Auf der Suche nach "Wert und Wichtigem" sieht Fjord, der Digital Design und Innovation Beratung von Accenture, die Menschen künftig. Der Fokus liege nicht mehr auf Wachstum, sondern auf der Steigerung von Qualität, wobei Umweltschutz und Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Damit leitet die Agentur, die zum Unternehmensberater Accenture gehört, ihre Analyse der Trends für 2019 ein.
Diese kreist um sieben Themen:
1. Weniger und qualitativ hochwertigere Werbebotschaften
Die Nutzung von Social Media und vergleichbaren Medien hat für Unternehmen lang geheißen, Kunden möglichst oft zu kontaktieren. Laut Fjord ändert sich das 2019. Weil immer mehr Kunden ihr Recht nutzen, solche Botschaften abzublocken, denken Unternehmen um. Statt Quantität rückt Qualität in den Mittelpunkt. Das setzt voraus, dass Entscheider die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden gut genug kennen. Fjord formuliert es plakativ: "Silence is gold"
2. Der Start der "Circular Economy"
Das geplante Verbot von Plastikstrohhalmen symbolisiert ein Umdenken im Design von Produkten. Konkret: Waren einzelne Verbraucher lange davon ausgegangen, "man könne ja doch nichts machen", reduzieren sie Ressourcen-Probleme nun auf handfeste Produkte. Unternehmen werden mehr Produkte anbieten, die sich beispielsweise wieder auffüllen oder umtauschen (statt wegwerfen) lassen.
Glaubt man Fjord, entwickelt sich der Umgang eines Unternehmens mit Müll und Abfällen künftig zu einem KPI (Key Performance Indicator). Die Agentur spricht dem Thema einen ebenso hohen Stellenwert zu wie den finanziellen Kennzahlen.
3. Verbraucher verlangen einen Gegenwert für die Bereitstellung ihrer Daten
Fjord sieht bezüglich der Nutzung persönlicher Daten einen Konflikt zwischen Unternehmen und ihren Kunden. Mit zunehmender Diskussion um Datenschutz fordern Kunden einen sichtbaren Gegenwert, wenn sie ihre Angaben bereitstellen. Die Agentur spricht von einem Wechsel: "Data Minimalism" statt "Data Maximalism". Unternehmen müssen Transparenz in puncto Datennutzung herstellen und für "algorithmic fairness" sorgen.
4. Neugestaltung von Mobilität und öffentlichem Nahverkehr
Neue "City-Daten" und neue Partnerschaften prägen Mobilität und Verkehr. Stichworte sind zentrale Planung und Echtzeit-Daten. IT-Tools sollen dazu beitragen, ein einziges kohärentes Eco-System zu schaffen, das den Bürgerinnen und Bürgern ein angenehmes Erlebnis bietet. Bezahlen sollen sie nach Verbrauch, wobei es auch möglich sein soll, eine "Flat Fee" zu bezahlen.
5. Das Paradoxon der Inklusion
Zu den typischen Begleiterscheinungen digitaler Kommunikation gehört, dass echte und scheinbare Minderheiten ihre Stimme erheben. Verbraucher beobachten kritisch, ob bestimmte Gruppen ausgegrenzt werden.
Unternehmen stellt das vor die paradoxe Situation, alle gleich und doch jeden individuell behandeln zu müssen. Klassische Marktforschung auf der Basis quantitativer Befragungen wird nicht mehr ausreichen, mahnt Fjord. Künstliche Intelligenz (KI) wird sie darin unterstützen, gleichzeitig Massenmärkte zu bedienen und Einzelne genauer kennenzulernen.
6. Physische und digitale Räume verschmelzen weiter
Mit der Digitalisierung verändern sich die Erwartungen an den physischen Raum ebenso wie an haptische Produkte. "Das Online-Verhalten prägt die Offline-Erfahrungen und umgekehrt", schreibt Fjord. Das bezieht sich auf die Arbeitswelt, auf die Konsumwelt und auf das Privatleben.
7. Synthetische Realitäten werden zur Gewohnheit
Photoshop nimmt die Entwicklung künftiger Tools vorweg: zunächst galt es als erschreckend, dann gewöhnten sich die Menschen daran, heute ist es akzeptiert. Fjord will darauf hinaus, dass "die echte Realität" und synthetisch hergestellte Sinneseindrücke immer stärker zusammenfließen. Authentizität ist ein Wert an sich. Gleichzeitig sind immer mehr Menschen bereit, künstlich erzeugte Wahrnehmung etwa in der Kunst, aber auch in der Medizin zu akzeptieren. Unternehmen müssen in ihre Forschung & Entwicklung investieren, um diesen Trend für ihre Produkte und Dienstleistungen zu nutzen.