Egal, ob man als Unternehmen langfristig eine Präsenz bei Google+ plant oder nicht: Mit der Möglichkeit, eine solche Firmenaktivität zu starten, ist der Moment gekommen, sich bei Google eine Seite mit dem eigenen Namen zu sichern. Wer das nicht tut, läuft Gefahr, dass sich ein Dritter seines (Marken-) Namens bemächtigt.
Diese Gefahr ist in sozialen Netzwerken wie Google+ größer als bei gewöhnlichen Internet-Domains. Denn bei Google+ gibt es nicht ohne weiteres die Möglichkeit, sich als Unternehmen nachträglich Namensrechte zu sichern, wenn ein anderer schneller war.
Sieben Schritte zur Google+ Seite fürs Unternehmen
1) Rufen Sie im Browser die Seite https://plus.google.com/pages/create auf.
2) Wählen Sie eine passende Kategorie, zum Beispiel "Unternehmen" oder "Produkt oder Marke".
3) Wählen Sie unter "Kategorie" die passende Branche aus.
4) Legen Sie fest, wer Ihre Seite sehen darf. Diese Angaben können Sie später ändern, wenn Sie sich beispielsweise entscheiden, nun aktiv bei Google+ einzusteigen.
5) Stimmen Sie den Nutzungsbedingungen für Google+-Seiten zu und klicken Sie auf "Erstellen".
6) Auf der in wenigen Sekunden zu sehenden Seite können Sie anschließend einen Claim und ein Logo platzieren. Achtung: Dummerweise akzeptiert Google für Logos nur quadratische Bilder. Sie müssen Ihr Firmen- oder Produktsignet also auf das Format anpassen.
7) Danach existiert die Seite bei Google+ und niemand kann sie Ihnen mehr nehmen. Wenn Sie möchten, können Sie diese Seite nun wie jede andere Google+-Seite auch mit weiteren Informationen und Profildaten füllen.
Pluseinsen, Circlen, followen
Der Euroweb-Blog beschreibt neue Funktionen der Unternehmensseiten. So kann man nun auch das Profilbild "pluseinsen", was dem "Gefällt mir" bei Facebook entspricht. Damit kann man nun nicht nur einzelne Beiträge, sondern komplette Seiten weiterempfehlen. Unternehmensseiten können sich zudem gegenseitig - Achtung, noch ein Kunstwort: "circlen" -, um damit zu zeigen, mit welchen Unternehmen man bei Google+ verbunden ist. Darunter findet sich eine Übersicht über die "Follower" der Seite. "Neu ist auch das Feature ‚Fotowand’", schreibt Euroweb, "das ein Album gleich auf der Startseite der Google+-Page positioniert" und damit ähnlich agiert wie bei den Facebook Fanpages. Eine englischsprachige Einführung in die Google+-Unternehmensseiten gibt es bei Youtube.
Über den Wert der Unternehmensseiten bei Google+ und die Bedeutung des sozialen Netzwerks in Konkurrenz zu Facebook und Twitter wird indes weiter diskutiert. So stellt etwa Blogger Thomas Knüwer bei "Indiskretion Ehrensache" die Grundfrage: "Brauchen Unternehmen Google+-Pages?" und beantwortet sie mit einem klaren "Jein": Im Vergleich zu Facebook etwa sei es bei Google+ nicht möglich, aktuelle Gedanken auf einer Pinnwand zu hinterlassen. Auch das Kommunizieren über Kundenanfragen sei schwieriger als bei Facebook. Zudem fehle die Möglichkeit, eigene Landingpages zu definieren.
Schließlich kritisiert Knüwer auch die "recht unemotionale" Gestaltung der Plus-Seiten. Die Finger von Google+ lassen sollte man dennoch nicht pauschal. Aber die Firmen sollten "mal darüber nachdenken, was man dort tun möchte". Das Kuratieren von Inhalten funktioniere bei Google+ hervorragend, das Präsentieren von Marken dagegen eher weniger.
Blogger zeigen sich mäßig begeistert
Wenig begeistert von den Unternehmensseiten bei Google+ zeigen sich auch die Blogger aus dem Euroweb: "Bisher sind die Google+-Pages nicht mehr als ein wenig erweiterte private Profile. Ihnen fehlen zurzeit noch die Individualisierungsmöglichkeiten durch Apps und zusätzliche Tabs wie bei Facebook Fanpages. Unternehmen können sich so momentan nur schwer mit ihrem Auftritt bei Google+ von anderen abheben."
