Die Beliebtheit im App-Store sagt oft wenig über die Qualität einer iOS-App aus. Viel wichtiger ist, ob die App zu den eigenen Anforderungen passt - gerade bei einer Office-Suite. Für diesen Vergleich haben wir sechs iPad-Office-Apps ausgewählt.
Zwei Dinge sind dabei vorab zu erwähnen: Erstens: Eine externe Tastatur ist für produktives Arbeiten mit den Office-Apps nach unserer Meinung sehr empfehlenswert. Dabei ist es egal, welches Keyboard man benutzt - das drahtlose von Apple oder eine Bluetooth-Tastatur von Drittanbietern. Und zweitens: Wichtiger als auf dem Desktop ist die Möglichkeit zum Datenaustausch mit anderen Anwendern oder dem Desktop - per iCloud, Dropbox oder One Drive.
Share File Quick Edit/Office2 HD
Unter dem Namen Office2 HD gehörte Share File Quick Editeinmal zu den beliebtesten Office-Programmen für das Apfelbrett. Citrix hat die enorm populäre Office-Applikation von Byte² übernommen und liefert diese nun kostenlos und unter dem eigenen Namen aus. ShareFile QuickEdit ist nach eigenen Angaben "das benutzerfreundlichste und einfachste Bearbeiterprogramm" und konkurriert damit mit den Apps von Apple. Die Anwendung erleichtert das Öffnen, Betrachten, Erstellen und Bearbeiten von Word-Dateien, Excel-Dateien und PowerPoint-Dateien. Die Applikation ist zudem enorm verbindungsfreudig, wenn es um Cloud-Dienste geht. Neben Google Drive kann die Citrix-Anwendung Daten auf DropBox, Box.net, OneDrive, SkyDrive, ShareFile oder WebDAV ablegen.
Die Kompatibilität zu Office ist durchweg gut. Zwar bietet die App wesentlich weniger Formatierungsmöglichkeiten als die Originalanwendungen, aber das ist bei der Darstellung komplexer Office-Dokumente erstaunlicherweise kein echtes Problem. Darstellen ist offenbar wesentlich leichter, als selber erstellen. Allerdings zeigt die kaum noch weiter entwickelte App ihr Alter und man stößt schnell an die Grenzen der einzelnen Programme - Konkurrenten wie iWork und Office wirken daneben wie "echte" Office-Suiten.
WPS Office
Ein ziemlich brauchbares kostenloses Office-Paket ist die App WPS Free von Kingsoft, die Dokumente von Word, PPT und Excel öffnet und bearbeitet. Die App aus China ist auf dem PC als günstiges Office-Paket bekannt und eignet sich für einfachere Aufgaben. Die Bedienoberfläche ist sehr übersichtlich, der Editor einfach zu bedienen, weil die wichtigsten Funktionen wie Formatierungen sofort griffbereit sind. Ein Vorteil ist die fehlende Bindung an einen Cloud-Dienst: Google Drive, One Drive, DropBox und andere WebDAV-Dienste werden unterstützt. Die Oberfläche ist deutschsprachig, auf aufwendigere Funktionen wie eine Rechtschreibprüfung muss man aber verzichten. Die Anwendung ist unauffällig, auch die Oberfläche wirkt aber etwas langweilig..
Polaris Office
Der kostenpflichtige Vertreter Polaris von Infraware stammt aus Korea und ist vor allem in Firmen vertreten - so gibt es Versionen für Nutzer von Good Dynamics, Symantec Mobility Suite und Citrix Enterprise. Der Einzelnutzer bekommt es für 20 Euro, unterstützt werden die Bearbeitung von Excel-, Powerpoint, und Word-Dateien. PDF-Export wird unterstützt, mehrer Cloud-Dienste sind nutzbar. Mit dem Erscheinen von Microsoft Office auf dem iPad hat das Tool aber offenbar kaum noch Kunden erreicht - an der Funktionalität und dem Bedienkomfort liegt es aber nicht. Die App wird ständig weiter entwickelt - neben Microsoft Office hat das kostenpflichtige Paket aber einen schweren Stand.
Google Docs und Google Tabellen
Google setzt zwar auf die iOS-Konkurrenz Android, trotzdem ist das Unternehmen auch auf der iOS-Plattform sehr aktiv. Für Office-Anwender bietet Google eigene Apps für die Nutzung von Google Docs und Google Tabellen. Die auch offline nutzbaren Apps ermöglichen das Erstellen und Bearbeiten von Word- und Excel-Dokumenten, gut eignen sich die beiden Apps für die Gruppenarbeit an Dokumenten. Mehrere User können gleichzeitig an einem Dokument arbeiten und miteinander kommunizieren. Eine Versionierungsfunktion sorgt dafür, dass deutlich wird, welcher Nutzer wann welche Änderungen vorgenommen hat.
Bis vor kurzem waren die Apps noch in die App Google Drive integriert, ist doch Google Drive der vorgeschriebene Cloud-Dienst. Googles Entscheidung, seine Büro-Anwendungen auch einzeln zum Download anzubieten, ist vermutlich eine Reaktion auf die hohen Download-Zahlen der gratis für iPhone und iPad erhältlichen Microsoft-Anwendungen Word, Excel und Powerpoint im iTunes App Store von Apple. Die enge Anbindung an Google Drive bzw. die Firmenversion ist aber nicht nach jedermanns Geschmack.
