Wer hat in deutschsprachigen Unternehmen in Sachen Digitalisierung den Hut auf - diese Frage steht im Zentrum einer Studie von Kienbaum. Die Berater haben mit 80 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesprochen. Fazit: Erst gut jede zehnte Firma (elf Prozent) hat einen Hauptverantwortlichen für dieses Thema ernannt. Anders ausgedrückt: Fast 90 Prozent haben keinen.
Die elf Prozent dürfen sich demnach als Vorreiter fühlen, zumal ihre Digitalisierungschefs im Schnitt bereits knappe drei Jahre im Amt sind. Ihre Daten ergeben kein einheitliches Bild: unter ihnen finden sich sowohl Geschäftsführer und Vorstände als auch Führungskräfte auf Leiter-Ebene (Gruppe, Abteilung, Bereich) sowie Spezialisten.
Vor allem beim Gehalt zeigen sich erhebliche Unterschiede. Länderübergreifend verdienen die Digitalisierungschefs im Schnitt rund 150.000 Euro im Jahr, darin sind etwa zehn Prozent variable Vergütungsbestandteile enthalten.
In Österreich gibt es weniger Geld
Wer aber in einer österreichischen Firma als Spezialist/Experte die Digitalisierung verantwortet, muss sich mit 48.300 Euro zufrieden geben, und wer eine solche Position auf Vorstandsebene in der Schweiz innehat, kann bis zu 533.200 Schweizer Franken verdienen. In Deutschland reicht die Spanne von 54.000 Euro bis 358.500 Euro.
Wie kommt eine solche Bandbreite zustande? Durch das unterschiedliche Verständnis von Rolle und Aufgabe eines Digitalisierungsverantwortlichen. Kienbaum charakterisiert drei Idealtypen:
Auf Geschäftsführer-/Vorstandsebene sprechen die Berater vom Chief Digital Officer. Er verantwortet "das ganzheitliche Vorantreiben aller digitalen Themen". Dafür bringt er nicht nur technologisches Verständnis mit, sondern auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Er schafft eine klare digitale Vision und konzipiert eine digitale Strategie.
Auf Leiterebene geht es dann weniger um das Entwickeln von Visionen als stärker um die Umsetzung. Alle Prozesse im Unternehmen müssen überprüft und an neue Geschäftsmodelle angepasst werden.
Spezialisten schließlich verantworten nur Teilbereiche der Digitalisierung. So entwickeln sie zum Beispiel Datenmanagement-Systeme (Big Data) oder implementieren konkrete digitalisierte Prozesse.
Auch die Frage, in welchem Bereich Unternehmen Digitalisierung verorten, bringt kein einheitliches Bild. 35 Prozent nennen die IT, aber fast jeder zweite Befragte (48 Prozent) nennt "Andere" - eine Sammelkategorie, unter die das Qualitätsmanagement fallen kann, die Compliance-Abteilung, das Customer Relationship Management (CRM) und weiteres. Viele Unternehmen beschreiben Digitalisierung als bereichsübergreifendes Projekt oder beobachten, dass einzelne Fachbereiche die Verantwortung für den jeweiligen Prozess ad hoc übernehmen.