Es war einmal, da gingen wir nur ins Internet, wenn ein Computer bereit stand. Morgens im Büro, nach der Mittagspause und abends daheim. Aber dann kamen die Smartphones. Dank ihnen sind ihre Besitzer ständig online "und finden es zunehmend schwer, nicht mit der Cloud verbunden zu sein", schreiben die Marktforscher des Handy-Herstellers Ericsson in ihrer jüngsten Nutzer-Studie "From Apps to Everyday Situations".
Der beste Beweis: Schon vor dem Aufstehen nutzen 35 Prozent der Besitzer eines iPhones oder Android-Handys in den USA ihr Gerät. Am häufigsten schauen sie bei Facebook und anderen sozialen Netzwerken vorbei (18 Prozent) oder checken ihre Mails (11 Prozent). Weitere 11 Prozent hören Musik. Vor und auf dem Weg zur Arbeit ist das Smartphone dann bei 51 Prozent der User im Einsatz.
Selbst beim Abendessen nur mit Smartphone
"Viele Menschen nutzen heute ihr Telefon als Wecker. Wenn sie also aufwachen, ist es das erste, wonach sie greifen", erklärt der Handy-Hersteller diese Entwicklung. Jedes Jahr befragen die Ericsson-Marktforscher rund 80.000 Menschen in über 40 Ländern. Wie viele an der aktuellen Erhebungen in den USA teilgenommen haben, ist der Studie allerdings nicht zu entnehmen.
Im ganzen Alltag nehmen Besitzer ihr Smartphone ständig zur Hand - und das gar nicht mal zum Telefonieren. Am wenigsten nutzen es die Amerikaner nur beim Abendessen - aber selbst hier gaben 26 Prozent der befragten ihre "non-voice usage" an. Auf dem Weg zur Arbeit stehen vor allem Google Maps und ähnliche Dienste (29 Prozent) genau wie der eingebaute Musik-Player (28 Prozent) am höchsten im Kurs. Spiele kommen zur Mittagszeit häufig zum Einsatz.
Am stärksten im Einsatz sind die kleinen Alleskönner allerdings nicht im Bett. Vor dem Abendessen und am späten Abend liegen die Spitzenzeiten mit je etwa 65 Prozent. Ob Spiele oder Facebook - die meisten Freizeit-Apps erleben nach dem Abendessen ihre Hochzeiten, mit meist um 30 Prozent.
"Der Gang ins Internet wird spontaner und ungeplanter", urteilt die Studie. Sie führt dies auf die Apps zurück, weil sie deutlich einfacher strukturiert sind als die meiste PC-Software. Man muss sich nicht durch Dateipfade wühlen und hält sich nur selten mit der Eingabe von Adressen auf.
Die Apps locken ans Handy
Ericsson vergleicht das Internet-Verhalten von Smartphone-Besitzern mit anderen PC- oder Laptop-Besitzern. "Sie beschränken ihre Internet-Aktivitäten auf Gelegenheiten, wenn sie vor einem Computer sitzen können." Aber selbst wenn sie die Zeit hätten, mehrere Stunden am Tag vor dem Kasten zu verbringen, tun das die wenigsten. "Sie warten, bis sie mehrere Gründe haben, ihn anzuschalten und ins Internet zu gehen." So ergeben sich über den Tag mehrere Blöcke, an denen die Menschen ohne Smartphone bevorzugt ins Netz gehen.