Business Case schaffen

8 Schritte für ein Social-Media-Projekt

10.09.2014 von Christiane Pütter
Für Gartner setzt eine erfolgreiche Social-Media-Initiative acht Faktoren voraus. Kennzahlen, Metriken und Kommunikation mit dem Business sind besonders wichtig.
Wer sich in Sachen Social Media engagieren will, braucht eine gute Strategie.
Foto: Kirill Kedrinski - Fotolia.com

Das weite Feld Social Media will der US-amerikanische Marktforscher Gartner auf praktische Initiativen herunterbrechen. Die Analysten wollen acht Faktoren identifiziert haben, die einen überzeugenden Business Case ermöglichen. Das führt Gartner in dem Papier "Eight steps to a compelling business case for a collaboration and social software initiative" aus.

Wie Gartner-Analyst Nikos Drakos erklärt, geraten solche Initiativen zunehmend teurer, komplexer und auch riskanter. Will ein CIO Projekte starten, reichen allgemeine Hinweise auf zu erwartende Produktivitätssteigerungen durch verbesserte Zusammenarbeit oft nicht mehr aus.

In 8 Schritten zum Business Case

Nach dem Gartner Business Value-Modell (GBVM) beinhaltet ein Business Case folgende acht Schritte:

1. Beteiligte, Verantwortlichkeiten und Prozesse identifizieren: Im ersten Schritt werden alle Stakeholder identifiziert. Gerade Collaboration und Social Media-Initiativen gehen oft von der Fachabteilung aus, beobachtet Gartner. Die IT-Abteilung wird dann hinzugezogen.

Sitzen alle an einem Tisch, werden Aufgaben und Verantwortlichkeiten geklärt. Alle Beteiligten müssen Prozesse für die Initiative entwickeln und festlegen.

2. Ziele der Initiative mit Geschäftsbereichen verbinden: Allgemein gehaltene Ziele wie etwa die Verbesserung der internen Kommunikation müssen für die jeweiligen Geschäftsbereiche konkretisiert werden. Die Abteilungen brauchen Metriken, um den Erfolg zu messen.

3. Metriken bestimmen und den Erfolg beobachten: Das eine ist das Festlegen von Metriken, das andere das Anwenden. Gartner empfiehlt Vergleichszeiträume von zwölf Monaten. Alle Dimensionen, die die Initiative erreichen soll, müssen vor dem Start nach den festgelegten Metriken überprüft und dann kontinuierlich beobachtet werden.

4. Einfluss technologischer Lösungen auf den Erfolg darstellen: Eine dezidierte CIO-Aufgabe ist das Kommunizieren des IT-Einflusses. Der CIO muss das Zusammenspiel von Mensch und Technik verstehen und darstellen, welche Wirkung die IT-Tools haben.

Dabei muss der IT-Chef beachten, dass er sich nicht an IT-Kollegen wendet, sondern an das Business. Er muss also dessen Sprache sprechen.

5. Realistische Ziele aushandeln: Sobald Metriken gefunden sind, geht es um die Ziele der jeweiligen Initiative. Die müssen alle Beteiligten untereinander aushandeln - und dabei realistisch bleiben, wie Gartner betont.

6. Finanzielle Kennzahlen bestimmen: Der Finanz-Chef hat seine eigene Sicht auf Messkennzahlen und Ziele. Für ihn müssen sie in finanzielle Kennzahlen übersetzbar sein.

7. Total Cost of Ownership (TCO) kalkulieren: Das Berechnen der gesamten Kosten (Total Cost of Ownership) beinhaltet alle direkten und indirekten Kosten. Dazu zählen Software-Lizenzen und Maintenance, Personalkosten, Ausgaben für Services und Dienstleistungen oder Betriebsausgaben über den gesamten Lebenszyklus der Initiative.

8. Return on Investment (ROI) berechnen: Der achte und letzte Schritt ist das Kalkulieren eines Return von Investment (ROI). Diese Kalkulation basiert auf den erwarteten finanziellen Ergebnissen und den Gesamtkosten.

An diesem letzten Punkt scheiden sich die Geister. So gibt der indische Anbieter Tata Consultancy Services (TCS) zu bedenken, Mehrwert für das Business und ROI seien bei Social Media-Initiativen kaum zu erheben. Nur etwa jedes zehnte Unternehmen erziele durch Social Media Vorteile im Business, etwa bei der Akquise neuer Kunden oder bei After-Sales-Services.

