produkte und Services zur Softwareentwicklung mit visuellen deklarativen Methoden. Das zeige den Lobbyisten zufolge, welche Bandbreite er im Sinne gehabt habe. Low Code sei der Türöffner für eine völlig neue Welt der Softwareentwicklung, mit unterschiedlichen Methoden und Technologien für ganz verschiedene Zwecke. Am Ende gehe es aber immer um eines: Softwareentwicklung ohne - oder fast ohne - Programmierung.
Betriebe werden mehrere Low-Code-Plattformen nutzen
Die Low-Code Association warnt Anwender davor, die Einrichtung einer Plattform schon als Low-Code-Strategie zu verstehen. In jedem Unternehmen werde künftig nicht nur eine, sondern gleich eine ganze Reihe von Plattformen für unterschiedliche Aufgaben zum Einsatz kommen werden. "Man sollte sich die Frage stellen, ob es in Zukunft überhaupt noch etwas gibt, das nicht Low-Code ist", schreiben die Anbieter.
Ihrer Ansicht nach stehen die Plattformen für einen Paradigmenwechsel in der Softwareentwicklung. Die Vorteile bestünden in mehr Effizienz und Flexibilität, einer steigenden Softwarequalität und dem schnellen Aufbau leistungsstarker Entwicklerteams. Unternehmen müssten sich heute fragen: Gibt es zwingende Gründe, etwas nicht mit Low-Code umzusetzen?
In der Mitteilung der Association heißt es:
Früher war die Erstellung einer großen Softwarelösung, vor allem eines kritischen Core-Systems (…) ein schwergewichtiges, langwieriges und oftmals problembehaftetes Vorhaben. Verständlich, dass man das nicht alle paar Jahre erneut durchleben möchte. Aber genau das ist der springende Punkt: Warum muss die IT so schwergewichtig, langwierig und problembehaftet sein? Genau das wollen die Treiber der Low-Code-Bewegung ändern.
Den Anbietern zufolge muss Software-Entwicklung künftig anders gedacht werden: einfacher, flexibler, leichtfüßiger. Könnten einzelne Softwarekomponenten um Faktoren schneller entwickelt werden, dann sei es auch einfacher, Anpassungen schnell vorzunehmen. "Low-Code bringt es ja gerade mit sich, dass man von dem Zwang, alles für die Ewigkeit in Stein meißeln zu müssen, befreit wird", argumentiert die Low-Code-Lobby.
Das Manifest des Low-Code Association e.V.
In ihrem Manifest, das herstellerübergreifend und technologieneutral sein soll, wollen die Anbieter verschiedene Perspektiven einbringen: die der Anbieter, der IT-Dienstleister und der Wissenschaft. Nach Meinung des Verbands verschieben sich die Rollen in der Softwareentwicklung teils dramatisch. Arbeitsteiligkeit und Spezialisierung in der Informatik nehmen ab. Künftig seien Universalisten gefragt, die sowohl technische als auch nicht-technische Rollen wahrnehmen könnten.
