Die Sieger des diesjährigen E-Government-Wettbewerbs stehen fest. Zum Ende des 17. Ministerialkongresses zeichneten die Unternehmensberatung Bearingpoint zusammen mit dem Netzwerkausrüster Cisco in Berlin sechs wegweisende Projekte in drei Kategorien aus. Übrigens: Zum ersten Mal durften sich neben öffentlichen Institutionen auch private Unternehmen mit ihren Projekten, Konzeptideen und Problemlösungen bewerben.
Hier sind die Sieger in den verschiedenen Kategorien:
1. Bester Lösungsbeitrag für ein gesellschaftliches Problem – Wirtschaft: „Deutsch-polnisches Telemedizinprojekt mit Telekonferenz" / Telemedizin in der Euroregion Verein Pomerania
2. Bester Lösungsbeitrag für ein gesellschaftliches Problem – Verwaltung: „Lippe Job-Interaktiv" / Jobcenter Lippe und Kommunales Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe
3. Innovativstes E-Government-Projekt: „Transparenzdatenbank in Österreich" / Bundesministerium für Finanzen, Österreich
4. Innovativstes E-Government-Projekt: „Bauleitplanung – Online-Beteiligung für Kommunen" / Finanzministerium des Landes Schleswig-Holstein und die AG der Kommunalen Landesverbände Schleswig-Holstein
5. Beste Online-Verwaltung: Stadt Dortmund
6. Publikumspreis: „Energie-Atlas Bayern" / Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit und Landesamt für Vermessung und Geoinformation
Eine unabhängige Jury besetzt mit Experten aus den Bereichen Verwaltungswissenschaften, der IT und Gesellschaftsentwicklung wählte die Gewinner aus über 40 Einreichungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz aus.
Die Gewinnerprojekte im Einzelnen
Aufgrund der Qualität der Einreichungen hat die Jury in der Kategorie „Innovativstes E-Government-Projekt" 2012 zwei erste Plätze vergeben. Zusätzlich zur Jury-Entscheidung durfte per Online-Voting ein Favorit gewählt werden, der den Publikumspreis bekam.
1. Bester Lösungsbeitrag für ein gesellschaftliches Problem – Wirtschaft: Deutsch-polnisches Telemedizinprojekt mit Telekonferenz
Durch den demografischen Wandel steigt nicht nur das Alter der Gesamtbevölkerung, sondern Mecklenburg-Vorpommern leidet zugleich an einer medizinischen Unterversorgung. Deshalb will das Projekt Telemedizin Pomerania grenzüberschreitend eine bessere Nutzung von medizinischen Kapazitäten erreichen: durch eine Vernetzung kleinerer Krankenhäuser auf dem Land mit den größeren Krankenhäusern in Städten sowie mit Polen.
Professor Tino Schuppan, Wissenschaftlicher Direktor, Institute for E-Government/Potsdam sagte: „Gesundheit ist vermutlich das Politikfeld, in dem Informationstechnik mit die größten Wirkungen entfalten kann. Das Telemedizinprojekt zeigt auf, wie Krankenhäuser de facto mittels IT zu Kompetenzzentren werden und so gleichzeitig die fachärztliche Expertise in der Fläche vor Ort bereitstellen können. Hierdurch wird die ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten deutlich verbessert."
2. Bester Lösungsbeitrag für ein gesellschaftliches Problem – Verwaltung: Lippe Job-Interaktiv
Durch die Bereitstellung von mobilen Kommunikationsgeräten, wie Tablets für Arbeitssuchende, Arbeitsvermittler und Arbeitgeber wird die Jobvermittlung verbessert. Die bereitgestellte Technik ermöglicht unter anderem Video-Conferencing, die Erstellung digitaler Bewerbungsunterlagen oder auch Unternehmensdarstellungen oder Vorstellung von freien Stellen und Ausbildungsplätzen in filmischer Form. Der Jobvermittler erhält größtmögliche Transparenz über die Integrationsaktivitäten des Arbeitsuchenden und kann mobil Arbeitgeber und Jobsuchende miteinander in Verbindung bringen.
Christian Rupp, Sprecher der Plattform Digitales Österreich im Bundeskanzleramt würdigte den Ansatz: „Innovatives E-Government ist keine Frage der Größe einer Kommune. Lippe zeigt, wie man mit moderner Technologie die Jobsuche gerade für Alleinerziehende und (Geh-)Behinderte erleichtern kann. Die Interaktivität der Lösung mit Videokonferenz, digitaler Bewerbungsmappe, eLearning- und E-Skills- Training begeisterte die Jury und bietet sowohl Arbeitssuchenden als auch Arbeitsanbietern unglaublich viele flexible, schnelle und leichte Möglichkeiten."
3 Innovativstes E-Government-Projekt: Transparenzdatenbank in Österreich
Mit der Transparenzdatenbank plant Österreich die Schaffung eines IT-Systems, an das alle Gebietskörperschaften angeschlossen werden und in dem alle Leistungen der öffentlichen Hand wie zum Beispiel Förderungen, Transfers und Sozialversicherungsleistungen zentral erfasst und jederzeit von Bürgern, Unternehmen und NGOs abgerufen werden können.
