Die Liste der Reporting-Systeme bei der Austrian Airlines Group war lang: Vor fünf Jahren integrierte Austrian Airline (AUA) die Tyrolean Airways und Lauda Air in die Austrian Airlines Group. Microsoft und Business Objects (BO) stand bei Tyrolean, Hyperion und BO bei Lauda Air sowie SAS und Cognos bei AUA in großen Lettern auf den Softwarepaketen. „Der Support der Portfolios wurde mit der Fusion von der Manpower her unmöglich“, sagt Manfred Tiefenbacher, in der Development-Abteilung unter CIO Rainer Pichler für die ITEntwicklung mit Kunden- und Cargodaten zuständig.
Das große Problem: Eine unternehmensweite Sicht auf die Daten gab es 2000 nicht ansatzweise. Das scheiterte beispielsweise schon daran, dass die „Firmenschlüssel“ in England und Deutschland unterschiedlich sind und die Systeme die nötigen Daten nicht richtig zuordneten. Doch es gab eine Vision: Die BI des Flugkonzerns will den Top-Kunden sofort erkennen. Vielflieger lassen sich bereits zuverlässig unter allen Passagieren herausfinden. Doch nachzuvollziehen, wie viel Geld der Kunde in den letzten Jahren für das Fliegen mit der Austrian Airlines ausgegeben hat, ist nach wie vor schwierig. Das Ziel der Verkaufsmannschaft:Durch Feedback-Schleifen ins operative System zurück soll das Flughafenpersonal schon am Ceck-In wissen, ob es einen „Top-Kunden“ mit entsprechender Ertragskraft vor sich hat oder nicht. Das wird jedoch noch dauern: Bis wann, ist unklar. Tiefenbacher nennt für das vorläufige Ende der BI-Neuerungen einen Zeitraum von drei Jahren, von 2006 bis 2008.
Doch erst musste die Wiener Fluggesellschaft das geeignete BI-Tool finden: Dafür entwickelten die Wissens-Spezialisten vor vier Jahren 230 Kriterien, auf deren Basis die geeignete Software gefunden werden sollte. Welches Betriebssystem ist nötig, wie leicht lassen sich Reports erstellen, welches Lizenzmodell liegt zugrunde – das waren einige Aspekte. Wichtig für Tiefenbacher war die Frage nach den offenen Schnittstellen „in Richtung SAP, der Datenbank DB2 etc.“. Schließlich hat der IT-Manager kein Interesse, sich auf Produkte etwa von Cognos zu beschränken, auch wenn sich der kanadische BI-Spezialist bei der Kriterienprüfung Ende 2002 als neuer strategischer Partner herauskristallisierte. Drei ausgewählte Anbieter mussten sich dafür einer Vor-Ort-Prüfung unterziehen, in der sie die Aufgaben der IT-Manager um Tiefenbacher stellen mussten.
Die Mitarbeiter im Bereich Corporate Processes, Projects und IT-Services durchforsteten die Prozesse zunächst in den beiden Bereichen Sales und Controlling und entschieden sich
- für ein ETL-System (Extract, Transform, Load) auf Cognos-Basis
- das Tool Decisions, das Daten aus den Vorsystemen abziehen, reinigen und vergleichbar machen soll. Der Debitoren- und Kreditorenstand ließ sich nun zusammenführen und in eine Kostenstellenhierarchie bringen
- für die Datenbank Microsoft SQL,
- für ein Frontend auf Cognos-Basis.
Neben Cognos im Reporting-Bereich setzt Austrian Airlines für die Planung auf ein Tool von SAP – und die Freiheit hat sich die Fluggesellschaft auch von der strategischen Partnerschaft mit Cognos nicht nehmen lassen.
Inzwischen hat die Luftfahrtgesellschaft schon einige Meilensteine erreicht. Beispielsweise bedient sich der Finanzbereich für das Konzern-Controlling aus einem gemeinsamen Datentopf, und auch der Sales-Bereich hat eine gesellschaftsübergreifende Lösung auf Cognos-Basis geschaffen.
Eine Quelle fürs Reporting
Und das Konzept des „Single Source Enterprise Warehouse“ für „das“ übergreifende Business-Intelligence-Tool, das seit Projektstart fest verankert in den Köpfen des Managements der Airline sitzt, nimmt Gestalt an. Mit dem Ansatz ist jedoch nicht gemeint, dass ein Standard nun alle Probleme beheben könnte. Doch eine Reporting-Basis soll Kunden-, Sales- und Finanzdaten vergleichbar darstellen können, so das formulierte Ziel.
Einen wichtigen und bezifferbaren Fortschritt registriert das BI-Team in der Vertriebsplanung, in der es um die Sales-Ziele der Gesellschaften geht. Durch eine verbesserte Datenaufbereitung, differenziert in Vertriebsgebiete und Umsatzerwartungen, verkürzte Tiefenbacher die Zeit bis zum Report der „Grunddaten“ von sechs bis acht Wochen auf ein bis zwei Wochen.