Kienbaum-Vergütungsstudie

140.000 Euro für IT-Chefs

31.10.2011 von Werner Kurzlechner
Wer eine Ebene unter der Chefetage IT und Organisation verantwortet, verdient im Vergleich zu anderen leitenden Angestellten überdurchschnittlich.
Die einen auf Platz Drei, die anderen im Mittelfeld: So reihen sich IT-Manager im Vergleich zu anderen kaufmännischen Funktionen ein.
Foto: Kienbaum

IT-Manager verdienen im Vergleich zu anderen Führungskräften leicht überdurchschnittlich – zumindest dann, wenn sie neben der reinen Datenverarbeitung noch mit komplexen organisatorischen Aufgaben betraut sind. Insgesamt verspüren Leitende Angestellte in der Bundesrepublik in diesem Jahr einen deutlichen stärkeren Gehaltsanstieg als zuletzt: plus 3,1 Prozent gegenüber lediglich plus 2,3 Prozent im vergangenen Jahr. Und wer ein Spitzengehalt beziehen will, kommt am besten in der Chemieindustrie oder bei einem Mineralölkonzern unter. Das alles geht aus dem aktuellen Vergütungsreport der Managementberater von Kienbaum hervor.

Kienbaum befragte dafür knapp 750 Unternehmen und erfasste die Vergütungsdaten von mehr als 5200 Führungskräften. Dabei stellten die Berater eine positive Entwicklung der Jahresgesamtbezüge fest. Die Leitenden Angestellten der ersten Ebene unterhalb der Geschäftsführung erhalten 7.000 Euro mehr als im Vorjahr und damit durchschnittlich 139.000 Euro; die Bezüge der Führungskräfte auf der zweiten Ebene unterhalb der Geschäftsführung stiegen um 5.000 Euro auf im Schnitt 102.000 Euro jährlich.

Wer nur technische IT-Verantwortung trägt, verdient weniger

Im IT-Bereich unterscheidet Kienbaum mit leicht angestaubt wirkenden Begriffen zwischen den Segmenten „Organisation und EDV“, in das unter anderem betriebliche Organisationsleitung, Prüfung von Wirtschaftlichkeit und praktischem Einsatz der IT, Entwicklungsplanung für die IT-Abteilung und Personalschulung fallen, und „Datenverarbeitung“ mit rein technologischem Fokus.

Führungskräfte der Kategorie mit dem anspruchsvolleren Profil verdienen etwas mehr als der Gesamtdurchschnitt: 140.000 Euro auf der ersten Ebene unter der Chefetage, 124.000 Euro jährlich auf der zweiten Ebene. Im Gesamtschnitt ergibt das einen jährlichen Verdienst von 134.000 Euro. Im Bereich der kaufmännischen Funktionen wird das nur von der kaufmännischen Gesamtleitung (157.000 Euro) und dem Personalchef (135.000 Euro) übertroffen, ansonsten noch von Werksleitern (151.000 Euro), technischen Gesamtleitern sowie den Vertriebs- und Verkaufschefs.

Die zweite Gruppe der IT-Führungskräfte kassiert demgegenüber nur 120.000 Euro jährlich auf der ersten und 101.000 Euro auf der zweiten Ebene. In dieser Kategorie „Datenverarbeitung“ ist auch der variable Anteil am Jahreseinkommen vergleichsweise klein. Das Grundgehalt beläuft sich im Mittel auf 110.000 Euro (erste Ebene) und 94.000 Euro (zweite Ebene). Die Vergleichswerte im Segment „Organisation und EDV" liegen hier nicht sehr viel höher: 116.000 und 107.000 Euro Grundgehalt. Das heißt, dass insbesondere der variable Anteil für die auffällige Diskrepanz bei den Gesamtbezügen verantwortlich ist.

Schlusslicht Baubranche

Das deckt sich mit dem Gesamtbefund der Studie. Verbreitung und Höhe der variablen Vergütung seien je nach Hierarchieebene unterschiedlich, heißt es darin. 91 Prozent der Führungskräfte der ersten Ebene und 85 Prozent auf der zweiten Ebene sind tantiemeberechtigt. Das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. Im Durchschnitt erzielten Leitende Angestellte der ersten Ebene Bonuszahlungen in Höhe von 28.000 Euro und Führungskräfte der zweiten Ebene 16.000 Euro. Für das Jahr 2010 erhielten sieben Prozent der Leitenden Angestellten der ersten Ebene beziehungsweise acht Prozent derer der zweiten Ebene keine Bonuszahlung, weil sie die damit verbundenen Ziele nicht erreicht hatten.

