Gartner IoT-Prognosen

5 Trends bei Internet of Things bis 2020

30.10.2017 von Christiane Pütter
Das Internet of Things verlangt vom IT-Entscheider nicht nur mehr Zusammenarbeit mit dem Business, sondern auch mit Ingenieuren, Betriebsleitern und IT-Architekten.
  • Bis 2020 steigt das IoT-Security-Budget von heute unter einem Prozent auf 20 Prozent
  • Drei von vier IoT-Projekten werden im Jahr 2018 doppelt so lange brauchen wie geplant
  • Nach IT-/Business-Alignment müssen CIOs für ein IT-/OT-Alignment sorgen, OT steht für Operational Technologie wie Maschinen, Motoren und Förderbänder
  • Das IoT weckt Begehrlichkeiten bei Business-Entscheidern, CIOs haben aber mit noch unreifen Technologien und unübersichtlicher Anbieterlandschaft zu kämpfen
Im Jahr 2020 wird Gartner zufolge mehr als die Hälfte großer Geschäftsprozesse in irgendeiner Weise mit dem IoT vernetzt sein.
Foto: didiona - shutterstock.com

Der US-Marktforscher Gartner will das Internet of Things (IoT) nicht als Selbstzweck verstanden wissen, sondern als Mittel zum Geschäftszweck. In der Studie "Predicts: Unexpected implications arising from the internet of things" erklären die Marktforscher, wie das IoT die Arbeit von CIOs und anderen Entscheidern prägen wird.

Zunächst nennt Gartner ein paar Zahlen: Im Jahr 2020 wird mehr als die Hälfte großer Geschäftsprozesse in irgendeiner Weise mit dem IoT vernetzt sein. Die Analysten rechnen mit 25 Milliarden vernetzter Dinge - Maschinen, Geräte, Fahrzeuge. In diese Zahl sind Smartphones, Tablets und Computer nicht mit eingerechnet.

CIOs sollten sich laut dieser Studie auf Probleme einstellen. Konkret: Drei von vier IoT-Projekten werden im Jahr 2018 doppelt so lange brauchen wie geplant, sagt Gartner.

Fünf Punkte betrachten die Marktforscher genauer. Im Einzelnen:

1. Veränderung des Alltagslebens durch das IoT und Auswirkungen auf Unternehmen

Sensoren werden ständig Daten über das Alltagsleben liefern und beispielsweise helfen, in Gebäuden Energie zu sparen oder die medizinische Versorgung zu verbessern. Beispiel Versicherungen: KfZ-Versicherer werden künftig Informationen zu Straßenverhältnissen, Wetter, Verkehrslage und Fahrverhalten bereit haben.

CIOs müssen eng mit Ingenieuren und Betriebsleitern zusammenarbeiten, weil digitale und haptische Welt zusammenwachsen. IT-Architekten legen ihren Fokus auf die dafür nötigen Tools, also IoT-Plattformen, Event-Stream-Processing-Plattformen und Time-Series-Database-Managementsysteme.

Business-Ideen im Internet of Things
AdhereTech: Tabletten schon eingenommen?
Als zwei von zehn interessanten IoT-Startups hat Computerwoche die folgenden beiden Beispiele vorgestellt. AdhereTech ist eine smarte Pillendose, die den Patienten darauf hinweist, seine Tabletten einzunehmen.
Chui als sicherer Türöffner
Chui soll über Gesichtserkennung die „weltweit intelligenteste Türklingel“ sein.
Nicht verwandt: Chui Motorcycle Trackers
Aus einer Serie von Motorrad-Diebstählen in Kenia ist die Idee entstanden, einen GPS-Service für verloren gegangene Maschinen und Flottenmanagement aufzubauen. Das Chui in Chui Motorcycle Trackers ist nicht Chinesisch, sondern Swahili und bedeutet Leopard, zugleich Wappentier der Firma.
Wo ist Lilly?
Unter dem Namen „Wo ist Lilly?“ entwickelt und vertreibt ein junges Berliner Unternehmen GPS-Tracker für Kinder, Katzen und Hunde. Ähnliche Produkte werden auf der Alm auch für frei weidende Kühe eingesetzt.
Au Back, die Klingen gehen aus!
Ob „Mann“ morgens vor dem Spiegel tatsächlich die Sorge hat, dass er sich anderntags nicht mehr nassrasieren kann, sei dahingestellt. Aber mit dieser Box hat Gilette eine M2M-Lösung entwickelt, welche die Nachbestellung auf Knopfdruck ermöglicht.
Yoints statt der alten Rabattmarken
Das Hamburger Startup Yoints ermöglicht es Geschäften, dass die Kunden über die eigenen yBeacons am Ladeneingang schon mit Bonuspunkten belohnt werden, ebenso auch an der Kasse. Kommen genügend Treuepunkte zusammen, können die fleißigen Käufer dann mit Prämien belohnt werden. Praktisch ist das eine Art Rabattmarken 4.0.
Toshiba-Idee für Public Displays
Von der personalisierten Kundenansprache träumen heute viele Handelshäuser und ihre IT-Partner. Nicht zuletzt deshalb hat Facebook gerade die Nutzungsbedingungen geändert hat, heißt es. Hersteller von Public Displays arbeiten seit langem an entsprechenden Digital-Signage-Lösungen für Einkaufszentren, Bahnhöfe und Flughäfen etwa. Noch in der Findungsphase findet sich diese von Toshiba mit Sonys TransferJet für den Informations- und Datenaustausch auf kurze Entfernungen.
Seidensticker-Hemden aus dem Automaten
Selbst eine Traditionsmarke wie Seidensticker geht mit der Zeit und bietet die Herrenhemden über Automaten an, die über M2M zentral den Füllstand anzeigen. Mehr und mehr Automatenaufsteller setzen auf diese Technologie, weil das Abfahren und Aufschließen jeder einzelnen Verkaufsbox weit teurer ist.
Datenbrillen zum Wohle der Patienten
Medizintechnik und Gesundheit sind das absatz- und umsatzstärkste Segment für Wearables. In der Radio-Onkologie des Universitätsspitals Zürich setzt man für die Atem-Selbstkontrolle der Patienten im CT auf die Moverio BT-100 genannte Datenbrille von Epson.
Entwicklerplattform Apple Watch
Smartwatches wie Apple Watch bieten Entwicklern viele Möglichkeiten für eigene Geschäftsideen, nicht nur im viel zitierten Bereich Fitness.
Samsung verspricht massive Fördermittel
Samsung-CEO BK Yoon hat auf der CES 2015 Anfang Januar 100 Millionen Dollar an Fördermitteln für Entwickler in Aussicht gestellt. „Denn nur zusammen können wir die Zukunft des Internets der Dinge gestalten“, so Yoon. Besonders gefördert werden sollen Technologie-Startups, wie sie die Deutsche Telekom übrigens über fünf Jahre mit 500 Millionen Euro den Steigbügel halten will.
Intel Make it Wearable
Rund um die eigene Edison-Plattform hat Intel 2014 einen mit 500.000 Dollar dotierten Wettbewerb für interessante Wearable-Ideen ausgeschrieben. In den zehn Finalistenteams waren auch mehrere Deutsche.
Die Drohne Nixie hat bei Intel gewonnen
Die 500.000 Dollar aus dem Intel-Wettbewerb „Make it Wearable“ hat das US-Team Nixie mit dieser handlichen Drohne als erste tragbare Kamera gewonnen, die fliegen kann. Dabei gab es auch andere gute Ideen. Einen smarten Handschuh mit integrierten Sensoren, Scanner und Display hatte zum Beispiel das Team ProGlove aus München ins Rennen geschickt.

