Das Jahr 2011 lief gut für freiberufliche IT-Spezialisten. Schon im Frühjahr orakelte die Münchener Projektbörse Gulp, ob IT-Freie "bald knapp" würden. Im Herbst berichtete sie von Honoraren im Steigflug. Ein Rückblick auf die wichtigsten Themen:
- Honorare für IT-Freie: Seit 1998 wertet Gulp alle sechs Monate die Stundensätze freier IT-Experten aus. Im ausgehenden Jahr hieß das: Im Februar kassierten Freelancer durchschnittlich 72 Euro pro Stunde, im August waren es 73 Euro. Am meisten verlangten im August 2011 Projektleiter (81 Euro) und Berater (77 Euro), am wenigsten Hardware-Entwickler (61 Euro) und Administratoren (58 Euro pro Stunde). Diese Zahlen basieren auf Angaben von 75.000 Profilen in der Datenbank von Gulp.
- Jahresumsatz von IT-Freien: Mehr als 115.000 Euro sollten dieses Jahr als durchschnittlicher Gesamtumsatz drin sein. 2010 jedenfalls kamen die 410 Teilnehmer einer entsprechenden Gulp-Umfrage auf 115.134 Euro. Fast jeder Zweite (46 Prozent) rechnet für 2011 mit einer Steigerung.
Dabei lagen gut vier Fünftel (81 Prozent) der Befragten im vergangenen Jahr zwischen 60.000 und 160.000 Euro Umsatz pro Jahr. Zwölf Prozent verdienten mehr.
- Geschick bei Honorarverhandlungen: Wer angesichts dieser Zahlen meint, freie IT-Experten seien vollkommen zufrieden, irrt. Gulp hat 155 Selbstständige gefragt, ob sie sich in Stundensatzverhandlungen "im Allgemeinen sicher" fühlen. Immerhin 43 Prozent gaben zu Protokoll, sie hätten oft das Gefühl, sich über den Tisch ziehen zu lassen.
- Mangel an IT-Freien: Dabei hatten freie IT-Profis in diesem Jahr wahrlich keinen Grund zu übermäßiger Zurückhaltung bei Honorarverhandlungen. Glaubt man den Auswertungen von Gulp, waren sie 2011 sehr gefragt. Im April 2011 schrieb die Projektbörse gar, IT-Freiberufler würden "bald knapp".
Java, SAP und Windows gefragt
Diese Einschätzung stützte sich auf die Projektanfragen, die im März 2011 eingingen: durchschnittlich 675 pro Arbeitstag. Insbesondere Spezialisten für Java, SAP, Windows und Oracle konnten sich die Angebote aussuchen.
- Das Vorleben der IT-Freien: Mit lediglich neun Prozent ist noch nicht einmal jeder Zehnte von vornherein als Selbstständiger in sein Berufsleben gestartet. Das ergab eine Umfrage unter 377 Teilnehmern. 36 Prozent waren vor der eigenen Existenzgründung zehn Jahre oder länger festangestellt. Weitere 29 Prozent brachten fünf bis zehn Jahre Erfahrung aus einer Festanstellung mit.
- Arbeit als Selbstzweck? Gegen Jahresende schob die Münchener Projektbörse eine Frage zur Arbeitshaltung nach. Gulp wollte wissen, ob die IT-Freien auch dann noch arbeiten würden, wenn sie bereits jetzt genug Geld für den Rest ihres Lebens hätten. Für 17 Prozent ist das eine klare Sache: Sie antworten mit einem entschiedenen "Nein".
Jeder Vierte würde arbeiten, obwohl er nicht mehr muss
Eine Mehrheit von 56 Prozent will sich diese Entscheidung offen halten und antwortet mit einem vagen "Hin und wieder". 27 Prozent dagegen nehmen für sich in Anspruch, auch dann weiterzuarbeiten, wenn sie ohne Abstriche beim Lebensstandard damit aufhören könnten.
Die Münchener Projektbörse Gulp verfügt nach eigener Darstellung über rund 75.000 Profile von IT-Experten. Die Börse gibt an, im vergangenen Jahr knapp 135.000 Projektanfragen zugestellt zu haben, ein gutes Drittel mehr als 2009.