Die digitale Transformation "im Inneren zu initiieren und aktiv voranzutreiben", ist für KPMG Aufgabe des CFO (Chief Financial Officer). In der Studie " Survival of the Smartest 2016" gibt KPMG Finanzentscheidern sechs Aufgaben mit auf den Weg.
Die Berater räumen ein, nicht alle Unternehmen schrieben dem CFO eine solche Führungsrolle zu. KPMG begründet seine Haltung zum einen damit, dass CFOs "schon immer die fleißigsten Datensammler und -verwalter im Unternehmen" waren. Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Finanzmanagement, Rechnungswesen und Controlling werde die Position des CFO weiter stärken.
Big-Data-Aktionismus stoppen
CFOs sollten die unterschiedlichen Digitalisierungstrends im Unternehmen nicht nur bündeln und kanalisieren, sondern auch bewerten, fordert KPMG. Die Berater beobachten derzeit einen "Big-Data-Aktionismus" in den Managementetagen. Diesen sollten CFOs bremsen. Denn laut KPMG sitzen viele Unternehmen auf einem riesigen Datenpool, wissen aber nicht genau, was sie damit anfangen sollen.
Silo- und Konkurrenzdenken auflösen
KPMG sieht den CFO als eine Funktion mit umfassendem Prozess-Verständnis. Laut Georg Knöpfle, Partner bei KPMG, sollte der CFO "auf frühere Abschnitte der End-to-End-Prozessketten einwirken, um eine durchgängige Automatisierung und damit auch Digitalisierung sicherzustellen". Der Finanzentscheider muss "jenes interne Silo- und Konkurrenzdenken" ebenso auflösen wie System-, Prozess- oder Organisationsgrenzen. Es sei gerade auch für den Bereich Finanzen "von elementarer Bedeutung, eine Kultur zu etablieren, in der die zu Beginn unvermeidlichen Fehler akzeptiert werden". CFOs müssten Ängste und Ablehnung verstehen und abbauen.
Zusammenspiel von CIO und CFO
KPMG beleuchtet auch das Zusammenspiel von CIO und CFO. "Die Zeiten, in denen die IT-Abteilung lediglich als ,ungeliebtes Kind des CFO' durch die Kostenbrille betrachtet wurden, gehören der Vergangenheit an", schreiben die Berater. Im Idealfall agierten CIO und CFO als strategische Partner. Gleichzeitig appelliert KPMG an CFOs, als Change Manager auf den CIO einzuwirken. Gilt die IT als Innovationstreiber, "liegt die Aufgabe des Finanzbereichs auch darin, das Bewusstsein der IT-Kollegen bezüglich ihrer neuen Rolle zu schärfen und sie als Innovationsmotor zu befähigen", so KPMG.
Zwei der sechs Aufgaben, die die Berater CFOs zuschreiben, beziehen sich denn auch auf die IT.
1. CFOs müssen sich für die Standardisierung der IT-Landschaft einsetzen, weil nur diese die Schnittstellen bietet, die das Finanzwesen in einem digitalisierten Unternehmen braucht. Historisch gewachsene, heterogene IT-Landschaften müssten harmonisiert oder auf eine ganz neue Basis gestellt werden.
2. Ein weiteres Stichwort ist die Cybersecurity. "CIOs und Sicherheitsverantwortliche erleben im Gegensatz zu vielen Verbrauchern, Marketingexperten und Kommunikationsenthusiasten die Digitalisierung nicht nur als positives Phänomen", schreibt KPMG. Es sei falsch, den CIO mit diesem Thema alleine zu lassen. Unternehmenslenker bräuchten ein neues Risikoverständnis und müssten die gute Zusammenarbeit von IT- und Sicherheitsverantwortlichen und ihre Unterstützung durch den Vorstand forcieren. Cyber-Sicherheit muss als strategische Aufgabe gelten, nicht als taktische.
3. Der CFO verantwortet alle Digitalisierungsaktivitäten in der Finanzabteilung und entwickelt eine Gesamtstrategie. Er priorisiert Digitalisierungsprojekte im Budgetprozess.
4. Der CFO entwickelt ein Selbstverständnis für seine neue Funktion als Knotenpunkt zwischen Finanzen, Technologie und Strategie.
5. Mit der Änderung von Geschäftsmodellen muss der CFO auch nichtfinanzielle Kennzahlen liefern. Er muss das digitale Leistungsspektrum des Unternehmens ganzheitlich abbilden. Transaktionale Prozesse werden automatisiert und durch Algorithmen Software-gestützt abgebildet, schreibt KPMG. Damit verschiebt sich die Rolle der Beteiligten vom "Macher" zum "Korrektor", der Fehlentwicklungen verhindert.
6. Der CFO kümmert sich darum, dass seine Mitarbeiter durch Weiterqualifikation fit für die Digitalisierung gemacht werden. Er definiert Stellenprofile neu, damit sie den geänderten Anforderungen entsprechen.
KPMG räumt selbst ein: "Allerdings gibt es - und auch das ist klar nach der intensiven Auseinandersetzung mit den Fragestellungen in den unterschiedlichen Unternehmen, die wir befragt haben - keine Blaupause für die digitale Transformation." Nicht alle CFOs sähen sich in der Position, die KPMG ihnen zuschreibt.