Systemkameras im Vergleich

5 Spiegelreflex-Alternativen im Test

14.11.2014 von Verena Ottmann und Markus Schelhorn
Systemkameras verdrängen zunehmend Spiegelreflexkameras. Die Technik ist moderner, die Kameras kompakter und die Bildqualität ebenbürtig. Die Konkurrenz ist groß, davon profitieren die Fotografen.

Die meisten Systemkameras richten sich an Anwender mit Grundkenntnissen im Bereich der Fotografie. Denn Einsteiger in diese Kameraklasse werden kaum 800 Euro und mehr für eine Systemkamera ausgeben. Für dieses Geld erhält man durchwegs eine schnelle Kamera mit vielen Funktionen und guter Bildqualität. Kostengünstigere Modelle verzichten dagegen auf Extras wie WLAN, kommen mit Kunststoffgehäuse und sind meistens langsamer.

Herzstück Bildsensor

Die meisten Testkandidaten setzen einen 16 Megapixel auflösenden Bildsensor ein. Hier tanzen lediglich die Samsung NX 30 Sony Alpha A6000 aus der Reihe, sie nutzen einen 20- beziehungsweise 24 Megapixel auflösenden Bildsensor. Bei der Größe der Bildsensoren setzen Olympus und Panasonic seit Jahren auf das Micro-Four-Third-Format, bei dem spezifizierte Sensoren von 17,3 x 13,0 Millimetern Größe zum Einsatz kommen. Fujifilm, Samsung und Sony verbauen in ihren Systemkameras dagegen die größeren APS-C-Sensoren mit etwa 23,5 x 15,6 Millimetern Fläche.

Eine Besonderheit bei der Ausstattung bietet die Samsung NX30: Ihr Sucher lässt sich ausfahren und schwenken.
Foto: Samsung

Einen Rückschluss auf die Bildqualität beziehungsweise die effektive Auflösung oder das Rauschverhalten kann man daraus jedoch nicht ziehen. Der ist eher herstellerspezifisch möglich: Unsere Tests zeigen, dass vor allem Sony-Geräte mit ihren Kit-Objektiven Probleme haben, die Pixel der eingebauten Sensoren auch für Bildinfos zu nutzen. Die Folge ist ein niedriger Wirkungsgrad, im Fall von Sony um die 50 Prozent. Mit hochwertigeren (und deutlich teureren) Objektiven erhält man auch durchwegs einen höheren Wirkungsgrad.

Objektivauswahl

Das Objektiv einer Systemkamera lässt sich tauschen. So kann man eine Systemkamera sehr flexibel verwenden: Sei es für Makro-Fotografie, Porträtaufnahmen mit einem Festbrennweiten-Objektiv oder als universell einsetzbares Reiseobjektiv, das sich von Weitwinkel bis Tele einstellen lässt. Mittlerweile sind Systemkameras etabliert, und so haben auch Drittanbieter wie etwa Sigma, Tamron oder Zeiss Objektive für Systemkameras im Angebot.

Olympus und Panasonic:Das von beiden Herstellern verwendete Micro-Four-Thirds-System bietet das größte Angebot an Objektiven. Neben Olympus und Panasonic haben alle großen Objektivhersteller bereits Micro-Four-Thirds-Objektive im Angebot – von Carl Zeiss, Walimex, Schneider Kreuznach bis Sigma, Tamron, Tokina und Voigtländer. Über 70 Objektive gibt es bereits, mittels Adapter lassen sich Objektive beispielsweise für Canon, Leica, Pentax oder Minolta weiter verwenden.

Auf Reisen zählt jedes Gramm. Hier eignen sich die kompakten Systemkameras Fujifilm X-E2, Olympus OM-D E-M10 (abgebildet) und Sony A6000.
Foto: Olympus

Fujifilm: Stark am Wachsen ist das Angebot an Objektiven für das Fujifilm X-Bajonett. Fujifilm bietet derzeit 16 eigene Fujinon XF-Objektive an, doppelt so viele wie noch Anfang 2014. Außer von Fujifilm gibt es auch noch drei Highend-Objektive von Carl Zeiss. Alle Objektive im Sortiment sind hochwertig, das System richtet sich an anspruchsvolle Fotografen.

Sony:22 E-Mount-Objektive hat Sony im Programm, zudem gibt es drei Festbrennweitenobjektive von Sigma und ein 18-200-mm-Objektiv von Tamron. Carl-Zeiss bietet zwei Festbrennweitenobjektive mit 35 mm und 50 mm an.

