Welche dringenden Aufgaben sind 2022 zu lösen und wie gehen Unternehmen sie an? - Diese Fragen behandeln die Analysten der Hackett Group in einer aktuellen Erhebung unter CIOs und CDOs (das Kürzel steht in diesem Fall für Digitalisierungs-Chefs). Die Antworten sind immer noch von der Pandemie geprägt. Folgende fünf Punkte stufen die Teilnehmer als besonders geschäftskritisch ein:
1. Cybersicherheit: Die Befragten haben Bedarf an neuen oder verbesserten Lösungen zur Abwehr von Cyberangriffen.
2. Fachkräftemangel: CIOs und CDOs sehen ihre Unternehmen in Sachen Qualifizierung der Belegschaft nicht gut genug aufgestellt.
3. Automation: Die Studienteilnehmer wollen technologische Abläufe wie auch Geschäftsprozesse stärker automatisieren.
4. As-a-Service: Ein Bezugsmodell nach dem As-a-Service-Prinzip setzt sich weiter durch, und zwar sowohl für Daten und Anwendungen als auch für Plattformen, Infrastruktur und weitere Elemente.
5. Arbeitsplatzgestaltung: Die Digitalisierung des Arbeitslebens erfordert virtuelle Kollaborations-Tools, einen Desktop-as-a-Service und den Einsatz von Augmented Reality.
Aus diesen fünf übergreifenden Themen ergeben sich konkrete Maßnahmen. Augenfällig ist zunächst die Notwendigkeit, das verteilte Arbeiten - im Büro, in der Wohnung der Angestellten oder von unterwegs aus - mit entsprechenden Lösungen zu sichern. Das beinhaltet auch die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Umgang mit potenziellen Risiken.
CIOs unter dem Druck von Inflation und Lieferengpässen
Ebenfalls oben auf der Liste steht der Appell, sich die richtigen Partner zu suchen. CIOs müssen die digitale Transformation auch unter dem Druck von Inflation und Lieferengpässen vorantreiben. Je stärker sie die unterschiedlichen Stakeholder einbinden, desto besser.
Das zentrale Ziel von CIO und Digitalisierungs-Chef ist, das Maximum aus den vorhandenen Daten herauszuholen. Das gelingt nur, wenn die fachlichen Kompetenzen auf die Geschäfts- und Digitalisierungsstrategie abgestimmt sind. Faktisch wird im Unternehmensalltag immer mehr iterativ entwickelt, die Rolle der internen Partnerschaften wächst. Die Belegschaft muss also immer wieder neu oder weiter qualifiziert werden. Dabei erklärt die Hackett Group generell, dass sich Unternehmen in ihren Abläufen - vor allem in allgemeinen Verwaltungstätigkeiten - schneller digitalisieren müssen. Und: Der Wert von Daten und Daten-Management hängt mit der Nutzung von Analytics zusammen. Alle Entscheider müssen verstehen, dass Analytics-Know-how firmenübergreifend gefragt ist, wenn sich die Qualität und Geschwindigkeit von Entscheidungen verbessern soll.
Nicht zuletzt geht es bei den Maßnahmen, die 2022 anstehen, auch um Geld. Angesichts der angespannten Lage werden CIOs mit jedem Mittel, das die Effizienz steigert, punkten können. Hier gilt: technologiebetriebene Initiativen sollen sich so schnell wie möglich positiv auswirken. IT-Chefs können Entwicklungsprozesse so gestalten, dass sich die "Time-to-Value" verkürzt.
Von der Notlösung zum Regelbetrieb
Zwei weitere Maßnahmen beziehen sich auf Endkunden und Mitarbeiter. Zum einen müssen sich Unternehmen darauf einstellen, dass die Verbraucher ihre früheren Konsumgewohnheiten - vor der Pandemie - nicht oder nicht vollständig wieder aufnehmen werden. Ihr Verhalten wird sich dauerhaft ändern; das müssen Unternehmen bedienen. Zum anderen werden auch die "internen Kunden", also die IT-Nutzer, ihre neue Freiheit des verteilten Arbeitens nicht komplett wieder aufgeben wollen. Die Hackett Group betrachtet dies als Zeichen der Reife in einer sich digitalisierenden Welt. Das heißt, dass Digital Workplace-Konzepte nun nicht mehr als Notlösung, sondern als Regelbetrieb umgesetzt werden müssen.
Die Analysten leiten aus diesen Erkenntnissen drei Ratschläge ab:
1. Etablieren Sie einen übergreifenden, standardisierten Ansatz für Data und Analytics: Der Einzug von künstlicher Intelligenz (KI) in bestimmte Kernanwendungen ändert den Blick auf Daten und Datenanalysen als Ganzes, so die Hackett Group. Zukunftsorientierte Unternehmen bauen Analytics-Kapazitäten auf, die durchgängig ("end-to-end"), wiederholbar, skalierbar und integrationsfähig sind.
Typischerweise richten solche Unternehmen zunächst ein Center of Excellence ein. Vergleichsweise neue Funktionen wie Chief Data oder Chief Digital Officer übernehmen die Aufgabe, Daten aus Silos zu befreien und auf Governance-Vorgaben zu prüfen. Ziel ist, einen horizontalen Layer qualitativ guter Daten zu bilden, auf die jeder im Unternehmen zugreifen kann. Außerdem investieren diese Vorreiter in die Entwicklung oder das Anwerben von Data Scientists. Konkret planen sie die verstärkte Nutzung von Werkzeugen zur Daten-Visualisierung, Advanced Analytics und Stammdaten-Management.
2. Richten Sie das Betriebsmodell auf Agile Development aus: In der aktuellen Studie gibt laut Hackett Group erstmals eine Mehrheit der Teilnehmer (54 Prozent) an, Methoden des Rapid Development zu nutzen. Ihnen stehen 37 Prozent gegenüber, die an der klassischen Wasserfall-Methode festhalten. Die verbleibenden neun Prozent arbeiten mit No Code oder Low Code, qualifizieren also Nicht-Informatiker zu sogenannten Citizen Developern.
Mit Blick auf die Unternehmens-IT erklärt die Hackett Group: "Die Zeiten hauseigenen Computings sind vorbei." Kernanwendungen werden zunehmend in der Cloud gehostet und nach dem As-a-Service-Modell bezogen. Zum zweiten Mal in Folge liegt der Anteil der Cloud-Nutzung höher als der des On-Premise-Betriebs. Das neue Paradigma lautet "Everything-as-a-Service".
Die Cloud als "Chief Enabler"
3. Realisieren eine universelle Erreichbarkeit: Digitalisierung birgt die Prämisse, von jedem Ort aus und zu jeder Zeit konsumieren, arbeiten und interagieren zu können. Dafür müssen Unternehmen die Voraussetzungen schaffen, und zwar sowohl auf ihre Kunden bezogen als auch auf die Mitarbeiter. Die Pandemie hat Entscheider bereits zu entsprechender Aufrüstung gezwungen. Nun müssen die Werkzeuge und Technologien optimiert und priorisiert werden.
Die Analysten sehen auch hier eine Cloud-basierte Infrastruktur als "Chief Enabler" - um gleich anzufügen, dass die geforderte Neupositionierung allein durch Technologie nicht zu erreichen sein wird. CIOs können den nötigen kulturellen Change aber nutzen, um den Stellenwert der IT durch das Bereitstellen von Tools und Methoden deutlich zu machen.