Franz-Reinhard Habbel vom Deutschen Städte- und Gemeindebund sagte: „Die Transparenzdatenbank leitet in Österreich erneut einen fundamentalen Wandel im E-Government ein. Staatliches und kommunales Handeln werden transparenter. Das Vertrauen zwischen Bürgern, Wirtschaft und Verwaltung wird gestärkt. Das wird positive Effekte auf die Partizipation und das Wachstum auslösen."
4. Innovativstes E-Government-Projekt 2012: Bauleitplanung – Online-Beteiligung für Kommunen in Schleswig-Holstein
Ziel des Projektes „Bauleitplanung Online-Beteiligung für Schleswig-Holstein" ist es, das formelle Beteiligungsverfahren der Träger öffentlicher Belange in der gemeindlichen Bauleitplanung online über eine Internetplattform abzuwickeln. Hierzu gehören die Optimierung und Standardisierung des gesamten Beteiligungsprozesses sowie die vollständige, medienbruchfreie und digitale Abbildung aller Verfahrensschritte bei gleichzeitiger Kostenreduzierung.
Martin Schallbruch, IT-Direktor des Bundesinnenministeriums lobte: „Das Projekt Bauleitplanung in Schleswig-Holstein ist bester Beweis für die Innovationskraft von E-Government in Deutschland. Der Gedanke ist so einfach und doch so innovativ: Lösungen aus einer Hand, auf einer Plattform und alles ohne Medienbruch. Hier wurden Maßstäbe für viele E-Government-Projekte gesetzt."
5. Beste Online-Verwaltung 2012: Stadt Dortmund
Die Stadt Dortmund deckt weitgehend die fachlichen Basisanforderungen von Bürgern und Unternehmen ab und macht diese über die Behördenrufnummer D115 und bei der Beantragung von Führerscheinen auch per App zugänglich. Es gibt unterschiedlich ausgeprägte E-Government-Services - bis hin zur flächendeckenden Verfügbarkeit: Wunschkennzeichen, Einwohnerparkausweis, Beantragung von Personenstandsurkunden. Die Stadt Dortmund hat barrierefreie Internetangebote, Single-Sign-On-Verfahren, wendet elektronische Signaturen an und nutzt verwaltungsübergreifend XÖV-Standards.
Kai Wächter von Bearingpoint sagte: „Die Online-Verwaltungen von Kommunen werden mehr und mehr zum Standort- und Wettbewerbsfaktor. Denn das Internet-Angebot entscheidet darüber, wie effizient und schnell sich Bürger und Unternehmen in einer Stadt organisieren können – vom Umzug über Personenstandsurkunden bis hin zu Gewerbeanmeldungen. Hier bietet die Stadt Dortmund einen umfangreichen und sehr benutzerfreundlichen Service für ihre Bürger - und Unternehmen und profitiert auch selbst davon, indem der Verwaltungsaufwand erheblich reduziert wird. Durch das Einsparen von Papier und Akten werden zudem Ressourcen geschont."
6. Publikumspreis: Energie-Atlas Bayern
Online wählte die Mehrheit der rund 5600 Nutzer das Projekt Energie-Atlas Bayern zum Favoriten. Die Energiewende erhöht bei Bürgern, Unternehmen und Kommunen den Bedarf an fundierten Informationen zu Energie- und Umweltthemen. Die Bayerische Staatsregierung stellt mit dem Energie-Atlas Bayern ein innovatives Internet-Portal zur Verfügung, das alle wichtigen öffentlichen Informationen in Bayern rund um das Thema Energie intelligent verknüpft, einheitlich aufbereitet und kostenlos zugänglich macht.
Professor Maria Wimmer vom Forschungsbereich Verwaltungsinformatik der Uni Koblenz-Landau sagte: „Der Energie-Atlas Bayern ist ein hervorragendes Beispiel umfassender Informationsbereitstellung für verschiedene Nutzergruppen rund um Energieversorgung-, -nutzung und -produktion in Bayern. Das innovative Portal verknüpft diese Informationen intelligent, bereitet sie einheitlich auf und stellt sie den verschiedenen Zielgruppen kostenlos zur Verfügung."
Und auch die Veranstalter waren zufrieden: „Die ausgezeichneten Projekte zeigen, wie moderne E-Government-Lösungen öffentliche Einrichtungen, Bürger und Unternehmen zum Nutzen aller miteinander vernetzen und dabei einen nachhaltigen Beitrag für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft leisten", so Jon Abele von Bearingpoint. „Durch die Auszeichnung der Projekte wollen wir die Beiträge zur Lösung dieser gesellschaftlichen Herausforderungen würdigen und zu ihrer Verbreitung in der Fläche beitragen", ergänzte Christian Korff von Cisco.
Der E-Government-Wettbewerb, den Bearingpoint und Cisco jährlich ausschreiben, verfolgt das Ziel, durch Veröffentlichung und Auszeichnung "zukunftsweisender Programme und Initiativen, die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland voranzutreiben, zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands beizutragen und gleichzeitig bei der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme zu unterstützen". CIO. de berichtet über denb Wettbewerb bereits: "Online-Voting für bestes Projekt" und "6 Leuchtturm-Projekte".