Wollen Unternehmen verhindern, dass der technologische Wandel ihre Belegschaft verunsichert, müssen sie sie gezielt weiterqualifizieren. Wie, das untersucht die Boston Consulting Group (BCG) gemeinsam mit Adecco in der Studie "Future-Proofing the workforce". Die Berater räumen ein, dass Entscheider mit unbekannten Variablen zu tun haben, weil kaum einschätzbar ist, wer wann welche Skills benötigen wird. Dennoch appellieren sie, jetzt zu starten.
Denn bei den Beschäftigten entsteht bereits Unruhe. Das zeigen die Antworten der insgesamt 4.700 Befragten aus neun Ländern. Jeden Dritten (33 Prozent) beschäftigt die Sorge, wegen des technologischen Changes den Job zu verlieren, "einigermaßen" bis "sehr stark". Jeder Zehnte sagt, Trends wie Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung veränderten seine Tätigkeit ständig. Es sei "herausfordernd", Schritt zu halten. Weitere 25 Prozent erwarten künftig alle zwei bis drei Jahre spürbare Veränderungen aufgrund von Technologie.
Mitarbeiter fühlen sich verantwortlich für ihre Weiterqualifizierung
Eine deutliche Mehrheit von 62 Prozent der Mitarbeiter sieht sich selbst in der Verantwortung, neue Skills zu entwickeln. Gleichzeitig erwarten 46 Prozent, dass sich der Arbeitgeber um die Durchführung von Qualifizierungsmaßnahmen kümmert. 37 Prozent nennen zusätzlich spezialisierte Schulungsanbieter und 28 Prozent sich selbst.
Diesen Ball müssen Entscheider aufnehmen, so die BCG. Auch, wenn die Gefahr besteht, Mitarbeitern Trainings zu bezahlen, die sie später bei einem neuen Arbeitgeber einsetzen.
5 Ratschläge für die Weiterbildung von Mitarbeitern
Die Boston Consulting Group und Adecco geben Entscheidern folgende fünf Punkte mit auf den Weg:
1. Jetzt handeln
Das Bewusstsein für die Anforderungen des technologischen Wandels alleine reicht nicht. Unternehmen müssen die Weiterqualifizierung ihrer Belegschaft sofort angehen, obwohl es keine Standards dafür gibt und sie sich auf unsicherem Terrain bewegen.
2. Zeit und Geld unterschiedlich einsetzen
Die BCG zählt nicht nur Festangestellte, sondern auch freie Mitarbeiter zur Belegschaft. Führungskräfte müssen alle Mitarbeiter von der Notwendigkeit der Weiterqualifikation überzeugen. Für Feste müssen sie einplanen, wieviel Zeit sie wann in Schulungen verbringen werden. Freie müssen gegebenenfalls durch finanzielle Anreize dazu gebracht werden, sich selbst darum zu kümmern.
3. Qualifizierung langfristig betrachten
Klassische Metriken wie der Return on Investment (RoI) lassen sich wegen der Unsicherheit über die faktischen Erfordernisse der Zukunft schwer anwenden. Weiterbildung ist für Unternehmen auf jeden Fall eine langfristige Aufgabe. Entscheider sollten jetzt überlegen, ob sie beispielsweise auf dem Firmengelände einen Campus einrichten, von den Räumlichkeiten her angelehnt an Universitäten.
4. Lernen personalisieren
Nicht jeder kann zur gleichen Zeit die Arbeit unterbrechen. Moderne Formen des Lernens bieten genug Flexibilität, jeden Mitarbeiter zu "seiner" Zeit lernen zu lassen. Elemente wie Gamification sollen die Motivation steigern. Elemente Künstlicher Intelligenz (KI) können die Lernerfahrung individuell auf den Lerner anpassen.
5. Zusammenarbeit mit Externen aufbauen
Weiterqualifikation findet nicht nur in den eigenen vier Wänden des Unternehmens statt. Die BCG und Adecco raten, Kooperationen mit Partnern, Bildungseinrichtungen und auch politischen Entscheidungsträgern aufzubauen. Sie sehen es als Aufgabe der Politik an, betriebliche Schulungen in der Steuerpolitik zu berücksichtigen.