Am Ende der Krise steht meist die Einsicht. Und die heißt im Augenblick für die meisten CIOs - nur nichts überstürzen. Man hat aus den Fehlern der IT-Industrie gelernt, die sich den größten Teil ihres Absturzes selbst zuzuschreiben hat. Die Einbußen auf der Umsatzseite während der letzten drei Jahre mögen immens gewesen sein, doch insgesamt hat man solche Rückschläge auch in der Vergangenheit erlebt. Aber noch nie galt es einen derartigen Kostenapparat durchzufüttern, den man sich in Erwartung aberwitziger Wachstumsraten zugelegt hatte.
Auch auf der Unternehmensseite sind die Budgets geschrumpft. Es geht immer etwas günstiger als derzeit angeboten, ist die Devise, die der CIO von seinem Vorstand mit auf den Weg bekommt. Outsourcing lautet zumeist die erste Antwort auf diese Anforderung. Auch in diesem Jahr wird dieser Bereich sehr zur Freude der Dienstleister weiter zulegen können. Doch wie bei der Commerzbank und der Deutschen Bank im vergangenen Jahr, so wird es auch 2004 nicht ohne Blessuren abgehen. Die Folge wird sein, dass sich das Personalkarussell beim IT-Management weiter drehen wird. Um für diese Entwicklungen gerüstet zu sein, gewinnt das klassische Networking weiter an Bedeutung. Dadurch können sich Branchentreffpunkte wie die Hamburger Strategietage über noch mehr Zuspruch freuen.
Mehr Geld in die Hand nehmen, müssen die Unternehmen in diesem Jahr im Softwarebereich. Denn bis Ende 2004 will SAP, die Weiterentwicklung bestimmter alter Programme einstellen. Betroffen ist vor allem die ältere Softwarefamilie R/3. Zudem steigt die Gebühr für die Standardwartung der alten Software auf jährlich 19 von bisher 17 Prozent des Kaufpreises. Ab dem kommenden Jahr werden gesetzliche Änderungen dann nicht mehr in die Finanzbuchhaltung und die Personalverwaltung eingebaut. Mehr als 8.000 Unternehmen sollen nach einer Gartner-Studie von dieser Umstellung betroffen sein. Über diese Entwicklung können sich auch die Hardwarehersteller freuen. Denn egal ob die Firmen auf eine aktuellere R/3-Version oder auf Mysap wechseln, der Ressourcenbedarf wird deutlich steigen.
Diese positiven Aussichten werden auch von einer Studie unseres amerikanischen Schwestermagazins getragen. Dort erwarten die IT-Entscheider, dass ihre Budgets in den kommenden zwölf Monaten um rund sechs Prozent wachsen werden. Das ergab zumindest die Dezember-Tech Poll , die das CIO Magazine zusammen mit der Deutsche Bank Securities und Prudential Securities durchgeführt hat. In früheren Umfragen hatten die CIOs noch angegeben, schwache Gewinne würden die IT-Ausgaben begrenzen. Nun ist jedoch die Stimmung umgeschlagen. Es werden größere Gewinne und damit auch steigende Investitionen in die IT-Infrastruktur erwartet.
Unterstützung erhält das IT-Management künftig auch wieder durch die Wissenschaft. So beschäftigt sich beispielsweise das Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik (ISST) mit dem Geschäftswert der IT. Das Institut hat eine wissenschaftlich fundierte Methodik entwickelt, die den "Business Value" erfasst, also den konkreten geschäftlichen Nutzen, der sich durch den Einsatz von IT erzielen lässt. Das Verfahren nennt sich IT Evaluation Management (ITEM). Damit soll die technische Bewertung von Software aus unternehmerischer und betriebswirtschaftlicher Sicht möglich sein. Der strategische Stellenwert der IT, der oft in Frage gestellt werde, könne so neutral ermittelt werden, so das ISST.
Die bisher schlimmste Krise, die diese Branche seit ihrem Bestehen erlebt hat, scheint sich ihrem Ende zu nähern. Dies belegen zumindest die bereits erwähnten Indikatoren. Auch wenn wir von Euphorie noch weit entfernt sind, so bieten die positiven Aussichten endlich wieder Hoffnung für das Jahr 2004.