Die Experten von Forrester bekommen von ihren Beratungskunden aus dem Bereich Infrastruktur & Services ständig zwei Fragen zu hören. Erstens: "Sind irgendwelche Entwicklungen absehbar, die unseren Bereich in den kommenden Jahren nachhaltig verändern werden?" Und zweitens: "Mit welchen neuen Ideen, Anbietern und Technologien sollten wir uns unbedingt beschäftigen?"
Quasi als Zusammenfassung der wichtigsten Antworten auf diese Fragen hat Forrester den Report "Acht Top-Technologie-Trends, die Infrastruktur- und IT-Service-Anbieter beachten müssen" vorgelegt. Er basiert auf Hunderten von Interviews mit Infrastruktur-Nutzern, auf Anbieter-Broschüren und auf den Erkenntnissen aus eigenen Reports und von internationalen Konferenzen zum Thema.
Im Kern drehen sich alle acht Punkte um die Erkenntnis, dass die Kunden von Services heute erstens stärker unter Druck stehen und zweitens mehr Nachfragemacht haben als je zuvor. Sie reagieren in der Regel sofort, sobald ihnen jemand mehr Service, bessere Produkte oder niedrigere Preise bietet. Anbieter sollten deshalb - um bei dem schwer übersetzbaren englischen Begriff zu bleiben - "Customer-Obsessed" handeln.
Verwirrende Kakophonie von Anbietern
Fragt sich nur, wie genau, denn dieser Markt und seine Möglichkeiten sind alles andere als leicht zu durchblicken, wie die Forrester-Autoren einräumen. Zitat: "Es gibt eine verwirrende Kakophonie von Anbietern, Technologien und Lösungen da draußen, und alle nehmen für sich in Anspruch, das Nutzererlebnis zu revolutionieren, die Digitalisierung von Geschäftsmodellen voranzutreiben und den Umsatz unter Beachtung aller Datenschutzregeln deutlich zu erhöhen."
Fragt sich, an welche dieser vielen Versprechungen die Kunden in Zukunft am meisten glauben, welche Technologien und Lösungen (vermutlich) die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen werden. Antworten auf diese Frage gipfeln in den acht Empfehlungen.
Virtual Reality und Gamification
Vor allem bei allen Interfaces, die direkt von unterschiedlichen Kunden- oder Mitarbeitergruppen genutzt werden, werden virtuelle Realitäten zur leichteren Bedienung oder Vermittlung von Inhalten eine immer größere Rolle spielen.
Beispielsweise ermöglichen 3D-Elemente, wie sie auch in Computerspielen vorkommen, die Schaffung virtueller Showrooms. Beim internen Einsatz für die Mitarbeiter erleichtert die Technologie das Erlernen neuer Skills oder die Kommunikation mit den Kollegen.
Für Infrastrukturanbieter kommt es bei diesem Thema vor allem darauf an, Hardware bereitzustellen, die den damit verbundenen Performance-Ansprüchen genügt. Forrester empfiehlt, zu diesem Zweck mit App-Entwicklern zusammenzuarbeiten. Die wüssten sehr genau, welche Maschinen geeignet seien und welche nicht.
Cognitive Computing
Der zweite Punkt dreht sich um das sogenannte Cognitive Computing, also darum, mit Hilfe von Analysetools Hypothesen zu entwickeln und zu testen, aus denen sich am Ende Empfehlungen ableiten lassen.
Weil Maschinen so was schön länger besser können als Menschen, wird es in Zukunft in den meisten Unternehmen - das glaubt jedenfalls Forrester - elektrische Kollegen geben, die neben den menschlichen "sitzen" und solche Jobs erledigen.
Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, sollten Infrastrukturunternehmen so schnell wie möglich lernen, wie künstliche Intelligenz funktioniert. Darüber hinaus brauchen sie auch die Erfahrung von HR-Managern, die sich auf dem Gebiet auskennen, um ihre Systeme so aufsetzen zu können, dass Mensch und Maschine gut zusammenarbeiten können.
Container statt virtuelle Maschinen
Compute Container sind Betriebssysteme, die einen völlig vom Rest der Umgebung getrennten Betrieb von Anwendungen möglich machen. Mehrere davon lassen sich auf einem einzigen Host betreiben. Die Technik ist - so Forrester - deutlich schneller und unaufwendiger als übliche Virtual Machines.
IT-Serviceanbietern empfiehlt Forrester, zusammen mit ihren Anwendungsentwicklern eine "Container-Strategie" zu entwickeln. Ziel muss es sein, eine moderne Anwendungsarchitektur zu entwickeln, die dem Container-Trend gerecht wird.
Next Step Serverless Computing
Nächste Stufe des bereits im vorigen Punkt beschriebenen Trends zur maximalen Virtualisierung der Maschinen ist das Serverlose Computing. Vereinfacht gesagt ist das, was kleine Apps auf einem Smartphone tun, nichts Anderes: Sie brauchen nur sehr wenig Hardware-Unterstützung und lösen einen - meist cloudbasierten - Service aus, sobald wir sie anklicken. Auf diese Weise können auch regelrechte Funktionsketten ausgelöst werden, ohne das sich deshalb jemand um Skalierungsfragen kümmern muss.
Servicefirmen sollten sich Spezialisten suchen oder welche ausbilden, die wissen, wie man solche Anwendungsketten mit cloudbasierten Monitoring- und Management-Tools ans Laufen bringt und kontrolliert. Und: Wie man sie bepreist, ein nicht unkompliziertes Thema, wie die Forrester-Autoren betonen.
SDN und NFV - Router und Switches aus Software
IT-Serviceanbieter sollten sich - fünftens - mit SDN (Software Defined Networking) und NFV (Network Functions Virtualization) beschäftigen, Tools, mit denen sich virtuelle Netzwerke aufsetzen lassen. Mit NFV lassen sich quasi Router und Switches aus Software bauen, SDN fügt diesen Programmierbarkeit und Automatisierbarkeit hinzu.
Mit solchen Werkzeugen lassen sich Netzwerke nicht nur sehr effizient virtualisieren, sondern sie tragen auch dazu bei, die vorhandenen Netzwerk-Kapazitäten optimal auszunutzen.
IoT-Software-Plattformen aufsetzen
Spielentscheidend an dieser Stelle ist, dass Unternehmen mit den unterschiedlichen Experten aus Produktentwicklung, Marketing und Anderem zusammenarbeiten, um IoT-Usecases zu entwickeln.
Fog Computing
Eng damit zusammen hängt auch der siebte Punkt der von Forrester ausgerufenen Trends: Fog Computing. Dabei handelt es sich um eine IT-Umgebung, die Daten von den unterschiedlichen IoT-Gadgets empfängt und weiterverarbeitet. IT-Service-Anbieter sollten sich intensiv mit der Frage beschäftigen, wie sich solche Umgebungen entwickeln und in vorhandene Landschaften ihrer Kunden integrieren lassen.
Cloud Workspaces
Achter und letzter Trend auf der Liste: Cloud Workspaces. Gemeint sind damit zu 100 Prozent gehostete, autoskalierbare und multitenantfähige Arbeitsplätze, an denen der User viele Einstellungen und Änderungen selbst vornehmen kann.
Wichtig für die Anbieter ist das deshalb, weil - Consumerization sei Dank - in immer mehr Unternehmen die Ansprüche und die Wünsche der Mitarbeiter an ihr Arbeitsumfeld darüber entscheiden, für welche Lösungen ihr Arbeitgeber am Ende Geld ausgibt.