Viele Unternehmen nutzen neben fixer und variabler Vergütung Zusatzleistungen, um die besten Mitarbeiter an sich zu binden. Die betriebliche Altersvorsorge ist insbesondere für Führungskräfte von Bedeutung: 70 Prozent der deutschen Unternehmen bieten ihren Leitenden Angestellten eine betriebliche Altersvorsorge; das entspricht etwa dem Vorjahresniveau. „Die betriebliche Altersvorsorge ist die wichtigste, aber für die Unternehmen auch die teuerste Zusatzleistung“, sagt Kienbaum-Vergütungsexperte Christian Näser.

Die Spanne der Jahresgesamtbezüge von Führungskräften ist in der Praxis außerordentlich groß: Sie reicht in Einzelfällen von weniger als 50.000 Euro bis zu mehr als 500.000 Euro. In der Gehaltsklasse 50.000 bis 100.000 Euro liegen 39 Prozent aller Führungskräfte, 38 Prozent verdienen zwischen 100.000 Euro und 150.000 Euro und 20 Prozent erhalten ein Jahresgehalt, das höher als 150.000 Euro ist. Den letzten Platz in der Gehaltsrangliste belegen Leitende Angestellte in der Position der Arbeitsvorbereitung und Produktionsplanung mit im Schnitt 82.000 Euro Jahresgehalt.

Im Branchenvergleich ist das Baugewerbe mit einer Jahresvergütung von durchschnittlich 120.000 Euro das Schlusslicht. Spitzengehälter gibt es demgegenüber in der Chemiebranche und der Mineralölverarbeitung mit durchschnittlich 180.000 Euro.

Die Unternehmensgröße beeinflusst neben der Branchenzugehörigkeit die Gehaltshöhe stark: Leitende Angestellte der ersten Ebene in Firmen mit einem Umsatz von 25 bis 50 Millionen Euro erhalten im Schnitt 114.000 Euro im Jahr, während eine Tätigkeit auf derselben Hierarchieebene in Unternehmen mit einem Umsatz von 500 Millionen bis 1,5 Milliarden Euro mit 155.000 Euro jährlich vergütet wird.

Große Unterschiede bei Firmenwagen

„Begründet werden diese Differenzen mit der engen Beziehung zwischen Verantwortung und Vergütung“, heißt es in der Studie. „Führungspositionen in größeren Unternehmen sind komplexer angelegt, stellen höhere Anforderungen an Fähigkeit und Engagement und sind mit höherer Personalverantwortung verbunden.“ Aus dieser anspruchsvolleren Aufgabenstellung ergibt sich dann eine bessere Dotierung.

Die Kluft zwischen den beiden IT-Kategorien dürfte auch daher rühren, dass die besser vergütete Gruppe in höherem Maße in größeren Firmen tätig ist. Gerecht ist die Begründung für die Unterschiede aber nach Kienbaum-Einschätzung nicht immer. „Auf der anderen Seite sollte nicht übersehen werden, dass Führungsfunktionen in kleinen und mittleren Betrieben fast immer auch infolge der nicht so tief gestaffelten Ebenen unmittelbarere Verantwortung tragen, was oft auch die Notwendigkeit zu größerer Flexibilität bedeutet“, relativieren die Berater.

Gegenüber dem Vorjahr stieg das Grundgehalt im Segment „Organisation und EDV“ auf der ersten Ebene um drei Prozent, in den übrigen IT-Kategorien nur um 2,5 oder 2,6 Prozent. In diesem Segment beläuft sich der variable Vergütungsanteil auf ein Fünftel. Einen Firmenwagen haben auf der ersten Ebene 73 Prozent, aber nur 48 Prozent auf der zweiten Ebene. Im Bereich „Datenverarbeitung“ sind es 60 respektive 43 Prozent.

Der Vergütungsreport "Leitende Angestellte 2011" ist bei Kienbaum erhältlich.