Dass IT-Systeme crashen, ist nicht ungewöhnlich. Fatal wird es erst dann, wenn es ein Unternehmen versäumt, für solche Fälle Vorsorge zu treffen. Für IT-Manager stellt die zuverlässige Sicherung von geschäftskritischen Daten eine große Herausforderung dar, meint nicht nur der Spezialist für Disaster-Recovery (DR) Acronis in seinem Global DR Index. Ohne eine im Notfall funktionierende Strategie schafften es nur wenige Firmen, nach einem umfassenden Datenverlust wieder Fuß zu fassen.
Und es wird immer wichtiger, geschäftskritische Daten zu sichern, weil zum einen die Datenmengen exponentiell wachsen und weil zum anderen Unternehmen immer mehr von digital gespeicherten Daten abhängig sind. Durch zunehmende Globalisierung und durch das Auslagern von Daten in die Cloud wird die Dateninfrastruktur in hybriden Umgebungen zudem immer komplexer.
Trotz der globalen Aufgabe, für den Fall von Datenverlusten vorzubeugen, gibt es keine internationalen Standards dafür, so Acronis in seiner Studie. Tatsächlich spielen bei ähnlichen Werkzeugen für Backup und Recovery kulturelle Aspekte eine wichtige Rolle. Einigkeit, heißt es in dem Report, gebe es weltweit eigentlich nur in einem Punkt: dem Wunsch nach einer einheitlichen Lösung für Backup und Disaster Recovery.
Der DR Index ist laut Acronis ein länderspezifisches Ranking für die Zuverlässigkeit und das Potenzial von DR-Strategien internationaler Unternehmen. Er soll Firmen einen Vergleich ihrer mit der Strategie anderer Betriebe ermöglichen. Der Index basiert auf Befragungen von mehr als 3.000 IT-Verantwortlichen weltweit.
Deutschland liegt bei der Befragung zusammen mit den Niederlanden weltweit vorne. Hier beurteilen die IT-Verantwortlichen die Zuverlässigkeit ihrer Backup- und Disaster Recovery-Prozesse und Prozeduren am besten. Die Strategien der übrigen europäischen Länder fallen dagegen deutlich ab, heißt es in den Report: "Sie wenden äußerst ungünstige Strategien an", so das vernichtendes Urteil über Länder wie Großbritannien, Italien und Frankreich. Die Schweiz, Schweden und Norwegen finden sich dagegen im Mittelfeld wieder.
Die Erfolgsfaktoren
Ausschlaggebend für die Bestplätze sind Acronis zufolge folgende Faktoren: IT-Verantwortliche erfahren in diesem Punkt eine umfassende Unterstützung durch die Geschäftsleitung, verfügen über "optimale Parameter und Prozeduren" und über die "am besten dokumentierten Richtlinien". Deutschland und die Niederlande liegen im Weltmaßstab auch bei den Investitionen vorne: 13 bzw. 14 Prozent der Budgets für die IT-Infrastruktur gehen in den Bereich Backup-Technologien. Entsprechend hoch ist in den Siegerstatten die Zuversicht, im Schadensfall schnell wieder an die geschäftskritischen Daten zu kommen. In Deutschland glauben das 77 Prozent der befragten IT-Manager, in Holland sogar 85 Prozent.
Aus den weltweit gewonnenen Erkenntnissen formuliert Acronis in der Studie sechs Erkenntnisse für erfolgversprechende Backup-Strategien:
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Erstens: Eine gute Disaster-Recovery-Strategie beginnt mit der Unterstützung durch die Geschäftsführung eines Unternehmens. Das hängt unter anderen damit zusammen, dass die oberste Unternehmensebene die letztendlichen Entscheidungen über Investitionen in diesen Bereich fällt. Fehlt hier die Unterstützung, unterbleiben diese Investitionen häufig.
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Zweitens: Unterstützt die Geschäftsleitung die Backup-Strategie, stehen genügend Mittel für das Recovery zu Verfügung. Entsprechend sinkt die Zuversicht bei den IT-Verantwortlichen, die dafür keine ausreichenden Gelder nutzen können.
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Drittens: Eine gute Disaster Recovery hängt aber nicht nur an der Infrastruktur. Das Abschneiden Deutschlands im weltweiten Vergleich hängt der Umfrage zufolge auch an den umfassenden Parametern und Prozeduren sowie an den gut dokumentierten Richtlinien für den Umgang mit Daten, der hierzulande praktiziert wird. Die hohe Qualität der Strategie sorgt bei den IT-Verantwortlichen hier offenbar für die große Zuversicht.
Server-Virtualisierung bringt mehr Sicherheit
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Viertens: Unternehmen mit virtualisierten Serverlandschaften schneiden bei der Umfrage besonders gut ab. Eine höhere Ausfallsicherheit und bessere Recovery-Funktionen sowie häufigere Datensicherungen spielen hier offenbar eine entscheidende Rolle.
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Fünftens: Der Einsatz von Cloud-Technologien für die Datensicherung wird sich 2011 verdoppeln. Die Bedenken gegen die Cloud bleiben dennoch bestehen. Fast drei Viertel der 3.000 befragten Unternehmen (74 Prozent) gaben bei der Umfrage an, bis Ende des Jahres zumindest einen Teil der Datensicherung in der Cloud durchführen zu wollen. Bislang praktizieren das allerdings gerade einmal 16 Prozent. Zudem gibt es nach wie vor Bedenken gegen die Cloud: Mehr als die Hälfte zweifelt, ob Daten im Schadensfall schnell genug wiederhergestellt werden können, ein Drittel fürchtet eine steigende Arbeitsbelastung durch die zunehmende Komplexität der IT-Infrastrukturen. Hauptargument für die Datensicherung in der Cloud sind die günstigeren Kosten.
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Sechstens: Nahezu alle Unternehmen haben der Umfrage zufolge Probleme mit Backup und Disaster Recovery in hybriden Infrastrukturen. Der Transfer von Daten zwischen physischen, virtuellen und Cloud-Anlagen ist eine der größten Herausforderungen im Hinblick auf die Datensicherung in hybriden Umgebungen. Mangels Standards setzen die meisten Betriebe zudem im Durchschnitt zwei bis drei unterschiedliche Lösungen für die Datensicherung ein. So ist es kein Wunder, dass die befragten IT-Verantwortlichen die Komplexität des Themas als zweitgrößte Herausforderung betrachten und sich weltweit nichts mehr wünschen, als einheitliche, standardisierte Lösungen.