Gamification, IoT, Virtualisierung

8 Trends bei Infrastruktur und IT-Services

09.02.2017 von Christoph Lixenfeld
Infrastruktur- und IT-Service-Unternehmen müssen sich vor allem auf die Megatrends Virtualisierung, IoT und Gamification vorbereiten, sagt Forrester.
  • Infrastruktur ist heute weniger denn je hardwarebasiert, die Musik spielt aber in der Cloud.
  • Wichtig ist weniger, was (virtuelle) Maschinen können, sondern was der Kunde genau damit anstellen will.
  • Benutzerfreundlichkeit ist Trumpf, weil immer häufiger die Mitarbeiter bestimmen, welche Technik angeschafft wird.

Die Experten von Forrester bekommen von ihren Beratungskunden aus dem Bereich Infrastruktur & Services ständig zwei Fragen zu hören. Erstens: "Sind irgendwelche Entwicklungen absehbar, die unseren Bereich in den kommenden Jahren nachhaltig verändern werden?" Und zweitens: "Mit welchen neuen Ideen, Anbietern und Technologien sollten wir uns unbedingt beschäftigen?"

Quasi als Zusammenfassung der wichtigsten Antworten auf diese Fragen hat Forrester den Report "Acht Top-Technologie-Trends, die Infrastruktur- und IT-Service-Anbieter beachten müssen" vorgelegt. Er basiert auf Hunderten von Interviews mit Infrastruktur-Nutzern, auf Anbieter-Broschüren und auf den Erkenntnissen aus eigenen Reports und von internationalen Konferenzen zum Thema.

IT-Serviceanbieter müssen heute nicht stumpf irgendwas liefern, sondern die komplexen Wünsche und ebenso komplexen Möglichkeiten gekonnt orchestrieren.
Foto: Refat - shutterstock.com

Im Kern drehen sich alle acht Punkte um die Erkenntnis, dass die Kunden von Services heute erstens stärker unter Druck stehen und zweitens mehr Nachfragemacht haben als je zuvor. Sie reagieren in der Regel sofort, sobald ihnen jemand mehr Service, bessere Produkte oder niedrigere Preise bietet. Anbieter sollten deshalb - um bei dem schwer übersetzbaren englischen Begriff zu bleiben - "Customer-Obsessed" handeln.

Verwirrende Kakophonie von Anbietern

Fragt sich nur, wie genau, denn dieser Markt und seine Möglichkeiten sind alles andere als leicht zu durchblicken, wie die Forrester-Autoren einräumen. Zitat: "Es gibt eine verwirrende Kakophonie von Anbietern, Technologien und Lösungen da draußen, und alle nehmen für sich in Anspruch, das Nutzererlebnis zu revolutionieren, die Digitalisierung von Geschäftsmodellen voranzutreiben und den Umsatz unter Beachtung aller Datenschutzregeln deutlich zu erhöhen."

Fragt sich, an welche dieser vielen Versprechungen die Kunden in Zukunft am meisten glauben, welche Technologien und Lösungen (vermutlich) die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen werden. Antworten auf diese Frage gipfeln in den acht Empfehlungen.

Virtual Reality und Gamification

PCs sind heute mehr und mehr nur noch elektronische Türöffner für den Zugang zu mannigfaltigen Cloudangeboten.
Foto: TZIDO SUN - shutterstock.com

Vor allem bei allen Interfaces, die direkt von unterschiedlichen Kunden- oder Mitarbeitergruppen genutzt werden, werden virtuelle Realitäten zur leichteren Bedienung oder Vermittlung von Inhalten eine immer größere Rolle spielen.

Beispielsweise ermöglichen 3D-Elemente, wie sie auch in Computerspielen vorkommen, die Schaffung virtueller Showrooms. Beim internen Einsatz für die Mitarbeiter erleichtert die Technologie das Erlernen neuer Skills oder die Kommunikation mit den Kollegen.

