Solvency-II-Berichte

84 Prozent der Versicherer nicht vorbereitet

14.05.2012 von Ursula Pelzl
Die meisten europäischen Versicherer haben noch keine Reporting-Lösung eingeführt, die der Solvency II-Richtlinie entspricht. Das zeigt eine Studie von BearingPoint.
Solvency II-Reporting: Die meisten Versicherer haben noch einen weiten Weg vor sich.
Foto: Rene Schmöl

Nur 16 Prozent der europäischen Versicherungsunternehmen haben sich bereits auf die Erstellung der geforderten Quartals- und Jahresberichte für die EU-Aufsichtsbehörden vorbereitet. Die große Mehrheit der Versicherer hat derzeit weder Berichtsrahmen noch ergänzende Systeme implementiert. Das zeigt eine aktuelle Studie der Management- und Technologieberatung BearingPoint bei über 350 Versicherungsunternehmen in verschiedenen Schlüsselmärkten.

Nach Ansicht von Patrick Maeder, Partner und Leiter für das Segment Versicherungen bei BearingPoint haben sich die Versicherer bislang bei der Umsetzung der zum Stichtag am 30. Juni 2013 geforderten Anpassungen auf die Säule I (Kapitaleffizienz) und die Säule II (Risikomanagement) konzentriert.

"Die Versicherer erkennen zurzeit den Mehrwert der Säule III Analyse noch zu wenig", so Maeder. Die Erfahrungen des Beratungsunternehmens zeigten jedoch, dass speziell im Bereich Datenmanagement eine frühzeitige Auseinandersetzung mit den Reporting-Anforderungen den gesamten Implementierungsaufwand von Solvency II erheblich reduziere.

Nach aktuellen Verlautbarungen der EU-Kommission müssen alle europäischen Versicherungsunternehmen bis Sommer nächsten Jahres ihre Governance, Risk und Compliance (GRC) Prozesse und Systeme der Solvency II Richtlinie angepasst haben. Für die Säule III wird eine Kombination aus einem öffentlich einsehbaren Bericht zur Solvenz- und Finanzlage (Solvency and Financial Condition Report - SFCR) und einem vertraulichen Aufsichtsbericht (Report to Supervisors - RTS) verlangt.

Versicherer bevorzugen Standard-Reporting-Lösungen

Rund 40 Prozent der Studienteilnehmer unterschätzen nach Angaben von BearingPoint die Komplexität des Themas Solvency II Reporting. Denn das Meldewesen erfordert nicht nur die Entwicklung eines Berichtsrahmens, sondern auch die Integration in die existierende IT-Landschaft der Versicherer.

60 Prozent der befragten Versicherungsunternehmen wollen sich jedoch erst in den nächsten Wochen oder gar Monaten für eine geeignete Lösung entscheiden. Laut Umfrage bevorzugen sie dabei professionelle Lösungen für das Meldewesen. Nur 15 Prozent wollen eine eigene Reporting-Lösung aufsetzen und einführen. 85 Prozent suchen eine Standardlösung.

Frank Meys, Partner und Leiter Solvency II bei BearingPoint, erläutert: "Zurzeit erkennen wir einen klaren Markttrend weg von der Eigenentwicklung hin zu Standard-Lösungen für Säule III. Die Hauptgründe liegen in der Risikomitigierung und den geringeren Gesamtkosten für die Implementierung und den Unterhalt."