Das Wichtigste zuerst: Die Redaktion CIO wünscht allenLeserinnen und Lesern ein frohes, friedliches underfolgreiches Jahr 2002.
Das Zweitwichtigste: Die Suche nach Sparpotenzialen wird indiesem Jahr weitergehen - überall. Michael Bloomberg, derneue Bürgermeister von New York, will täglich mindestenseinmal mit Bus oder Bahn statt mit dem Auto fahren. Und auchdie 1000 IT-Verantwortlichen, die CSC Ploenzke gegen Endeletzten Jahres zu ihren neuen Prioritäten befragt hat,wollen den Blick stärker auf Sparsamkeit und Effizienz inder eigenen Organisation richten. E-Business ist in ihrerWertschätzung im Vergleich zum Vorjahr von Platz eins auffünf gesunken. Hochtrabende Zukunftspläne mag niemand mehrhören. Was CIOs 2002 in IT investieren, muss bis spätestens2004 wieder in der Kasse sein, sagen Dreiviertel derBefragten. Es regiert der ROI (Return on Investment). Die 86 Deutschen aus der Ploenzke-Umfrage fokussierten beiihren IT-Projekten stärker auf integrierteBackoffice-Lösungen, Amerikaner stellen einen verbessertenKundenservice in den Vordergrund. Abgesehen von diesenkleinen kulturellen Unterschieden wird aber eins deutlich:Experimentieren wird in 2002 genauso verpönt sein wie imvergangenen Jahr. Auch die amerikanische InvestmentbankMerrill Lynch hat bei den von ihr befragten CIOsherausgefunden, dass ganz oben auf deren To-Do-Listen für2002 stehen: IT-Sicherheit und Disaster Recovery, ERP,Web-Development, Windows 2000 und Storage.
Oh Gott, Storage. Das meiste Geld stecken CIOs laut MerrillLynch also in Massenspeicher. Zwölf Prozent ihres Budgetsund noch einmal knapp sechs Prozent für die dazugehörigeSoftware fließen in die Speicherei. Zwar mag es die edelsteAufgabe eines IT-Verantwortlichen sein, das Gedächtnisseines Unternehmens zu pflegen. Es ist aber auchgleichzeitig die langweiligste. Den wichtigsten "Gähner"nennt Cristopher Lindquist, Technik-Redakteur bei unseremamerikanischen Schwesterblatt, dieSpeicher-Technologie. Jeden Monat gibt es im Grunde nichtmehr zu berichten, als dass die Platten wieder kleiner undschneller geworden sind. Die dazugehörigen Bilder sind immerdie gleichen.
Sicherheit lässt sich dagegen schon lebhafter bebildern. Dasfreut Redakteure, hilft CIOs allerdings wenig. Sicher, auchsie profitieren vom "Bin-Laden-Effekt", wie John Gantz,Forschungsleiter bei IDC, das neu geborene Interesse anIT-Sicherheit nennt. Vorstand oder Geschäftsführung habennach dem 11. September verstanden, dass man in punctoSicherheit nicht zu sehr sparen sollte, sonst könnte derFortbestand der ganzen Firma gefährdet sein. Aber wird dasThema deswegen wirklich geliebt? Disaster Recovery hat nachwie vor den gleichen Appeal wie Schluckimpfung oderMalaria-Prophylaxe.
2002 könnte ein langweiliges Jahr werden - muss aber nicht,wie drei weitere Prognosen von IDC zeigen: Web-Servicessollen sich demnach in diesem Jahr zu ihrem Höhepunktaufschwingen, wenn auch zuerst nur in derMedienwelt. Brauchbare Produkte dürfen CIOs wohl erst in denFolgejahren erwarten, aber wir können immerhin schon darüberberichten. Denn spannend ist das am Horizont aufziehendeThema Web-Services allemal. Das Geld dafür sollte aberbesser erst nochmal umgedreht werden.
Da gibt es zwei andere Bereiche, die laut IDC 2002 einewichtige Rolle spielen werden, sowohl in den Medien wie auchin den Budgets der CIOs: Wireless-Lösungen bekommen von Metaebenfalls großes Wachstum bescheinigt, auch wennSicherheits-Bedenkenträger gegen sie argumentieren. Und nochspannender: Linux kommt in sein "Breakout Year". Unix- undLinux-Markt nähern sich weiter an.
Die anhaltende Unterstützung durch Unternehmen wie IBM hatalso gewirkt, wenn auch Linux im Desktop-Bereich weiterhinnichts zu melden haben wird. Da darf Microsoft weiterhinfleißig verkaufen. 75 Millionen Lizenzen von Windows XPwerden weltweit verkauft, prognostiziert IDC. Außer inChina, wo Linux sich auch im Frontend-Bereichdurchkämpft. Überhaupt China: 2002 kommt der Beitritt zurWTO (Welthandelsorganisation) und das Land könnte eingrößerer Markt werden als etwa Kanada oder Italien. Wachsensoll China in seinen IT-Ausgaben bis zu zwölf Prozent, alsoweitaus mehr als die USA (fünf Prozent) oder Westeuropa(sieben Prozent).
Quintessenz für einen deutschen CIO: Knappe Kassen, so wiesie am Anfang dieses neuen Jahres herrschen, können nichtverhindern, dass es 2002 viel Neues geben wird. VerlierenSie nicht den Blick auf die Bescheidenen und Innovativendieser Welt, also auf China oder die krisengeschüttelten NewYorker. Wir werden Sie auf dem Laufenden halten, wie Bus-,Bahn- und Radfahrer in puncto IT vorankommen und welcheLehren Sie für Ihre Arbeit daraus ziehen können.