Die zunehmende Digitalisierung und der Trend, Dinge online zu erledigen, sorgen dafür, dass immer mehr Geschäftsprozesse mithilfe digitaler Lösungen durchgeführt werden. Vor allem in der Finanzbranche, einem besonders schützenswerten Wirtschaftsbereich, sind innovative Lösungen notwendig. Die von FinTech-Unternehmen entwickelten Lösungen stehen daher besonders im Fokus. Kreditkartenlösungen, grenzübergreifende Zahlungsdienstleistungen, digitale Rechnungsbearbeitung, Impact-Investment oder Finanzcoaching, die Palette der Entwicklungen ist breit.
FinTech - Definition
Der Begriff FinTech erklärt sich anhand seiner Bestandteile. Er wird gebildet aus "Financial Services" und "Technology". Das bedeutet, FinTechs sind Unternehmen, die ihren Kunden Dienstleistungen anbieten, welche auf Basis speziell entwickelter Technologien funktionieren. Was ein FinTech anbietet, ist also die technische Lösung für ein Problem, das Finanzdienstleister mit eigenen Mitteln nicht oder zumindest nicht nachhaltig lösen können.
FinTechs in der DACH-Region
Die Investitionen in FinTechs sind im letzten Jahr deutlich angestiegen, alleine in Deutschland floss Kapital in Höhe von ca. 5,1 Milliarden Euro in entsprechende Unternehmen. Würde man eine Landkarte mit dem DACH-Bereich erstellen und alle FinTechs eintragen, ergäbe sich, dass in Deutschland zahlreiche Startups und Unternehmen in diesem Segment aktiv sind (z. B. N26, Kreditech, Figo, Spotcap oder Weltsparen). Aber auch in Österreich (z. B. Baningo oder Wikifolio) und der Schweiz (beispielsweise Amnis Treasury, Lykke oder Swisspeers) gewinnen diese Unternehmen an Bedeutung.
Deutschland gilt als einer der europäischen Hotspots hinsichtlich neu entstehender Startups, die im Segment FinTech angesiedelt sind. Fünf davon stellen wir im Folgenden näher vor:
pliant
Das FinTech pliant bietet Unternehmen eine digitale Kreditkartenlösung für maximale Flexibilität und Ersparnis an. Zur Verfügung steht ein vollständig digitales Karten- und Belegmanagement, eine pliant App sowie physische und virtuelle Karten inklusive attraktiver Cashbacks. Die Dienstleistungen können nahtlos in bestehende Finanzprozesse und Buchhaltungssysteme integriert werden.
Die Karten von pliant lassen sich binnen ein bis zwei Tagen anwenden und funktionieren ohne spezifische Bank- oder Firmen-IT. Das ist in der Kreditkartenbranche eine absolute Besonderheit. Ein zusätzliches Highlight besteht darin, dass pliant die Kunden dabei unterstützt, CO2-Emissionen zu reduzieren. Dies funktioniert über das Cashback-System, mit dem diese in umweltschonende Maßnahmen reinvestiert werden. Die Kompensation erfolgt durch Anbieter, die dafür eigens zertifiziert sind.
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Das Unternehmen wurde im Jahr 2020 von den FinTech-Veteranen Malte Rau und Fabian Terner in Berlin gegründet. Seit 2022 können auch Unternehmen in Österreich von den pliant-Firmenkreditkarten profitieren. 2021 durchgeführte Finanzierungsrunden brachten dem FinTech 18 Millionen Euro, die es von bereits am Unternehmen beteiligten Investoren wie Alstin Capital, Main Incubator und Saber erhielt. Auch der neue FinTech-Fonds "Embedded/Capital" des Finleap-Gründers Ramin Niroumand stieg als Investor ein. Die Mittel sollen die Expansion von pliant in das europäische Ausland unterstützen.
iBanFirst
Bei iBanFirst handelt es sich um einen globalen Finanzdienstleister, der Finanztransaktionslösungen über Ländergrenzen hinweg anbietet. Als Alternative zum traditionellen Bankangebot hilft iBanFirst internationalen kleinen und mittleren Unternehmen zu wachsen und vereinfacht gleichzeitig ihre täglichen Geschäftsabläufe. Zu diesem Zweck hat iBanFirst eine Plattform entwickelt, die schnelle, sichere und kosteneffiziente Transaktionen in mehreren Währungen ermöglicht. iBanFirst ermöglicht es Finanzteams Zahlungen in über 30 Währungen zu tätigen bzw. zu empfangen und sich gegen Wechselkursrisiken abzusichern.
Das 2013 in Frankreich gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Belgien. Inzwischen kann iBanFirst auf eine starke Expansion blicken und betreibt darüber hinaus Standorte in Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, Italien, Bulgarien und Rumänien. iBanFirst ist als Zahlungsinstitut reguliert, in der gesamten Europäischen Union zugelassen und bedient Tausende von Kunden in ganz Europa.
iBanFirst ist Mitglied des SWIFT-Netzwerks, SEPA-zertifiziert und verfügt über AISP- und PISP-Zulassungen gemäß PSD2. Das Unternehmen hat 46 Millionen Euro von Xavier Niel und führenden europäischen Risikokapitalfonds, wie Elaia und Bpifrance Large Venture, erhalten. Im Mai 2021 schloss iBanFirst eine Wachstumsfinanzierungsrunde mit der in Los Angeles ansässigen Private-Equity-Gesellschaft Marlin Equity Partners ab.