Gartner Hype Cycle for Emerging Technologies - 2005 bis 2016
2005
Bereits 2005 sieht Gartner das Thema "Augmented Reality" als ein mittelfristig wichtiges an und sagt voraus, dass es binnen fünf bis zehn Jahren - also spätestens 2015 - seinen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung erreichen werde.
2006
Der Tablet-PC macht sich 2006 auf seinen Weg durch den Trend-Zyklus und verschwindet erst 2010, nachdem Apple das erste iPad vorstellt und ihn damit zu einem Massenprodukt macht.
2007
In diesem Hype Cycle taucht erstmals der 3D-Druck auf, der sich heute langsam auf dem Weg in die breite Anerkennung befindet.
2008
Es beginnt die Zeit des Cloud Computing - kaum ein anderer Begriff wird die IT-Branche in den folgenden Jahren so prägen. Heute - sechs Jahre später - ist die Wolke im "Tal der Desillusionierung" angekommen, wie auch der unten verlinkte Beitrag zeigt.
2009
Seit Jahren schon befindet sich das "Quantencomputing" im Bereich "Technology Trigger" mit der Aussicht, erst in ferner Zukunft wirklich relevant zu werden. Das war schon 2005 so und ist es bis heute.
2010
Das Internet-Fernsehen sollte diesem Hype Cycle nach bis spätestens 2020 ganz groß rauskommen. Mediatheken, Youtube und Streaming-Platformen befeuern diesen Trend, der sich derzeit auf dem Weg in die Massentauglichkeit befindet.
2011
Das Thema "Virtuelle Welten" beschäftigt Gartner seit dem Trend um Second Lífe in den Jahren 2007 und 2008. Ab 2012 hält es als "Virtual Reality" Einzug ins "Tal der Desillusionierung", wo es bis heute verharrt.
2012
Nachdem es viele Jahre lang eher ein nicht greifbarer Trend gewesen ist, sind die "Predictive Analytics" spätestens 2012 auf dem "Plateau der Produktivität" angekommen.
2013
In-Memory-Computing hat sich nach seinem Peak im Jahr 2011 aufgemacht, die überzogenen Erwartungen an die Datenverarbeitung direkt im Hauptspeicher ein wenig zu dämpfen - der produktive Einsatz kommt näher.
2015
Der Hype Cycle 2015 nimmt 37 Technologietrends unter die Lupe. Im Internet of Things bekommen CIOs nun künftig eine neue Kundengruppe: Dinge wie Roboter und smarte Maschinen. Big Data und In-Memory findet man allerdings nicht mehr in der Kurve, diese Technologien hält Gartner inzwischen für etabliert.
2016
Während sich Augmented und Virtual Reality im Jahr 2016 langsam in den Produktivbereich entwickeln, erlebt die Blockchain-Technologie einen rasanten Aufstieg. Machine Learning und Software-defined Security befinden sich auf dem Höhepunkt der übertriebenen Erwartungen.
2017
Die Blockchain spielt auch 2017 eine Rolle - allerdings geht es jetzt um die überzogenen Erwartungen an die neuartige Datenbank. Während es vor zehn Jahren (2007) noch um 3D-Druck ging, schreibt Gartner jetzt über 4D-Druck.
2018
2018 sieht Gartner den Hype Cycle im Mega-Trend Mensch und Maschine. Die Grenzen zwischen beiden verschwimmen, so die Analysten. Daher geht es etwa um Neuromorphic Hardware und Brain-Computer Interfaces.
2019
Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine sowie die Einbindung Künstlicher Intelligenz stehen im Fokus von Gartners Hype Cycle for emerging Technologies 2019. Die US-Marktforscher geben für die kommenden zehn Jahre Prognosen für 29 Technologie-Trends ab.
2020
Im Hype Cycle for Emerging Technologies 2020 hat Gartner aus über 1.700 Technologien jene 30 herausgefiltert, die aus Sicht der Analysten das größte Transformationspotenzial für Gesellschaft und Wirtschaft bieten und einen hohen Nutzen versprechen. Dazu zählen in diesem Jahr unter anderem Technologien, die es Unternehmen erlauben, ihren Betrieb zu modularisieren, die das Vertrauen der Gesellschaft in Technologie wiederherstellen sollen und die den Zustand des menschlichen Gehirns verändern können.
2021
KI, Blockchain, digitale Menschen: Die Marktforscher von Gartner sagen, welche Technologien Gesellschaft und Wirtschaft in ein paar Jahren auf den Kopf stellen könnten.
2022
Zum Auftakt ihres IT Symposiums/Xpo in den USA haben die Analysten von Gartner die aus ihrer Sicht wichtigsten Technologietrends veröffentlicht, mit denen sich Unternehmen beschäftigen sollten.
2023
Dass KI ein Trendthema ist, ist uns allen bewusst. Für Gartner hat KI zudem das Potenzial in den nächsten zwei bis fünf Jahren einen transformativen Mehrwert zu erzielen.

Für Infrastrukturanbieter kommt es bei diesem Thema vor allem darauf an, Hardware bereitzustellen, die den damit verbundenen Performance-Ansprüchen genügt. Forrester empfiehlt, zu diesem Zweck mit App-Entwicklern zusammenzuarbeiten. Die wüssten sehr genau, welche Maschinen geeignet seien und welche nicht.