Das Low-Code-Manifest |
Low-Code revolutioniert die Konzeption, Entwicklung und langfristige Pflege von Software. Maßgeschneiderte Software wird zunehmend mit interaktiven, visuellen und deklarativen Methoden aus vorgefertigten Programmfunktionen zusammengesetzt. |
No-Code verstehen wir als eine besondere Ausprägung von Low-Code, gänzlich ohne Programmierung. |
Low-Code ermöglicht es Unternehmen und Organisationen, für viele ihrer Geschäftsprozesse maßgeschneiderte, und damit besser passende Softwarelösungen von hoher Akzeptanz einzusetzen, und das kostengünstig und schnell. |
Low-Code ist nicht nur eine weitere Methode oder Technologie, sondern auch ein komplett neuer Denkansatz. Low-Code steht dafür, sämtliche IT-unterstützte Prozesse neu zu denken und zu organisieren. |
Low-Code adressiert sowohl Citizen Developer und Business Developer als auch professionelle Low-Code-Developer und weitere Personengruppen. Damit verschiebt sich auch die klassische Arbeitsaufteilung, unter anderem hin zu einer aktiveren Rolle der Fachexpertinnen und Fachexperten. |
Für unterschiedliche Aufgabenstellungen und Anforderungen gibt es unterschiedliche Low-Code-Technologien und Lösungsansätze. Deshalb geht es nicht primär darum, sich für eine bestimmte Low-Code-Technologie oder -Plattform zu entscheiden, sondern ein Umdenken in der gesamten Organisation einzuleiten. |
Der Low-Code-Ansatz adressiert ein breites fachliches und technisches Themenfeld wie prozess- und datenorientierte Web- und App-Entwicklung, aber auch Künstliche Intelligenz, Schnittstellen- und Outputgenerierung, Prozesssteuerung und -automatisierung, Entscheidungsautomatisierung, Datenanalyse, Geodatenverarbeitung und vieles mehr. |
Low-Code schafft eine neue Qualifikation und ein neues berufliches Tätigkeitsfeld: das der Low-Code-Developer, also von nichtprogrammierenden Softwareentwicklern. Sie sind in der Lage, auch komplexe Entwicklungsprojekte umzusetzen, mit unterschiedlichen Plattformen für unterschiedliche Zwecke. Ideale Low-Code-Developer sind somit Projektmanager und -managerinnen, Requirements Engineers, Software-Architekten, Frontend- und Backend-, UUX- und Qualitätssicherungsexperten in einer Person. |
Low-Code ist auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel: sowohl durch die viel höhere Effizienz, als auch durch einen viel breiteren an der Entwicklung beteiligten Personenkreis. |
Low-Code-Tools und -Plattformen sollten die Softwareentwicklung ganzheitlich unterstützen, einschließlich Spezifikation, Integration, Test, Dokumentation, Deployment, Betrieb und Pflege. |
Low-Code reduziert die Komplexität der Anwendungsentwicklung, ist für alle Vorgehensmodelle geeignet und ermöglicht sogar neue, einfachere Vorgehensweisen und Methoden. |
Low-Code setzt sich das Ziel: Faktor 10 in puncto Schnelligkeit, Flexibilität und Qualität. |
Low-Code ist längst Realität, ausgereift und Stand der Technik. |
Low-Code muss zukünftig Teil der Strategie einer jeden Organisation werden. |
Keinen Platz gebe es für "Code-Künstler, die Programme entfernt von den Anwendern in abgedunkelten Räumen entwickeln und versteckt hinter leeren Pizzakartons viele Millionen Zeilen kryptischen Programmcodes in Tastaturen eintippen". Die Zukunft gehöre Allroundern, die gerne mit den künftigen Anwendern reden und schnell Ergebnisse abliefern wollen.
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Schlussfolgerungen und Prognosen
Der Low-Code Association zufolge haben gewohnte Vorgehensweisen wie das Wasserfallmodell, iteratives Protoyping und Scrum zwar weiter ihre Berechtigung, aber neue Ansätze, wie zum Beispiel das Phasenagile Vorgehensmodell werden ihnen gleichwertig zur Seite gestellt. Zu einer vereinfachten Softwareentwicklung gehöre auch ein entsprechend überarbeitetes Vorgehen. Künftig ließen sich strukturierte Arbeitsweisen viel besser mit der allseits gewünschten Agilität auf einen Nenner bringen.
Der Verband glaubt auch, dass Individualentwicklungen gegenüber Standardsoftware wieder interessanter werden, weil sich betriebliche Abläufe schnell und unkompliziert in Software abbilden ließen. Spezifische Arbeitsabläufe und Kunden- oder Lieferantenkontakte ließen sich mit den neuen technischen Möglichkeiten individueller gestalten, was Unternehmen Potenzial einräume, sich im Wettbewerb zu differenzieren. Durch den Einsatz von Low-Code-Technologien und der damit einfacheren Projektsteuerung könnten hier sogar Kostenvorteile erzielt werden.
Auch die Auslagerung von Entwicklungsarbeiten in Offshoring-Regionen werde abnehmen. Dank Low-Code gehe der Zwang zur Arbeitsteiligkeit stark zurück, es sei weniger sinnvoll, Programmierarbeiten in entfernte Weltgegenden zu verlagern. Zudem ermöglicht Low-Code, stärker auf eigene Ressourcen zurückzugreifen, vom Citizen Developer über den Seiteneinsteiger aus den Fachbereichen bis hin zu einer höheren Produktivität des IT-Kernpersonals.