Im modernen Büro setzen sich die Angestellten morgens nicht einfach an einen Schreibtisch. Stattdessen begeben sie sich an ihren "High Performance Workplace" (HPW). Solche modernen Arbeitsplätze sollen es den Mitarbeitern leichter machen zu lernen, zusammenzuarbeiten und sich Innovationen einfallen zu lassen. Ausgestattet ist der HPW mit allerlei Technik. 28 Technologie-Trends haben die Marktforscher von Gartner jetz in ihrem "Hype Cycle für den High Performance Workplace" untersucht. Fünf von ihnen sollen das Arbeitsleben in den nächsten fünf bis zehn Jahren grundlegend verändern.
Cloud Computing
Die meisten Firmen setzen laut den Marktbeobachtern bisher nur punktuell auf Dienste aus der Wolke: hier ein wenig Software as a Service von Salesfore.com, dort bei Bedarf Storage as a Service. Doch das wird sich ändern. Denn in Kürze werden alle Infrastruktur-Komponenten und alle Geschäftsanwendungen über die Cloud zur Verfügung stehen.
Schon für kommendes Jahr sagt Gartner voraus, dass der Markt mit Cloud-Diensten schnell wachsen wird. Angetrieben wird die Entwicklung zu einem bedeutenden Anteil von kleinen Firmen in Entwicklungsländern. Allerdings sind bisher noch viele Fragen ungeklärt. Allen voran nennt Gartner die die Sicherheit und Verlässlichkeit von Cloud-Angeboten, gefolgt von der Frage, ob die versprochenen Einsparungen tatsächlich zu erreichen sind. Es sei aber davon auszugehen, dass die Hersteller bald Antworten auf einige dieser Fragen präsentieren - so dass Cloud Computing nicht nur für besonders risikofreudige IT-Chefs eine Wahlmöglichkeit darstelle.
Informations-Infrastruktur
Informations-Infrastruktur ist der Oberbegriff für die Technologie, die dem Informations-Management im Unternehmen zugrunde liegt. Damit lassen sich Daten katalogisieren, klassifizieren, verschieben und bereinigen. Hier stehen vor allem deshalb Veränderungen ins Haus, weil Unternehmen statt auf eng verzahnte Systeme immer stärker auf einzelne Software-Module oder Services setzen. Die Folge: Schwächen in der Informations-Infrastruktur wie schlechte Datenqualität treten offen zu Tage.
Firmen müssen deshalb eine Informations-Infrastruktur aufbauen, die zu ihren IT-Grundsätzen passt - je nachdem, ob ein CIO beispielsweise auf SOA setzt, SaaS oder Cloud Computing nutzt. Gartner zufolge kann eine saubere Informations-Infrastruktur chaotische, anwendungs-zentrierte IT-Landschaften bereinigen. Verschiedene Standards und Dateiformate sind dann kein Problem mehr.
Collaboration durchdringt alle Arbeitsbereiche
Ein Grundsatz am Arbeitsplatz wird künftig lauten: Zusammenarbeit mit jedem beliebigen Kollegen, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Grundlage sind Geräte, Portale und Anwendungen, die die nahtlose Verständigung innerhalb des Unternehmens und sogar über Firmengrenzen hinweg erlauben. Unterschiede zwischen asynchroner und gleichzeitiger Zusammenarbeit sollen laut Gartner dadurch kaum noch von Bedeutung sein.
Die ständige und allgegenwärtige Zusammenarbeit wird nicht durch ein einzelnes Gerät ermöglicht. Und bisher habe es auch noch kein Hersteller geschafft, alle möglichen Modi für die Zusammenarbeit bedienen, so die Marktbeobachter. Deshalb gebe es auch für die IT-Chefs kein umfassendes Konzept, um das Thema anzugehen. Sie sollten sich stattdessen auf einzelne Aspekte - beispielsweise die Zusammenarbeit mittels Smartphones - konzentrieren und die Mitarbeiter durch Trainings an die neue Arbeitsweise heranführen.
Unified Communications and Collaboration
Sehr verwandt mit dem vorherigen Technologie-Trend, aber doch ein Feld für sich, ist laut dem "Hype Cycle" das Thema "Unified Communications and Collaboration". In der Definition von Gartner bedeutet das ein Verschmelzen vorher getrennter Kommunikationskanäle, das weiter geht als Unified Communications. Wesentlich ist zudem, dass dadurch die Zusammenarbeit direkt betroffen ist. RSS-Feeds, soziale Netzwerke, Blogs oder Wikis werden dabei direkt in Anwendungen eingebaut. Beispielhaft nennt Gartner die Communications Suite von Microsoft Office. Sie ist eigentlich eine Plattform für Instant Messaging, enthält aber in ihrer neuesten Version auch Telefonie- und Web-Konferenze-Funktionen.
Wichtig beim Einsatz solcher Technik ist vor allem die Abstimmung zwischen den Unterabteilungen der IT. Jeder müsse die Vorgehensweisen der anderen kennen. Bestenfalls sei eine gemeinsame Strategie zu planen. Außerdem sollte UCC nicht zum Prinzip werden. Nur wenn die Anwender eine Kommunikationsmöglichkeit nutzen wollten, solle der CIO sie einführen. Ansonsten seien solche Lösungen womöglich nur "die Lösung, für die man erst ein Problem suchen muss".
B2E-Portal gewinnen an Bedeutung
Unternehmens-Portale sind der fünfte Technik-Trend, der laut Gartner die Arbeit im Büro der Zukunft tiefgreifend verändern soll. Vor allem sogenannte Business to Employee-Portale (B2E) sind immer noch stark im Kommen und verändern den High Performance Workplace. Neu ist die Idee der Portale nicht, aber mittlerweile ist sie laut den Marktforschern bei der Mehrheit der führenden Unternehmen angekommen.
Ein modernes B2E-Portal ist die Weiterentwicklung des klassischen Intranets. Für viele Angestellte führt der Weg zu Archiven oder Anwendungen hauptsächlich über diesen Weg. Oft ist ein solches Portal auch Ausgangspunkt für Collaboration-Ansätze. Es ermöglicht nicht nur, die Informationsflut in geregelte Bahnen zu lenken, sondern ermöglicht oft auch Single-Sign-On, besseren IT-Support und bessere Abstimmung mit Geschäftspartnern.
Erste Enttäuschungen mit Unified Communications
Die fünf genannten Trend befinden sich beim Einsatz in Firmen in ganz unterschiedlichen Phasen. Cloud Computing, Informations-Infrastruktur und die allgegenwärtige Collaboration sind gerade im Aufstieg begriffen. Sie sind noch nicht lange bekannt und werden derzeit mit Interesse beobachtet. Die Erwartungen an diese Trends steigen.
Anders verhält es sich mit dem Thema Unified Communications and Collaborations. Überhöhte Erwartungen haben dazu geführt, dass viele Anwender Enttäuschungen erlebt haben. Für Technologien in diesem Stadium erwartet Gartner, dass zunächst eine Phase der Enttäuschung folgt, in der sie aus der Mode geraten. Anschließend folgt ein Wiedererstarken. In dieser Phase zeigen sich die Früchte ausdauernder Arbeit mit einer Technologie.
Sichtbar ist das bei den Enterprise-Portalen. Nach dem Hype und den enttäuschten Erwartungen können CIOs ihre Potenziale jetzt realistisch einschätzen. Gartner rechnet damit, dass in weniger als zwei Jahren der Einsatz solcher Portale in Firmen eine Selbstverständlichkeit sein wird.