Carmine Gallo, Präsentationsexperte und Buchautor aus den USA, hat für die CIO-Schwesterpublikation cio.com die typischen Fehler langweiliger Präsentationen aufgeschrieben, vergisst aber auch die guten Tipps nicht, damit Sie das in Ihrem nächsten Vortrag vermeiden können.
1. Lange Monologe
Die Aufmerksamkeit durchschnittlicher Zuhörer erlahmt bereits nach rund zehn Minuten. Ob es fünf mehr oder weniger sind, hängt sehr stark vom Thema und der Interessenslage des Publikums ab. Aber: "Niemand ist so interessiert, wie sie vielleicht glauben", schreibt Gallo Langrednern ins Stammbuch.
Länger als 20 Minuten sollte eine Präsentation auf keinen Fall sein, so der Präsentationsexperte. "Die großen Reden von John F. Kennedy und Barack Obama, die die Nation wachgerüttelt haben, waren kürzer als 20 Minuten", berichtet Gallo und fragt: "Brauchen wir wirklich zwei Stunden, um zum Punkt zu kommen?"
Gallos Tipp: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, sämtliche Informationen in einen Zeitrahmen von zehn Minuten unterzubringen, unterteilen Sie Ihren Vortrag in zehn Häppchen von einer Minute. "Nehmen Sie sich vor, das Auditorium nach jeder Einheit mit etwas Neuem zu fesseln - aber ohne Folien." Versuchen Sie es mit Videos, Demonstrationen oder einem Wechsel des Sprechers. Eine "unterhaltsame Unterbrechung" bringe die Aufmerksamkeit der Zuhörer zurück.
2. Viele Aufzählungen
Unter Experten ist schon lange bekannt das Aufzählungen (in Powerpoint hat sich dafür der Anglizismus "Bulletpoint" etabliert) der schlechteste Weg ist, um Informationen aufzunehmen und zu vermitteln. "Was ist das Standard-Template in Powerpoint?", fragt Gallo: "Überschriften und Aufzählungen. Das Standard-Template führt zwangsläufig zur Langeweile." Sehr oft vertrauen die Redner bei der Gestaltung ihrer Präsentationen auf Microsofts Standardvorschläge, um dann möglichst viele Informationen hinter den Bulletpoints zu vereinen. Das ist für Zuhörer und Zuschauer schlecht, sie schalten zwangsläufig ab und widmen sich lieber den neuesten Nachrichten auf ihrem iPhone.
Gallos Tipp: Nicht die Software, sondern der Nutzer ist für die Gestaltung einer Präsentation verantwortlich. Die Folien sollten Abwechslung bieten und sich auch in der Gestaltung unterscheiden. Hilfreich sind Seiten mit Bildern ohne Text, die Zuhörer zur Diskussion animieren. "Gewähren sie den Augen der Zuhörer möglichst häufig Ruhepausen", rät Gallo.
3. Keine Übung
"Ich weiß nicht wie oft ich mit Managern gearbeitet habe, die zwar mehrere tausend Dollar ausgegeben haben, um aktuelle Präsentationen zu gestalten, dann aber den Vortrag nicht vernünftig einstudiert haben", klagt Gallo. "Wer seine Präsentation übt und immer wieder über mehrere Stunden und Tage laut vorspricht, vermittelt dem Auditorium einen viel lebhafteren und müheloseren Eindruck."
Von Cisco-CEO John Chambers, der als hervorragender Sprecher bekannt ist, berichtet Gallo beispielsweise, dass er Folien Tage vor der Konferenz mehrfach intensiv durchgeht. "Er hat die Inhalte aufgesogen und verinnerlicht. Deshalb kann er flüssig ruhig vortragen", weiß Gallo.
Gallos Tipp: Zehn Probestunden für jede Vortragsstunde hält der Experte für angemessen. Die Gestaltung der Präsentation zählt übrigens nicht zu diesen Übungseinheiten. Wichtig ist, die Präsentation vor wenigstens einem Zuhörer zu testen. Hilfreich ist manchmal auch, den Vortrag auf Kamera aufzuzeichnen und auszuwerten.
4.Texte vorlesen
Wer nicht gerade ein begnadeter Redner ist, tendiert automatisch dazu, den Text der Powerpoint-Folien vorzulesen. "Enthält die Präsentation zu viele Textpassagen, haben Redner das natürliche Bedürfnis, sie vorzulesen. Dazu drehen Sie den Zuhörern den Rücken zu", warnt Gallo. Damit sei zwangsläufig der Kontakt zum Auditorium unterbrochen. Oft ist es den Rednern gar nicht bewusst, dass sie zuviel vorlesen. Allein schon aus diesem Grund sollten die Sprecher bei der Gestaltung der Folien mit Textinhalten sparsam umgehen (wie unter Punkt zwei aufgelistet).
Gallos Tipp: Üben Sie die Rede, so dass Sie ohne Gedankenstützen vortragen können. So können Sie sich an das Publikum wenden und Blickkontakt zum Auditorium halten. "Guten Rednern genügt ein kurzer Blick auf die Folie, um zu wissen, was sie vortragen müssen", beobachtet Gallo. "Dann drehen sie sich wieder zum Auditorium und sprechen frei."
5. Wirkung von Körpersprache und Stimme unterschätzen
"Umfragen haben gezeigt, dass 93 Prozent des Gesamteindrucks, den ein Redner hinterlässt, mit Körpersprache und Stimme zusammenhängen", zitiert Gallo aus Studien. Das Erscheinungsbild wird unter anderem geprägt von Kleidung und Stimmlage. Inhalte und Wörter steuern lediglich sieben Prozent zum Gesamteindruck bei. Dennoch investieren die meisten Redner 99 Prozent ihrer Zeit in die Vorbereitung der Inhalte und Folien. Nur wenige kümmern sich intensiv darum, Körpersprache und Intonation zu kontrollieren und zu verbessern.
Gallos Tipp: Schnappen Sie sich einen Camcorder, zeichnen Sie die Präsentation auf und schauen Sie sie sich genau an. Beobachten Sie insbesondere folgende Punkte: Blickkontakt (Sie sollten 90 Prozent der Zeit ins Auditorium sehen), Haltung (stehen Sie gerade und natürlich; vermeiden Sie es, die Hände in die Taschen zu stecken), Stimme (Sie sollten nicht monoton sprechen). "Sie benötigen keinen Experten oder Trainer, um solche Dinge herauszufinden und zu verbessern", ermuntert Gallo. "Sie werden unzählige Sachen finden, die sie stören und die Sie zuvor nie bemerkt haben."