Wann ist Digitalisierung so weit umgesetzt, dass Unternehmen digital sind? Diesen Zeitpunkt beziffert der US-Marktforscher Forrester auf das Jahr 2020. Die Analysten stützen das auf Angaben von rund 950 Entscheidern, die für das Papier "By 2020, business will be digital" befragt wurden. Bei dieser Studie hat Forrester mit der Personalberatung Odgers Berndtson zusammengearbeitet.
Das Kriterium, wonach die Wirtschaftswelt 2020 digital sein soll, ist für Forrester der Umsatz. Die Befragten sollten einschätzen, wieviel Prozent ihres Erlöses sie künftig über digitalisierte Produkte und Dienstleistungen oder den Online-Verkauf konventioneller Produkte erzielen werden. Die Ergebnisse im Durchschnitt: 2015 sind es 29 Prozent, 2020 werden es 47 Prozent sein.
Die Analysten schlüsseln diese Durchschnittsangabe nach Branchen auf. Demnach erwarten insbesondere Versicherungen eine Digitalisierung ihres Geschäfts. Sie nennen für 2015 einen Anteil von 27 Prozent und für 2020 von 56 Prozent. Auch die Konsumgüterindustrie und der Handel erwarten überdurchschnittliche Steigerungsraten.
Healthcare, Handel und Versicherungen sehen sich unter Durck
Eine weitere Frage bezog sich darauf, wie stark die eigene Branche durch die Digitalisierung verändert werden wird. Dabei sehen sich Healthcare und wiederum Handel sowie Versicherungen vorn. So sehen 19 Prozent der Healthcare-Anbieter ihr Geschäft bereits jetzt massiv verändert, 24 Prozent erwarten weitere massive Beeinflussung im kommenden Jahr.
Forrester wollte wissen, wie gut sich die Unternehmen aufgestellt sehen. Dabei erklärt nur gut jeder Vierte (26 Prozent), sein CEO habe eine klare Vision für die Digitalisierung formuliert. Ebenfalls nur 25 Prozent denken, dass das Unternehmen das Potenzial dieser Entwicklung verstehen und umsetzen kann. Lediglich rund jeder Fünfte (21 bis 19 Prozent) erklärt, im Haus seien die nötigen Skills, Technologien und die erforderliche Kultur vorhanden.
14 Punkte der Digitalisierung
Die Analysten benennen 14 Punkte, die zur Umsetzung der Digitalisierung zählen: Digital Marketing-Strategie, Auswahl digitaler Medien, Customer Analytics, Customer Experience-Strategie, Social Media-Marketing, Social Media CRM (Customer Relationship Management), Web-Strategie, Web Design, CRM, Entwicklung mobiler Kunden-Apps, Auswahl der Vendoren, digitales Mitarbeiter-Engagement, Digital Sales und Corporate Communications.
Für jeden dieser Punkte haben sie die Zuständigkeit erfragt. Fazit: CMO (Chief Marketing Officer) und CIO teilen sich die Bereiche untereinander auf. Der IT-Entscheider verantwortet etwa die Entwicklung mobiler Kunden-Apps (37 Prozent der Nennungen), die Auswahl der Vendoren (34 Prozent) und das Web Design (28 Prozent). Kaum gefragt wird er dagegen bei der Digital Marketing-Strategie (fünf Prozent), beim Social Media Marketing (vier Prozent) und bei der Customer Experience-Strategie (sechs Prozent). Alle anderen genannten Punkte bewegen sich irgendwo dazwischen.
Eeine Digital Talent-Strategie entwickeln
Forrester rät CIOs, aktiv die Zusammenarbeit mit dem CMO und anderen C-Level-Entscheidern zu suchen. Außerdem sollten sie angesichts des verschärften Wettbewerbs um die richtigen Talente eine Digital Talent-Strategie entwickeln.
Vor allem aber brauchen CIOs, um nicht abgehängt zu werden, den Draht zum CEO. Forrester betrachtet es als Aufgabe des IT-Entscheiders, die Geschäftsführung von der Dringlichkeit der Digitalisierung zu überzeugen. Geht es nach den Analysten, sollten CIOs zum Beispiel den Kontakt zu digital-affinen CEOs anderer Unternehmen herstellen.