Demondo
Das FinTech Demondo bietet digitale Lösungen im Bereich des Forderungsmanagements. Die Kölner haben es sich zum Ziel gesetzt, Prozesse aus dem Rechnungs-, Mahnwesen und dem Payment an das digitale Zeitalter anzupassen und damit einen Mehrwert für seine B2B-Kunden zu schaffen. Die Lösungen sind digital, automatisiert, weitestgehend papierlos und international umsetzbar. Mit intelligenten Systemen und Strukturen, laufen Forderungsprozesse schnell und effizient über Staatsgrenzen ab.
Eine der populärsten und disruptivsten Lösungen im Angebot des Kölner FinTechs ist Demondo Pay. Als Whitelabel-Lösung integrierbar, können mit der digitalen Zahlungsabwicklung z.B. Zahlungsprobleme im Online-Geschäft beim Checkout minimiert und durch moderne Technologien, eine sichere Steuerung und benutzerorientiertem Design die Einkäufe von Kunden vereinfacht werden. Dabei werden über 200 Bezahlmethoden berücksichtigt und ein entsprechendes Risikomanagement betrieben.
Ein riesiges, internationales Partnernetz sowie ein multinationales Schuldnerportal vereinfachen ein weltweites Forderungsmanagement. Auch hier stehen Schuldnern über 200 Bezahlmethoden zur Verfügung. Darüber hinaus können Bestellaufträge von Onlinehändlern an Demondo weitergegeben werden, und somit auch die Verantwortung für Onlinezahlungen, sowie im Fall von nichtzahlenden Kunden, die entsprechenden Inkassoforderungen. Gleiches gilt für Dauerschuldverhältnisse wie Abonnements, Mitgliedschaftsbeiträge oder auch Mietverträge sowie für Verwaltungsaufgaben jeglicher Art.
Das Startup wurde 2019 vom CEO Thomas Kunisch gegründet und hat seinen Hauptsitz in Köln. Demondo versammelt ein Team von Experten, das sich weltweit um die Zahlungsabwicklungen der B2B-Kunden kümmert und dabei ein großes Netz von Partnern aufgebaut hat.
Inyova
Der Unternehmensname Inyova steht als Kürzel für "Invest in your values". Das 2018 gegründete und damit noch junge Startup folgt dem Grundgedanken des Impact Investing, also einer personalisierten Variante von Direct Indexing. CEO Till Lang formuliert es folgendermaßen: "Wenn du die Welt retten willst, dann musst du eine bessere Party schmeißen als diejenigen, die sie kaputt machen."
Die vom Kunden getätigten Investments orientieren sich seinem "Handabdruck". Diesen hinterlässt er nach seiner Registrierung, indem er bestimmte Werte wählt, nach denen die an den Börsen gehandelten Unternehmen ausgesucht werden. Erneuerbare Energien, Tierschutz oder Gleichberechtigung sind etwa solche Werte. Auf ihrer Grundlage sucht das System der Plattform dann aus 350 die 40 Aktien aus, die letztlich das Portfolio des Kunden bilden.
Inyova nimmt seinen Kunden damit per App die Mühe langwieriger Recherche nach passenden Investments ab, in dem es jede einzelne Aktie beschreibt und bewertet. Till Lang erläutert das Potenzial der Impact-Transformation folgendermaßen: "In zehn Jahren wird es keine Geldanlagen mehr geben, die keine Impact-Mechanismen haben".
Forget Finance
Wer sich durch Investitionen am Finanzmarkt beteiligen möchte, der benötigt nachgewiesenermaßen nicht nur eine gewisse Risikobereitschaft und ein gehöriges Maß an Geduld. Wichtig ist vor allem ein fundiertes Finanzwissen bezüglich der Finanzprodukte sowie der Mechanismen an den Finanzmärkten. Das Berliner FinTech Forget Finance hat dies erkannt und bietet jungen und unerfahrenen Investoren Finanzwissen, vermittelt durch Coachings an.
Die beiden Gründer Konradin Breyer und Jurek Herwig bieten Interessierten nicht nur Finanz-Coachings an, sondern in nächster Zukunft auch eine umfassende Analyse sowie personalisierte Finanzpläne und auch Anlagen. Langfristig soll Forget Finance zu einer All-in-One-Lösungsplattform werden, spätestens, wenn über die eigene App Finanzprodukte angeboten werden. Die Gründer sehen für ihre App breit gefächerte Nutzungsmöglichkeiten wie Trading-Features, eigene Konten bis hin zu Versicherungen.
Dass das Konzept von Forget Finance viel Potenzial besitzt, zeigen die zahlreichen, namhaften Investoren, die dem Startup Finanzmittel zur Verfügung stellen, etwa Btov, TA Ventures oder die Gründer von Interhyp und Personio.
Antworten auf die Herausforderungen der modernen Wirtschaft
Langwierige Prozesse sind im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung nicht mehr up to date. Unternehmen und Verbraucher wünschen sich bei Geschäftsprozessen jeder Art Vereinfachung, Sicherheit und Transparenz. FinTech Unternehmen können hier mit ihren technischen Entwicklungen helfen, Prozesse zu beschleunigen, Zugänge zu vereinfachen und Geschäfte sicherer zu machen. (bw)