Cognitive Computing

Der zweite Punkt dreht sich um das sogenannte Cognitive Computing, also darum, mit Hilfe von Analysetools Hypothesen zu entwickeln und zu testen, aus denen sich am Ende Empfehlungen ableiten lassen.

Weil Maschinen so was schön länger besser können als Menschen, wird es in Zukunft in den meisten Unternehmen - das glaubt jedenfalls Forrester - elektrische Kollegen geben, die neben den menschlichen "sitzen" und solche Jobs erledigen.

Um diesen Entwicklungen gerecht zu werden, sollten Infrastrukturunternehmen so schnell wie möglich lernen, wie künstliche Intelligenz funktioniert. Darüber hinaus brauchen sie auch die Erfahrung von HR-Managern, die sich auf dem Gebiet auskennen, um ihre Systeme so aufsetzen zu können, dass Mensch und Maschine gut zusammenarbeiten können.

Solche Maschinen sehen aus wie aus dem vorigen Jahrhundert und sie sehen aus wie aus dem vorigen Jahrtausend ...
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Container statt virtuelle Maschinen

Compute Container sind Betriebssysteme, die einen völlig vom Rest der Umgebung getrennten Betrieb von Anwendungen möglich machen. Mehrere davon lassen sich auf einem einzigen Host betreiben. Die Technik ist - so Forrester - deutlich schneller und unaufwendiger als übliche Virtual Machines.

IT-Serviceanbietern empfiehlt Forrester, zusammen mit ihren Anwendungsentwicklern eine "Container-Strategie" zu entwickeln. Ziel muss es sein, eine moderne Anwendungsarchitektur zu entwickeln, die dem Container-Trend gerecht wird.

Next Step Serverless Computing

Wer braucht noch Server, wenn alles direkt aus der Wolke kommt?
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Nächste Stufe des bereits im vorigen Punkt beschriebenen Trends zur maximalen Virtualisierung der Maschinen ist das Serverlose Computing. Vereinfacht gesagt ist das, was kleine Apps auf einem Smartphone tun, nichts Anderes: Sie brauchen nur sehr wenig Hardware-Unterstützung und lösen einen - meist cloudbasierten - Service aus, sobald wir sie anklicken. Auf diese Weise können auch regelrechte Funktionsketten ausgelöst werden, ohne das sich deshalb jemand um Skalierungsfragen kümmern muss.

Servicefirmen sollten sich Spezialisten suchen oder welche ausbilden, die wissen, wie man solche Anwendungsketten mit cloudbasierten Monitoring- und Management-Tools ans Laufen bringt und kontrolliert. Und: Wie man sie bepreist, ein nicht unkompliziertes Thema, wie die Forrester-Autoren betonen.

SDN und NFV - Router und Switches aus Software

IT-Serviceanbieter sollten sich - fünftens - mit SDN (Software Defined Networking) und NFV (Network Functions Virtualization) beschäftigen, Tools, mit denen sich virtuelle Netzwerke aufsetzen lassen. Mit NFV lassen sich quasi Router und Switches aus Software bauen, SDN fügt diesen Programmierbarkeit und Automatisierbarkeit hinzu.

Mit solchen Werkzeugen lassen sich Netzwerke nicht nur sehr effizient virtualisieren, sondern sie tragen auch dazu bei, die vorhandenen Netzwerk-Kapazitäten optimal auszunutzen.

IoT-Software-Plattformen aufsetzen

Spielentscheidend an dieser Stelle ist, dass Unternehmen mit den unterschiedlichen Experten aus Produktentwicklung, Marketing und Anderem zusammenarbeiten, um IoT-Usecases zu entwickeln.

Fog Computing

Eng damit zusammen hängt auch der siebte Punkt der von Forrester ausgerufenen Trends: Fog Computing. Dabei handelt es sich um eine IT-Umgebung, die Daten von den unterschiedlichen IoT-Gadgets empfängt und weiterverarbeitet. IT-Service-Anbieter sollten sich intensiv mit der Frage beschäftigen, wie sich solche Umgebungen entwickeln und in vorhandene Landschaften ihrer Kunden integrieren lassen.

Cloud Workspaces

Achter und letzter Trend auf der Liste: Cloud Workspaces. Gemeint sind damit zu 100 Prozent gehostete, autoskalierbare und multitenantfähige Arbeitsplätze, an denen der User viele Einstellungen und Änderungen selbst vornehmen kann.

Wichtig für die Anbieter ist das deshalb, weil - Consumerization sei Dank - in immer mehr Unternehmen die Ansprüche und die Wünsche der Mitarbeiter an ihr Arbeitsumfeld darüber entscheiden, für welche Lösungen ihr Arbeitgeber am Ende Geld ausgibt.