erwaehnung
Die Anwendung „mention“ mit dem etwas unglücklichem deutschen Namen „Erwaehnung“: Sie steht als Web-Anwendung oder wie hier auch als Windows-Programm bereit. Die versprochene Android-App konnten wir auf einem deutschen Nexus Tablet nicht installieren.
Alarmmeldungen
Durchsucht das Web nach genau vorgegebenen Suchbegriffen und einigen Regeln: Der Anwender kann in der freien Version drei dieser „Alarmmeldungen“ definieren.
Gesucht, gefunden
Die einfachste Art, einen Alarm zu setzen und die Meldungen mit Hilfe von „Erwaehnung“ zu verfolgen: Es wird einfach nach einer bestimmten Zeichenkette (beispielsweise einem Namen) in den ausgewählten Quellen gefunden und angezeigt.
PDF-Export
Was uns an „Erwaehnung“ gut gefallen hat: Erstellte Statistiken und Reports lassen sich schnell und einfach in PDF-Dateien exportieren.
TwentyFeet
Aus der „hohen Sicht“ der Giraffe: TwentyFeet bietet dem Anwender eine Übersicht über seine Tätigkeiten im Netz – dabei steht ihm die Auswertung eines Twitter- und eines Facebook-Kontos kostenlos zur Verfügung.
Auswertungen
Wer umfangreiche Informationen auswerten will, der muss einer Anwendung den Zugriff auf seine Konten erlauben: Das ist bei TwentyFeet nicht anders als bei vielen anderen Anwendungen und Web-Seiten rund um dieses Thema.
Kritische Stelle
An dieser Stelle kann es kritisch werden – jedenfalls für sicherheitsbewusste Anwender: Eine Analyse-Software wie TwentyFeet möchte viele Rechte eingeräumt auf das Anwenderkonto eingeräumt bekommen.
Umfangreich
Kann bei der Auswertung von Social-Media-Kanälen einen guten Überblick gewähren: Neben den Indikatoren zum Einfluss des Nutzers (der sich auch anhand der Retweets ausmachen lässt), stellt TwentyFeet eine Menge andere Daten zur Verfügung.
SproutSocial
Ist zwar nicht kostenlos, SproutSocial bietet aber in allen verfügbaren Ausprägungen die Möglichkeit, diese Features für 30 Tage ohne Einschränkungen zu testen.
Dashboard
Ein „Dashboard“ gehört bei fast allen Lösung zum Monitoring und Überwachen von Social Media dazu: Da macht auch Sprout Social keine Ausnahme – allerdings muss der Nutzer hier zunächst mal einen Überblick gewinnen.
Mobile Monitoring
Hinein in den Nachrichtenstrom: Mit Hilfe der Android-App von SproutSocial können Anwender nicht nur auswerten, einen News Stream auch mobil beobachten und auswerten.
SocialMotus
Der Nutzer kann sich auch bei "SocialMotus" mit Twitter, Facebook und LinkedIn verbinden – etwas „exotischere“ Kanäle wie Google+ bleiben leider außen vor.
Rechte abtreten
Ist ebenfalls bei allen Werkzeugen für Social Media notwendig: Der Anwendung – wie hier SocialMotus beim Zugriff auf LinkedIn – müssen weitreichende Rechte eingeräumt werden
Twitter-Analyse
Gute Analysemethoden für Twitter: Beim Einsatz von SociaMotus sehr genau nachverfolgen (und damit bewerten), welche Aktivitäten bei einem Twitter-Account ablaufen.
Facebook-Analyse
Das Portal SocialMotus kann dann auch im Namen des Nutzers auf Facebook posten: Durch einen Klick auf den gleichen Hinweis „SocialMotus“ wird das dann auch deutlicher.
Tweetdeck
Nicht unbedingt das ideale Analyse-Tool: Aber für den Überblick und die Verwaltung mehrerer Twitter-Accounts lässt sich auch das kostenlose Tweetdeck gut einsetzen – zumal auch hier mit Filtern gearbeitet werden kann.
MetroTwit for Windows 8
Twittern auch im „Kachel-Stil“: Mit „MetroTwit for Windows 8“ steht eine Lösung bereit, die sich dann auch leichter auf Tablets bedienen lässt. Allerdings kann in der freien Version nur ein Konto verwaltet werden.
Der wichtige Security-Tipp zum Schluss
Werden die verschiedenen Analyse- und Überwachungswerkzeuge nicht mehr gebraucht, so ist es Pflicht, diesen Programmen in den Einstellungen (hier am Beispiel Twitter gezeigt) wieder den Zugriff zu verwehren.

Nicht jeder Entscheider braucht einen ROI

Allerdings: wie ein Blick in die Praxis zeigt, stehen überprüfbare Zahlen auch nicht überall im Vordergrund. Die Krones AG aus Neutraubling (bei Regensburg) ist so ein Beispiel. Der Maschinenbauer hat eine Facebook-Seite eingerichtet und freut sich über 86.000 Fans. Corporate Social Media Officer bei der Krones AG Charles Schmidt sagte gegenüber CIO.de: "Wie messe ich den Wert von Kommunikation? Beim Telefon hat auch niemand die ROI-Frage gestellt. Das war irgendwann da und man hat es genutzt."