Samsung: Obwohl schon einige Zeit auf den Markt, ist das Objektivangebot für das NX-System von Samsung vergleichsweise übersichtlich: Für sein NX-System hat Samsung bislang 17 Objektive im Portfolio. Außer Walimex bietet derzeit kein anderer Hersteller Objektive für das NX-System an.

Keine einheitlichen WLAN -Funktionen

WLAN ist ein Trend, der sich bei Systemkameras seit einiger Zeit bemerkbar macht. Zwar gab es bereits 2005 Kompaktkameras mit integriertem WLAN-Chip. Durch die rapide Verbreitung von Smartphones und Tablets in den letzten Jahren lässt sich die WLAN-Verbindung jetzt erst sinnvoll verwenden. Allerdings kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen hinsichtlich der WLAN-Funktionalität:

Fujifilm bietet für iOS-Geräte die App „Fujifilm Camera Application“, diese ist für iPhone und iPad erhältlich. Damit kann man bis zu 30 Bilder auf einmal kabellos auf das Smartphone oder Tablet bringen und GPS-Daten speichern. Mit „Camera Remote“ lässt sich die Kamera über das Mobilgerät fernsteuern und auch das Betrachten der Bilder ist möglich.

Olympus benötigt für die WLAN-Verbindung die kostenlose App „Olympus Image Share“. Während der WLAN-Konfiguration scannt man einen QR-Code auf dem Kamera-Display ab, um die Verbindung zwischen den beiden Geräten herzustellen. Ist dies geschehen, kann man die Kamera fernsteuern, Fotos auf das iPhone beziehungsweise iPad importieren und darauf bearbeiten und neuen Bildern Geo-Daten hinzufügen.

Bis auf die Fujifilm X-E2 verwenden alle Kameras im Test ein klappbares Display, hier die Sony A6000.
Foto: Sony

Bei Panasonic lädt man die App „Panasonic Image App“ (für iPhone und iPad). Android-Benutzer können diese per NFC laden: Dazu hält man einfach das Handy an die Kamera und gelangt so direkt zum App Store. Nach der Installation kann man mit der App die Bilder kabellos auf einen Mac im gleichen WLAN oder in die Cloud übertragen. Außerdem lässt sich die Panasonic 1G6 vom iPhone oder iPad aus bedienen.

Samsung bietet einen ähnlichen Funktionsumfang wie Panasonic und benötigt dafür die „Samsung Smart Camera App“. In ihr sind wiederum die Apps Autoshare, Mobilelink und Remote Viewfinder vereint, mit denen man die Kamera vom iPhone aus steuern und Daten übertragen kann.

Sony benutzt die WLAN-Verbindung seiner Kameras unter anderem dazu, Apps aus dem hauseigenen Playmemories-Store auf die Kamera zu laden. Die angebotenen Apps findet man im Kameramenü unter „Applikation > PlayMemories Camera Apps“. Um eine App herunterzuladen, benötigt man ein Konto beim Sony Entertainment Network. Zudem bietet Sony die App „Play Memories Mobile“, mit der man Fotos auf das iPhone beziehungsweise iPad laden und die Kamera fernsteuern kann.