Und im Blog SEO-News, der sich in einem Beitrag dezidiert mit den Vor- und Nachteilen der Unternehmensseiten auseinandersetzt, heißt es im Fazit: "Im Grunde ändert sich erst einmal nichts für Unternehmen. Abgesehen davon, dass ein neuer Kommunikationskanal dazu gekommen ist."
Wer sich dort engagiere, müsse wissen, dass bei Google+ die Kommunikation im Vordergrund stehe, nicht die Präsentation. Das deckt sich mit den Einschätzungen anderer Blogger. Google+-Seite seien dann unsinnig, wenn dem Social-Media-Verantwortlichen nach zwei Monaten die Themen ausgingen oder es keine Ressourcen gebe, um auf die Fragen und Erwartungen der Nutzer einzugehen, heißt es in den SEO-News.
"Google+-Unternehmensseiten sind kein Game Changer", so das Fazit. "Sie sind eine interessante, neue Möglichkeit, mit Konsumenten in Kontakt zu treten. Nutzen sollte man diesen neuen Kanal nur, wenn er in die Social-Media-Strategie passt".
Vergleichsweise begeistert gibt sich dagegen die Telekom-Austria, die auf ihrer Newsseite von einem "unglaublich tollen Start" der Unternehmensseiten bei Google+ spricht. Wünsche an das neue Angebot gibt es dennoch: So sei es nötig, mehrere Administratoren zuzulassen, was gerade bei pflegeaufwändigen Firmenseiten eine wichtige Option ist. Auch das Verwalten von Seite und Content von mobilen Geräten aus sei bisher nicht möglich, heißt es auf dem Wunschzettel von Telekom Austria. Dort taucht auch der Wunsch auf, die Seiten mit sprechenden Titeln zu versehen. Was bei Facebook etwa www.facebook.com/CIOcommunity heißt, trägt bei Google+ einen völlig unverständlichen Titel wie "plus.google.com/103216736730715714296/".
Zu diesen Wünschen kommen weitere: die Integration von Youtube in Google+, die bisher weitgehend fehlende Möglichkeit, mit Google-Analytics den Traffic auf den Firmenseiten zu messen sowie offene Schnittstellen für das Programmieren eigener Anwendungen.
Tipps und Tricks rund um Soziale Netze
1) Es gibt eine Internetseite, bei der Sie kostenlos prüfen können, ob und wo Ihr Firmen- oder Markenname bereits registriert ist: www.namechecklist.com. Mit diesem Wissen ausgestattet, können Sie überall dort, wo noch Lücken sind, Ihre Seiten registrieren lassen. Man weiß ja nie, wozu man das noch mal verwenden wird.
2) Beachten Sie, dass bei allen Firmenseiten, also auch bei Google+, eine Impressumspflicht besteht. Diese Pflicht leitet sich aus § 5 TMG (Telemediengesetz) ab, das Impressum selbst muss leicht erkennbar sowie unmittelbar erreichbar sein und ständig zur Verfügung stehen. Anlass für lästige Abmahnungen können zudem fehlerhafte oder veraltete Angaben in einem Impressum sein. Wer etwa Anschrift oder Gesellschaftsform ändert, muss diese Informationen auch in den Impressumsangaben der sozialen Netzwerke auf den neuesten Stand bringen. Das Justizministerium hat einen Leitfaden zur Impressumspflicht veröffentlicht, in dem alle wichtigen Bestimmungen nachzulesen sind.
Wissen, was geredet wird
3) Wenn Unternehmen sich gegen eine Präsenz bei Facebook, Twitter oder Google+ entschieden haben, heißt das noch nicht, dass sie dort auch tatsächlich nicht vertreten sind. So ist es wahrscheinlich, dass zumindest über eine Firma oder einzelne Produkte gesprochen wird. Ob das so ist und was so geredet wird, lässt sich zumindest bei Facebook nachlesen: Die Seite Openbook zumindest bietet eine einfache Suchfunktion zum Aufstöbern aktueller Themen.
4) Mit einer speziellen Google-Suchanfrage lassen sich auf der Seite "Journalismus und Recherche" verschiedene deutschsprachige soziale Netzwerke nach Stichwörtern durchsuchen. Grundlage dafür ist eine benutzerdefinierte Google-Suche.