Sie arbeiten in der IT, in den Medien, oder sie mähen den Rasen - alternative Worker nennen sich junge Leute in den USA, die dort eine wachsende Gruppe darstellen. Der Berater Deloitte untersucht in der Studie "Decoding millennials in the gig economy", wie sich die Situation der im Schnitt 31 Jahre jungen Menschen darstellt. Die Consultants identifizieren sechs typische Merkmale.
Deloittes Analyse basiert auf Angaben von insgesamt knapp 9.000 US-Bürgern, die das US Bureau of Labor Statistics (BLS) erhoben hatte. Die Stichprobe ist repräsentativ. Alternative Work bezeichnet Erwerbsarbeit ohne klassische Festanstellung. Knapp jeder zehnte Befragte (neun Prozent) ist ein solcher Alternative oder Gig Worker (der Begriff "Gig" stammt ursprünglich aus der Musikerszene, ein bezahlter Auftritt ist ein "Gig"). Die große Mehrheit der Millennials arbeitet weiterhin als "traditional Worker".
Die sechs Merkmale im Einzelnen:
Weniger Frauen arbeiten als Alternative Worker
1. Der Frauen-Anteil unter Alternative Workern geht zurück: Das BLS führt solche Umfragen seit 1997 durch. Aktuell geht der Anteil an Frauen zurück. Verteilten sich die Geschlechter etwa 2003 auf 52 Prozent Männer und 48 Prozent Frauen, beträgt das Verhältnis jetzt 60 zu 40. Gleichzeitig stellen die Statistiker fest, dass mehr junge Frauen als junge Männer auf das College gehen. Außerdem schließen die Frauen (Weiter-)Bildungen schneller ab als Männer. Deloitte vermutet hier einen Zusammenhang und interpretiert die Ergebnisse so, dass junge Frauen ihre freie Erwerbstätigkeit zugunsten von Qualifikationsmaßnahmen zurückstellen.
Alternative Work trägt stärker zum Haushaltseinkommen bei
2. Der prozentuale Anteil von Gig Work steigt: In den Jahren 2007/2008 stieg der Anteil am Haushaltseinkommen, der durch alternative Work erwirtschaftet wurde, sprunghaft an. Deloitte führt das auf die damalige globale Finanzkrise zurück, die viele junge US-Bürger in die Arbeitslosigkeit trieb. Offiziell lag die Arbeitslosenrate bei 14 Prozent. In Zahlen: 2008 resultierten 64 Prozent des Einkommens aus Gig Work. Derzeit sind es 72 Prozent.
Gig Worker verdienen insgesamt weniger
3. Im Schnitt verdienen alle Millennials knapp 40.000 US-Dollar pro Jahr. Alternative Worker geben ihr Einkommen mit etwa 38.000 US-Dollar an, liegen also unter dem Durchschnitt. Im Rückblick zeigt sich, dass lediglich 2005 Gleichstand herrschte. Allerdings ist die Lücke derzeit geringer als noch 2013. Wer seine Freelancer-Tätigkeit zugunsten einer Festanstellung aufgibt, begründet das beispielsweise mit Benefits, die klassische Angestellte beim Thema Gesundheit haben.
Rückhalt durch ein anderes Familienmitglied
4. Gig Worker leben selten allein: Im Alter von 33 Jahren erwirtschaften die befragten klassisch Angestellten durchschnittlich 57 Prozent des Haushaltseinkommens, Gig Worker liegen mit 51 Prozent deutlich darunter. Sie leben seltener allein und erhalten häufiger Unterstützung durch ein weiteres Familienmitglied - wobei sich "Familie" hier nicht auf Blutsverwandte beziehen muss, sondern etwa auch WG-Mitbewohner bezeichnen kann.
Generell sind aber wenig Millennials in den USA alleinstehend. 62 Prozent (traditional Worker) beziehungsweise 65 Prozent (Gig Worker) leben mit Ehepartner oder Freund/Freundin zusammen.
Von IT über Medien bis zur Hausmeisterei
5. Alternative Jobs lassen sich überall finden, von IT und Medien bis zu Gartenpflege und Hausmeisterei: Obwohl viele typische Knowledge-Worker freiberuflich tätig sind, finden sich Alternative Worker auch in Gartenpflege und Hausmeister-Services. Deloitte sieht in den Befragten einen Pool, den Unternehmen für die Besetzung spezifischer Projekte nutzen können.
Weniger Regeln, mehr Enthusiasmus
6. Freelancer pflegen eine andere Mentalität: Die Befragung bezieht sich auch auf Charakteristika und Lebenseinstellungen, die sich Millennials selbst zuschreiben. Demnach sind Gig Worker extrovertierter und offener als ihre Altersgenossen, die in Festanstellung arbeiten. Gig Worker sehen sich als Regelbrecher und arbeiten nach eigener Darstellung enthusiastischer.
Insgesamt geht Deloitte von einer steigenden Zahl an Gig Workern aus. Die Berater sehen Unternehmen gefordert, bei der Besetzung von Positionen - seien es nun Festanstellungen oder temporäre - weniger auf formale Abschlüsse und mehr auf faktische Erfahrungen zu achten.