Systemkamera Leistungsvergleich

Produkt

Wirkungsgrad /
gemessene Auflösung

Bildrauschen: bei
IS O 100 / 200 /
400 / 800 / 1600 /
3200 / 6400

Eingangsdynamik / Ausgangsdynamik

Rand-Abdunklung: Weitwinkel /
Normal / Tele

Verzeichnung: Weitwinkel /
Normal / Tele

Fujifilm X-E2

78,80 % /
9,7 Megapixel

3,83 / 4,77 / 5,03 /
4,95 / 4,44 / 3,80 /
4,31

8,5 / 253

0,8 / 0,5 /
0,6 Blenden

-0,7 / 0 / 0,3 %

Olympus OM-D E-M10

77,10 % /
9,3 Megapixel

- / 2,14 / 2,20 /
2,58 / 2,65 /
3,11 / 3,72

9,1 / 244

0,9 / 1,0 /
1,1 Blenden

-0,9 / 0,1 / 0,1 %

Panasonic Lumix DMC -G6

66,90 % /
7,1 Megapixel

3,00 / 3,09 / 3,13 /
2,90 / 3,04 / 3,55 /
4,46

8,8 / 249

0,8 / 0,7 /
0,7 Blenden

-0,9 / -0,3 / 0,8 %

Samsung NX30

66,00 % /
8,5 Megapixel

4,25 / 4,12 / 3,84 /
3,50 / 3,64 / 3,56 /
8,72

8,9 / 252

0,5 / 0,5 /
0,3 Blenden

-2,9 / 0,6 / 1,5 %

Sony A6000

57,40 % /
8,6 Megapixel

2,76 / 2,85 / 4,14 /
4,72 / 6,32 / 9,18 / 12,16

8,8 / 248

0,7 / 0,7 /
0,8 Blenden

-0,6 / 0,1 / 0,1 %

Anmerkung: Abhängig vom verwendeten Objektiv

Immer mehr HD-Displays und Extras

Nahezu alle Systemkameras unseres Testfeldes haben ein drei Zoll großes Display – seit einigen Jahren ist diese Größe nun bereits Standard. Doch während sich bei der Display-Größe nicht viel getan hat, steigt die Auflösung der Bildschirme weiter stetig an: Das dadurch schärfere und detailreichere Bild ist vor allem hilfreich, wenn das Display als Sucher zum Einsatz kommt. Ein weiterer Display-Trend ist die Möglichkeit, den Bildschirm aufzuklappen und vereinzelt auch zu drehen. In unserem Testfeld bietet nur die Fujifilm X-E2 diese Option nicht. Ein Novum in puncto Sucher bietet Samsung bei der NX30: Ihr Sucher ist schwenkbar.

1. Platz: Olympus OM-D E-M10

Olympus OM-D E-M10
Foto: Olympus

Die OM-D E-M10 bedient man über das berührungsempfindliche 3-Zoll-Diplay und zwei Drehräder auf der rechten Hälfte der Gehäuseoberseite. Das Display lässt sich nach vorne aufklappen und um fast 80 Grad nach oben drehen. Seine Auflösung ist mit 1 037 000 Bildpunkten überdurchschnittlich hoch. Mit 489 Gramm ist die E-M10 das bisher leichteste Modell der OM-D-Serie. Dennoch macht sie dank ihres Gehäuses aus einer Magnesiumlegierung einen hochwertigen Eindruck. Einzig das neue Motorzoomobjektiv M.Zuiko Digital 14-42mm 1:3,5-5,6 reagiert etwas schwerfällig beim Drehen des Zoomrings.

Die Auflösung der Olympus OM-D E-M10 verläuft über den gesamten Brennweitenbereich nahezu konstant hoch. Im Schnitt ergibt das einen hohen Wirkungsgrad von 77,1 Prozent, was einer Auflösung von 9,1 Megapixel entspricht. Auch hinsichtlich ihres Rauschverhaltens kann die spiegellose Systemkamera überzeugen: Von ISO 200 bis ISO 6400 bleiben die Bildfehler vernachlässigbar. Nicht ganz so gut fällt jedoch die Ausgangsdynamik der E-M10 aus. Sie ist nur ausreichend. Dafür ist die Eingangsdynamik sehr hoch.

2. Platz: Platz Sony A6000

Sony A6000
Foto: Sony

Die Sony A6000 besitzt ein 3-Zoll-Display, das sich um etwa 90 Grad nach oben kippen lässt. Ihre Auflösung beträgt 921 600 Pixel, ist also Standard. Kein Standard ist der elektronische Sucher mit einer Auflösung von 1 440 000 Bildpunkten. Der Video-Auslöser ist etwas ungünstig positioniert: Er lässt sich zwar mit dem Daumen bedienen, verlangt aber eine sehr unnatürliche Stellung der Finger. Positiv zu bewerten sind die frei belegbaren Tasten, über die man schnell Zugriff auf die wichtigsten Bildparameter bekommt. Apropos schnell: Der Hybrid-Autofokus der Sony A6000, der je nach Motiv und Lichtverhältnissen auf eine Phasen- oder Kontrastdetektion zurückgreift, lässt im Test keine Wünsche offen.

Bis ISO 400 produziert die Sony A6000 nur sehr wenig Bildrauschen. Ab ISO 800 werden die Bildfehler stärker. Die Auflösung lässt zum Bildrand hin sehr stark nach. Die Eingangsdynamik ist dafür sehr hoch, die Ausgangsdynamik hoch. Dem mitgelieferten Kit-Objektiv weisen wir einen Randabfall von 0,7 bis 0,8 Blenden nach – zu viel. Außerdem verzeichnet es mit dem getesteten Kit-Objektiv im Weitwinkel zu stark.