Vorinstalliert: Apple Pages, Numbers und Keynotes
Die Veröffentlichung der iWorks-Suite fiel nicht zufällig mit dem Launch des iPads zusammen. Es scheint vielmehr so, dass beide eine gute Einheit bilden. So hat Apple anscheinend sogar die Mac-Version neu aufgelegt um die iOS- und OSX-Version besser miteinander kompatibel zu machen.
Wie ihre jüngeren Geschwister für den Mac OS X-Desktop streben sie nach Einfachheit bei der Benutzung und scheinen damit Erfolg zu haben. Auf neueren iOS-Geräten sind die Apps bereits vorinstalliert - und bietet zumindest Privatanwenden alles, was sie an Office-Kompatibilität benötigen. Pages und Numbers können mit Word und Excel nicht mithalten. Dazu fehlt es ihnen weniger an Funktionen, Probleme gibt es eher bei aufwendigen Excel-Dateien oder Word-Dateien mit komplexen Formatierungen.
Keynote sollte gesondert betrachtet werden, nicht ohne Grund ist es auf dem Mac eine beliebte Power Point-Alternative. Eignet sich das iPad doch gut für das Vorführen von Präsentationen. Interessant ist iWork aber vor allem für Mac-Anwender, so ist der Datenaustausch mit der Desktop-Version besonders nahtlos möglich und die Bedienung sehr einfach. Eine Windows-Version von Work gibt es nicht, PC-Anwender können aber die Webversion von iWork benutzen, die Bestandteil jedes iCloud-Accounts ist.
Word, Excel und PowerPoint fürs iPad
Das iPad-Office-Paket von Microsoft umfasst vor allem drei Apps: Word, Excel und PowerPoint. Die Basis-Version steht kostenlos zum Download parat. Möchte man aber Dokumente, Tabellen oder Präsentationen bearbeiten, benötigt man ein kostenpflichtiges Office-365-Abonnement. Wer etwa Word bereits auf seinem Desktop verwendet, wird sich mit Word auf dem iPad sofort wie zu Hause fühlen - die Oberfläche basiert auf der aktuellen Version Office 2016. Sie wurde aber für Mobilgeräte wie iPad und iPhone gut optimiert.
Die Kernfunktionen befinden sich aber weiterhin an den gewohnten Stellen. Dadurch das Microsoft das Konzept der Menüleiste auf das iPad übertragen hat, sind die Apps noch intuitiver und wertvoller als sie es jemals auf dem Desktop war. Als Dienste zum Speichern der Dateien können neben "Lokal" noch OneDrive-Accounts eingerichtet werden. Auch Sharepoint-URLs lassen sich verwenden.
Die Ähnlichkeit zum Desktop-Pendant zeigt sich nicht nur in der Menüleiste. Einer der wichtigsten Funktionen für Business-Nutzer von Word, Änderungen nachverfolgen, wurde ebenso übernommen und ist identisch mit der Desktop-Version. Wie bei Word ist der größte Vorteil von Excel für iPad die große Ähnlichkeit zur Desktop-Version. Die App bringt die gewohnte Nutzerführung mit sich und macht es dadurch sehr zugänglich für Excel-Veteranen. Auch hier ist die Menüleiste wohl überlegt und präsentiert die wichtigsten Funktionen der App in einer sehr intuitiven Art und Weise.
Trotz der Tatsache, dass Excel für iPad eine abgespeckte Version von Excel für Windows oder Mac ist, ist das Produkt durch die Bank im geschäftlichen und persönlichen Bereich sehr gut nutzbar. Einige Defizite sollen in zukünftigen Updates nachgereicht werden, andere, wie die Einbindung von Makros, bleiben aber nur Desktop-Usern zugänglich. Auch PowerPoint überzeugt mit einer Benutzeroberfläche, die der Desktop-Version wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Die abgespeckte Multifunktionsleiste ermöglicht es, schnell und einfach eine Grundpräsentation zu erstellen oder zu bearbeiten.
Trotzdem fehlen eine große Menge von Funktionen und Features. Wie Excel bietet PowerPoint beispielsweise die Möglichkeit, Kommentare einzutragen und zu überprüfen, aber nicht diese zu erstellen oder zu bearbeiten. Im Gegensatz zu Excel fehlt in PowerPoint auch die Funktion, Kommentare zu löschen. Trotzdem ist die iOS-Version Office die mächtigste Office-Suite und sehr empfehlenswert. Nicht vergessen sollte man außerdem ergänzende Apps wie Outlook, One Note und das neue Präsentationstool Sway. Ist doch für manchen iPad-Nutzer One Note vielleicht sogar sinnvoller als Word.
Fazit
Eine ganz klare Empfehlung ist schwer - Word und Excel sind überlegen, nicht für jeden Anwender lohnt sich aber gleich ein Office 365-Abo. Apples Apps sind am besten zu bedienen, mangeln aber an Office-Kompatibilität und Windows-Support.
Es kommt eben darauf an: Wenn es wichtig ist, möglichst einfach möglichst gut in Office-Dokumenten zu arbeiten, dann ist Microsoft Office die beste Wahl. Pages und Keynote sind aber ebenfalls erstklassige Office-Programme - und vor allem für Mac-Anwender eine gut Ergänzung. Sie haben also die Wahl.