Xen ist in der Open-Source-Variante etwas die Luft ausgegangen, nachdem Citrix XenServer übernommen und kommerzialisiert hatte. Überhaupt hat sich das Angebot im Markt mehr auf die drei großen Produktreihen von VMware, Citrix und Microsoft verlagert. Doch mit der Unterstützung für KVM (Kernel-based Virtual Machine von Red Hat) durch die Open Virtualization Alliance und mit OpenStack, einer offenen Plattform für virtualisierte Cloud-Racks oder "Infrastructure as a Service" (IaaS), hat sich eine neue Situation ergeben.
Die erweiterte Angebotspalette kommt vielen Anwendern gelegen, besonders im VMware-Umfeld, weil ihnen die Lizenzbestimmungen des Marktführers zu schaffen machen. Selbst bei VMware, wo die Preisgestaltung so überschaubar zu sein scheint wie bei Microsoft, sehen viele Unternehmen die Gefahr, sich auf Dauer in eine neue Lock-in-Situation zu begeben. Häufig werden deshalb alle drei Virtualisierungsvarianten nebeneinander eingesetzt.
Man will sich so selber etwas offener ausrichten, allerdings um den Preis, dass man spezielles Know-how bei gleich drei Hypervisoren parat haben muss. Das bedeutet eine stärkere Beanspruchung der IT-Mannschaft, die Einstellung weiterer Mitarbeiter oder das Hinzuziehen teurer externer Berater. Auf jeden Fall dient das klassische Lock-in bei Mainframe oder Unix-Umgebungen als abschreckendes Beispiel.
Amazon EC2 praktisch Standard für IaaS
Mit dem Cloud-Hype ist nun von der Open-Source-Seite aus Bewegung in die Virtualisierungs- und Hosting-Szene gekommen. Wohl nur wenige der großen Unternehmen werden den Weg in Public-Cloud-Szenarios gehen, weil sie mehr auf die Kontrolle ihrer eigenen IT im Haus setzen. Doch eine temporäre Auslagerung von IT-Ressourcen nach dem Service- oder On-Demand-Modell von Cloud Computing ist durchaus attraktiv für kleine und mittlere Unternehmen. Das alles überragende Beispiel kommt derzeit von Amazons EC2 (Elastic Compute Cloud), das vielfach benützt wird. EC2 ist praktisch schon zu einem Defacto-Standard in Sachen IaaS geworden.
Einige Start-ups haben sich inzwischen verdient darum gemacht, virtualisierungs-basierte Cloud-Stacks oder -Plattformen auf den Markt zu bringen. Drei von ihnen – Eucalyptus, Nimbula und OpenStack – zeichnen sich dadurch aus, dass sie API-Schnittstellen zu Amazons EC2 bieten. Und auf dem Virtualisierungs-Layer kommen neben vSphere und Hyper-V offene Hypervisoren wie Xen und KVM zum Einsatz.
Nimbula und OpenStack mit großer Unterstützung
Nimbula wurde von dem Entwickler-Team gegründet, das schon EC2 entworfen hatte. Man konnte sich Venture Capital besorgen, so wie es auch Eucalyptus gelang, ursprünglich entstanden an der University of California in Santa Barbara. OpenStack wurde zusammen von der NASA und dem Start-up RackSpace entwickelt. OpenStack wird inzwischen von mehr als 80 Herstellern unterstützt und entwickelt sich zum Renner unter den IaaS-Plattformen.
Dies zeigt sich zum Beispiel an dem Wettlauf zwischen Dell und HP, die sich beide fast gleichzeitig zu OpenStack bekannten. IBM und Intel sind ebenfalls dabei, unterstützen aber so wie HP auch die "Open Virtualization Alliance", die versucht, den Hypervisor KVM als Alternative zu VMwares Server-Virtualisierung vSphere aufzubauen. Bei OpenStack nicht dabei sind interessanterweise Amazon, Google und Microsoft.
Alle wollen irgendwie dabei sein
Fragt man bei HP nach, wem man denn nun die meiste Aufmerksamkeit unter den verschiedenen Virtualisierungs- und Cloud-Plattformen zukommen lässt, bekommt man lediglich eine ausweichende Antwort. Und sehr schnell fällt dann das wenig aufschlussreiche Wort von der berühmten "Co-opetition". Man will halt irgendwie überall dabei sein. Und es sich mit niemandem verderben.
Die Antworten von Dell, IBM oder Intel kann man sich also denken.
Es steht eigentlich doch nicht so schlecht um die Zukunftsaussichten von VMware.