"Bring Your Own Device" (BYOD) wird immer noch als Wundermittel gepriesen. Zugleich fragen sich viele Anwender, ob vermeintliche Vorteile wie Kostenersparnis oder steigende Mitarbeiterproduktivität nicht schlichtweg Mythen sind. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com sprach über das Thema mit Brandon Hampton, Mitgründer des Unternehmens Mobi Wireless Management, das Großunternehmen aus den Fortune 100 in Fragen der mobilen Strategie berät. Hampton gab CIO.com-Autor Tom Kaneshige Antworten auf fünf zentrale BYOD-Fragen.
1. Sparen Firmen durch BYOD-Geld? Das Kalkül, durch Entlastung der IT-Mitarbeiter oder Abwälzung von Kosten auf die Mitarbeiter Geld zu sparen, geht nach Hamptons Einschätzung nicht wirklich auf. „In vielen Fällen gibt es keine Kostensenkung“, so der Experte. Allerdings komme es auch auf den Einzelfall an. Typischerweise stimulierten Unternehmen BYOD, indem sie sich an den mobilen Ausgaben der mobilen Mitarbeiter beteiligten. Falle diese Beteiligung entsprechend klein aus, könne ein Einspareffekt vorkommen. Wer hier allerdings auf einen wirklich nennenswerten Effekt hofft, betrügt sich laut Hampton selbst.
Auch Apps brauchen Support
In diesem Zusammenhang hofften Firmen auch darauf, sich überhaupt nicht mehr mit dem Handy-Business auseinandersetzen zu müssen. Ein weiterer Trugschluss, so Hampton: „Unglücklicherweise geht BYOD mit einer Menge an Sicherheitsanforderungen einher und benötigt Mobile Device Management.“ Auch für die von den Mitarbeitern gewählten Apps gelte, dass sie Support, Updates und Problembehebung von der IT-Abteilung verlangen. „Die Leute werden mit ihren Fragen weiterhin den Arbeitgeber behelligen, nicht den Mobilfunkanbieter“, so Hampton. Es sei deshalb unrealistisch, sich aus der mobilen Welt völlig verabschieden zu können.
2. Kann BYOD die Produktivität der Mitarbeiter erhöhen? Kann vorkommen, meint Hampton. Wenn beispielsweise Mitarbeiter ein Firmen-Blackberry und ein eigenes iPhone haben, kann die Konzentration auf nur ein Gerät zu mehr Effizienz führen. Schon anders gelagert sei der Fall aber, wenn ein nicht in Kundenkontakt stehender Manager mit Laptop, Smartphone und Tablet arbeite. „Ich trage ein Tablet mit mir herum und suche immer nach einer Entschuldigung, es nicht verwenden zu müssen“, berichtet Hampton über seine eigene Erfahrung.
Wenn er davon höre, dass ein Unternehmen Produktivitätssteigerung anstrebe, frage er sich unweigerlich, wie viel davon tatsächlich erreicht werde. „Offen gesagt denke ich, dass sogar das Gegenteil eintreten kann“, so Hampton. Etwa dann, wenn Mitarbeiter ihre Arbeitszeit für Telefonate mit dem Handybetreiber oder für das Überprüfen ihrer Rechnungen verwendeten.
Durch BYOD als attraktiver Arbeitgeber erscheinen
3. Welche erfolgreichen BYOD-Programme gibt es? Trotz der Skepsis bezüglich gesenkten Kosten und gesteigerter Produktivität weiß Hampton von höchst erfolgreichen BYOD-Erfahrungen zu berichten. Das gelte aber vor allem dann, wenn nicht an Support und Personal gespart werde, sondern durch BYOD die Position als attraktiver Arbeitgeber für talentierte Mitarbeiter verbessert werden soll. „Das kann besonders gut in Branchen funktionieren, in denen der Konkurrenzkampf um die besten Köpfe besonders ausgeprägt ist“, so der Experte. Er denkt dabei unter anderem an Anwaltskanzleien.
Ein probates Mittel könne BYOD mit Kostenbeteiligung aber auch im Falle von Arbeitnehmern sein, für die das Telefon keinen Schlüsselfaktor darstelle und die nur etwa ein Fünftel ihre Arbeitszeit damit zubrächten. Im Umkehrschluss zweifelt Hampton an BYOD, sobald es um geschäftskritische Apps und Daten geht. Das liege vor allem daran, dass rechtlich noch ungeklärt ist, wem Unternehmensdaten auf einem privaten Endgeräte gehörten – dem Mitarbeiter oder der Firma.
4. Wie aufwändig ist die Umstellung auf BYOD? Gerade in multinationalen Firmen mit hoher Komplexität sei die Umstellung arbeitsintensiver als von den Anwendern zumeist gedacht, so Hampton. Er rechnet aus eigener Erfahrung vor, dass die Konvertierung pro User durchschnittlich 20 bis 25 Minuten in Anspruch nimmt. Muss sie für mehrere Tausend User durchgeführt werden, summiere sich das entsprechend. Noch längere dauere es, wenn eine Nummer eingerichtet werde, die der User dauerhaft behalten darf.
5. Wem sollte die Nummer gehören? Es sei eine echte Gefahr, die Nummern den Mitarbeitern zu überlassen, warnt Hampton. Er differenziert allerdings: Bei Verkäufern mit Kundenkontakt sei dies unbedingt zu vermeiden. Bei einem Assistenten der Geschäftsführung ohne Kontakte nach außen sei es hingegen kaum relevant. Deshalb gelte es klar zu regeln, in welchen Fällen ein Unternehmen Nummern an die Mitarbeiter abtrete. Er habe von Fällen gehört, in denen darauf bestanden werde, dass die Nummer nach Gebrauch an die Firma zurückfalle. „Ich frage mich aber, wie das in der Praxis funktionieren soll“, lautet Hamptons abermals skeptisches Fazit.