2. Tücken der noch unreifen Technologie

Der Begriff Internet der Dinge ist eingeführt und weckt Begehrlichkeiten, vom Wirtschaftsunternehmen, das mehr Gewinn realisieren will, bis zur Behörde, die Zeit und Geld sparen will. IT-Entscheider werden unter Druck geraten, so Gartner.

Sie haben mit drei Problemen zu kämpfen:

Die Analysten empfehlen, mit kleineren, wenig riskanten Projekten zu starten und dadurch Expertise aufzubauen. Das Budget dafür sollte unbedingt auch die Punkte Security und Change berücksichtigen. Change heißt in diesem Falle: Die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns oder zumindest von Verzögerungen beim Projekt ist hoch. CIOs und andere Chefs müssen sich vor ihre Leute stellen. Deren Karriere darf nicht unter einem möglichen Scheitern leiden, sonst verlassen sie das Unternehmen.

3. Datenschutz und Datensicherheit

Gartner erwartet bis 2020 einen Schwarzmarkt von fünf Milliarden Euro für gefälschte Sensoren sowie Videodaten, die Kriminelle nutzen. Eben weil das IoT den gesamten Alltag durchzieht, sind Informationen verfügbar über Aspekte wie Geolocation, Temperatur, Luftdruck, Lichtverhältnisse, Anwesenheit oder Abwesenheit von Menschen, Identität der Anwesenden, Veränderungen in der Umgebung und weiteres.

Das alles gibt Datenintegrität und Datenschutz noch einmal wachsende Bedeutung. Für CIOs heißt das, dass sie ihr Unternehmen zum Beispiel darin beraten müssen, welche Daten relevant sind. IT-Security muss oberste Priorität genießen. IT-Chefs sollten sich genau ansehen, wie die Verkäufer entsprechender Lösungen Sicherheit und Datenschutz definieren, welche technologischen und kulturellen Sicherheitsgrade sie liefern. Die Endkunden des Unternehmens müssen vertrauen können, und das geht nur mit Transparenz.

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4. Steigende Kosten für Cybersecurity

Die Sicherheitskosten im Zusammenhang mit IoT-Elementen steigen von weniger als einem Prozent des gesamten Security-Budgets im Jahr 2015 auf 20 Prozent im Jahr 2020.

Anbieter entwickeln bereits Roadmaps und Architekturen für das Internet of Things. Darunter befinden sich hochspezialisierte Start-Ups ebenso wie bekannte Größen. Die Auswahl des richtigen Vendoren ist derzeit noch nicht einfach. CIOs sollten jedenfalls auf dessen Branchenkompetenz achten, so Gartner.

5. Die Rolle des CIO im IT-/OT-Alignment

Für das Jahr 2020 trauen die Analysten vier von fünf CIOs in Maschinen- und Anlagebau zu, die Integration der Welten zu stemmen. Gartner unterscheidet hier zwischen Operational Technologie (OT) wie Maschinen, Motoren oder Förderbändern auf der einen Seite und Informationstechnologie auf der anderen Seite. Internet der Dinge heißt, diese Welten zusammenzubringen, obwohl die Mentalitäten beider Seiten unterschiedlich sind.

Hier ist seitens des IT-Entscheiders Kommunikationsfähigkeit gefragt, so die Marktforscher. Nach IT/Business Alignment müssen CIOs nun IT/OT-Alignment angehen. Wichtig ist dabei, dass gemeinsame Projekte als Vorhaben von unternehmensweiter Relevanz gelten, nicht als IT-Projekte. So sollten sie auch von Anfang an kommuniziert werden. Gartner rät, Mitarbeiter aus IT und OT untereinander "auszutauschen", um die Arbeit wirklich gemeinsam anzugehen.