Private Cloud Computing ist seit geraumer Zeit in aller Munde. Nach Ansicht von Gartner gibt es dennoch immer noch Missverständnisse auf Anwenderseite. Deshalb räumen die Analysten mit fünf Fehlwahrnehmungen auf, die IT-Managern den Blick auf den wahren Wertbeitrag der Private Cloud verstellen. „Das Wachstum von Private Cloud Computing ist getrieben durch die rasante Ausbreitung von Virtualisierung und Virtualisierungsmanagement, das Wachstum an Angeboten für die Private Cloud und den Druck auf die IT, schneller und billiger zu liefern“, sagt Gartner-Analyst Tom Bittman. Fünf Irrtümer gelte es dabei aufzuklären.
1. Private Cloud ist nicht gleich Virtualisierung
Ein häufiger Verständnisfehler ist laut Gartner die schlichte Gleichsetzung der privaten Wolke mit Virtualisierung. Zwar stelle die Virtualisierung von Servern und Infrastruktur eine entscheidende Grundlage für den Weg in die Cloud dar. Dennoch müsse man die beiden Dinge klar auseinanderhalten. Dank Virtualisierung können Ressourcen wie Server, Desktops, Storage, Netzwerke und Anwendungen dynamisch und granular als ein gemeinsamer Pool begriffen und nach Belieben umverteilt werden. Gartner nennt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, über die virtualisiert werden kann: virtuelle Maschinen, Container für Betriebssysteme und Anwendungen, robuste Betriebssysteme, Software für Storage Abstraction und Grid Computing sowie horizontale Skalierung und Cluster Tools.
Alles das schafft quasi erst die abstrakte Basis, auf die Private Cloud Computing aufsetzen kann. „Private Cloud Computing ist eine Art des Cloud Computings, die von jeweils nur einer Organisation genutzt wird“, so Gartner. Zumindest sei in jedem Fall gesichert, dass ein Unternehmen isoliert vom Rest der Welt in der Wolke tätig sein kann.
2. Private Cloud dreht sich nicht allein um Kostensenkung
Durch Private Cloud Computing kann eine Firma die Betriebskosten senken, indem übliche mit Standardangeboten verbundene Aufgaben eliminiert werden. Zudem können Hardware-Ausgaben reduziert werden, da Ressourcen effizienter eingesetzt werden. Diese Vorteile auf der Kostenseite sieht auch Gartner. Die Analysten geben aber zu bedenken, dass vor dem Schritt in die Wolke beispielsweise in Automatisierungs-Software investiert werden müsse.
Deshalb rechtfertigten sofortige Einsparungen nicht immer die anfänglichen Investitionen. Umso mehr müssten die Vorzüge der Private Cloud abseits der Kostenreduzierung ins Blickfeld genommen werden. Laut Gartner bringen Self-Service, Automatisierung und Metering folgende Vorteile mit sich: Agilität, schnellerer Marktzugang, Skalierung nach dynamischer Bedarfslage und Experimentiermöglichkeiten für Geschäftseinheiten.
3. Private Cloud basiert nicht zwinged auf On-Premise
Definiert ist Private Cloud allein dadurch, dass sie persönlich zurechenbar ist – unabhängig von Ort, Ownership oder Managementverantwortlichkeit. Mehrheitlich sind Private Clouds on-premise-basiert, aber Gartner rechnet mit einem Zuwachs an Modellen auf Basis von Outsourcing und Off-Premise. Es werde bald flexiblere Lösungen geben, bei denen beispielsweise Rechenzentren und Geräte mit anderen geteilt würden, so die Analysten. Es sei vorstellbar, dass derartige Ressourcen zwar gemeinsam genutzt werden, aber über Virtual Private Networks isoliert seien.
4. Private Cloud ist nicht IaaS
Nochmals eine Abgrenzungsfrage: Infrastructure-as-a-Service (IaaS) sei zwar das momentan am stärksten wachsende Cloud Computing-Segment, so Gartner. Gleichwohl stelle IaaS lediglich die basalen Data Center-Ressourcen in leicht konsumierbarer Weise bereit, ohne die IT fundamental zu verändern. Das passiert nach Einschätzung der Analysten allerdings in Verbund mit den Angeboten aus der Private Cloud im Bereich Platform-as-a-Service (PaaS). Entwickler nutzten PaaS, um neuartige und bewusst für die Wolke gestaltete Applikationen zu entwickeln. „Sie werden absolut neue Services herstellen, die sich stark von den alten Anwendungen unterscheiden dürften“, so Gartner.
5. Es wird nicht immer „Private“ bleiben
Gartner geht davon aus, dass die Private Cloud technologisch eine Brücke schlägt. Über kurz oder lang werden nach Ansicht der Analysten Services aus der Public Cloud das Angebot ergänzen – nämlich dann, wenn sie durch Verbesserungen bei den Services Levels, der Sicherheit und beim Compliance Management die nötige Reife erlangt haben. Einige Dienste aus der privaten Cloud wandern demnach künftig in die öffentliche Wolke. „Die Mehrheit der Private Cloud-Dienste wird sich jedoch so entwickeln, dass sie Hybrid Cloud Computing ermöglichen“, so Gartner weiter. Die effektiven Kapazitäten privater Clouds werden dabei soweit ausgedehnt, dass sie Public Cloud-Services und Dritt-Ressourcen aufnehmen können.
„Mit dem Einstieg in die Private Cloud positioniert sich die IT als Broker für alle Services im Unternehmen, egal ob sie aus einer privaten, öffentlichen oder hybriden Wolke kommen oder klassisch bereitgestellt werden“, sagt Analyst Bittman. Eine als ausbaufähig verstandene Private Cloud sie so Teil einer visionären IT, die Gartner als „hybride IT“ bezeichnet.