3. Platz: Panasonic Lumix DMC-G6

Panasonic Lumix DMC -G6
Foto:

Die Panasonic Lumix DMC-G6 besitzt ein HD-Touchdisplay, das sich aufklappen und drehen lässt. Außerdem bietet die Systemkamera ein eingebautes WLAN nach N-Standard und unterstützt NFC. Die Panasonic-Kamera gehört mit 551 Gramm zu den schwereren Systemkameras. Doch für das Gehäuse verwendet Panasonic einen billig anmutenden Kunststoff. Der Arbeitsgeschwindigkeit tut dies keinen Abbruch: Die Panasonic Lumix DMC-G6 löst superschnell aus und ist nach einer Aufnahme praktisch sofort wieder schussbereit.

Die Auflösung lässt zum Bildrand hin jedoch stark nach. Dennoch erzielt die Systemkamera einen hohen mittleren Wirkungsgrad, der umgerechnet knapp sieben Megapixel entspricht. Hinsichtlich Bildrauschen zeigt sich das Panasonic-Modell von seiner besten Seite. Die Eingangsdynamik ist sehr hoch, die Ausgangsdynamik noch gut. Kritischer ist dagegen die Randabdunkelung zu bewerten. Das getestete Kit-Objektiv verliert zwischen 0,7 und 0,8 Blenden von der Mitte zum Bildrand. Darüber hinaus ermitteln wir bei kurzer Brennweite eine starke tonnenförmige Verzeichnung um -0,9 Prozent.

4. Platz: Fujifilm X-E2

Fujifilm X-E2
Foto:

Fujifilm bestückt die X-E2 mit einem OLED-Sucher, der mit 2,35 Megapixel auflöst. Der Autofokus nutzt die Phasendetektion zum Scharfstellen, dies kommt der Geschwindigkeit zugute. Das 3-Zoll-Display löst mit 1 040 000 Pixel auf. Aufklappen und/oder drehen kann man es jedoch nicht – bei einer Kamera dieser Preisklasse sollte das Standard sein. Dafür spendiert Fujifilm der E2 ein geniales Bedienkonzept mit zwei Drehrädern auf der Kameraoberseite, über die man die Belichtungszeit einstellen und die Belichtungskorrektur nutzen kann.

Die Blende regelt man direkt über das Objektiv, sofern diese Funktion per Regler aktiviert ist. Die Auflösung der Fujifilm X-E2 verläuft etwas ungleichmäßig von der Bildmitte zum Rand. Dafür ist sie sehr hoch, sodass die Kamera einen hohen mittleren Wirkungsgrad erzielt, der umgerechnet einer Auflösung von 9,5 Megapixel entspricht. Ähnlich gut fällt der Dynamikumfang aus. Das Bildrauschen ist gut bis befriedigend: Vor allem bei ISO 200 und 400 hat die Kamera mit Bildfehlern zu kämpfen.

5. Platz: Samsung NX30

Samsung NX30
Foto:

Die Ausstattung der NX30 ist erstklassig. So lässt sich der elektronische Sucher um zwei Zentimeter aus dem Gehäuse ziehen und um 90 Grad nach oben kippen. Mit den bewährten i-Function-Objektiven (wie der Kit-Linse 18-55mm III OIS) lassen sich die Bildparameter sehr leicht über den Objektivring einstellen. Auch mit den Wählrädern am Gehäuse oder per Touchdisplay kann man die Einstellungen vornehmen. Das aufklapp- und drehbare 3-Zoll-Display in OLED-Technik bietet mit 1 036 000 Pixel eine hohe Auflösung. Die Systemkamera fällt dadurch etwas größer aus als es derzeit Trend ist und wiegt mit 636 Gramm auch mehr als der Durchschnitt. Dafür liegt die NX30 sehr gut in der Hand.

Die Samsung NX30 erzielt in unseren Auflösungsmessungen einen hohen mittleren Wirkungsgrad, der umgerechnet einer Auflösung von 8,3 Megapixel entspricht. Darüber hinaus verläuft die Auflösung sehr gleichmäßig über den gesamten Brennweitenbereich. Auch der Dynamikumfang gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Eingangsdynamik ist sehr hoch, die Ausgangsdynamik hoch. Das bedeutet, dass die Samsung NX30 auch kontrastreiche Motive darstellt, ohne dass Details in den Lichtern und Schatten verlorengehen. Darüber hinaus produziert sie viele Helligkeitsstufen zwischen den hellen und den dunklen Bildbereichen. Die Kamera wird übrigens mit Adobe Photoshop Lightroom 5 ausgeliefert. (Macwelt)