Bryson Paine arbeitet seit sechs Jahren als CIO im selben Unternehmen. Damit hat er die Halbwertszeit des durchschnittlichen amerikanischen CIOs bereits lang überschritten, die bei etwa vier Jahren liegt. Payne geht dabei ungewöhnliche Wege: Er war es leid, sich immer nur zu überlegen, warum CIOs nicht länger in einer Firma blieben. Er beschloss, sein Unternehmen mit anderen Augen zu sehen. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, ausgetretene Pfade zu verlassen. Aber Payne, der auch Professor an einer Universität ist, glaubt, eine Lösung gefunden zu haben.
Payne überlegt sich, welche Maßnahmen sein Nachfolger treffen würde. Anstatt ihm die einfachsten Aufgaben zu überlassen, geht er diese Dinge lieber selbst an. So heimst er selbst den Ruhm ein und schafft langfristig bessere IT-Lösungen. Mit diesen drei Ratschlägen bleibt man länger auf dem Posten.
1. Kleinere Probleme gleich angehen
Kommt ein neuer IT-Verantwortlicher in ein Unternehmen, löst er zuerst die einfachsten Probleme. Nervende Bugs und kleinere Unannehmlichkeiten sind oft schnell gelöst - man muss es nur angehen. Payne nennt so etwas "reife Früchte": Leicht zu pflücken und ertragreich. Das klingt zwar nach wenig - aber der Nachfolger würde es genauso machen.
Zwar müssen sich CIOs vornehmlich um strategische Innovationen und operative Tätigkeiten kümmern. "Aber bleiben Sie ausreichend in Kontakt mit denen, die Ihr System benutzen. So erfahren Sie, wo es hakt und wo Sie handeln müssen", rät Payne. Ihr Nachfolger wird sich sicherlich als erstes um solche Kleinigkeiten kümmern und dafür Lob bekommen. Wer hier vorgreift, kann den Lohn selbst einstreichen.
2. Beseitigen Sie den Presslufthammer
Es gibt Probleme, die sind so alltäglich, dass Mitarbeiter sie schon gar nicht mehr bemerken. Wer jeden Tag mit ihnen zu tun hat, der ignoriert sie einfach und arbeitet irgendwie mit dem Problem oder darum herum. Eine Lösung kann das nicht sein. Payne nennt so etwas das "Presslufthammer-Problem". Bauarbeiten mit dem Presslufthammer vor dem Fenster sind am ersten Tag nervend. Nach ein paar Tagen nimmt man den Lärm schon gar nicht mehr wahr. Erst jemand, der nicht damit vertraut ist, würde fragen: "Stört der Lärm da draußen nicht?" Und die Antwort: "Welcher Lärm?" Das Problem ist so alltäglich geworden, dass man es nicht mehr als solches wahrnimmt - stören tut es trotzdem.
Ein Nachfolger würde den Presslufthammer abschaffen: Identifizieren Sie, mit welchen Problemen in der IT die Angestellten jeden Tag zu kämpfen haben, ohne es zu merken. Welche Prozesse sind langsam und nerven? Und wie wirkt sich das auf die Kunden aus? "Lassen Sie nicht einen anderen als den Helden erscheinen", rät Payne. "Beseitigen Sie unnötige Unannehmlichkeiten für die Mitarbeiter, solange Sie es noch können."
3. Netzwerke pflegen
Welche persönlichen Beziehungen würde ein CIO versuchen zu retten oder zu verändern, damit die IT wieder im Tagesgeschäft greifbar ist? Diese Frage stellt sich Payne häufig. Denn er hält persönliche Beziehungen für die Antwort auf viele Probleme von CIOs. Mitarbeiter zusammen bringen und einbinden in Planung, Priorisierung und die Vorbereitung von Projekten muss ein Teil davon sein. Dann kann ein CIO ein persönliches Netzwerk aufbauen: Das macht mehr möglich und man erreicht mehr.
Unantastbar machen solche Netzwerke selbstverständlich nicht. "Ihre Beziehungen und Netzwerke machen Sie für das sensibel, was Ihr Unternehmen braucht", sagt Payne. Beziehungen zu Mitarbeitern und Kunden verbinden Sie mehr mit dem Unternehmen als alles andere.
Die Chancen, etwas zu verändern lieber gleich nutzen: "Packen Sie ein paar Dinge an, die sonst Ihr Nachfolger machen würde", sagt Payne. Beseitigt man die nervende Kleinigkeiten und größere Probleme und hat man einige Beziehungsgeflecht aufgebaut, das die Firma stärkt, dann steht man schon besser da. "Warten Sie nicht ab, sonst nimmt jemand anderes Ihnen den Ruhm weg", sagt Payne.