Mit britischer Kühle betrachtet Nester den Markt für Netzwerkdienstleistungen: Die Kunden würden zunehmend anspruchsvoller, die Verträge flexibler, die Preise immer niedriger. Konsequenz für Vanco: Jedes Jahr werden die Bedingungen mit dem Carrier neu ausgehandelt, auch wenn der Vertrag mit dem jeweiligen Kunden über drei oder vier Jahre abgeschlossen wurde.
Der Manager beobachtet, dass die Kunden "mit jemandem in ihrer Sprache" reden wollen, selbst wenn die technischen Möglichkeiten Geschäftsbeziehungen zwischen weit entfernten Orten möglich machen. "Ein wirklich weltweiter multinationaler Carrier kann wirtschaftlich nicht existieren", sagt Nester mit Blick auf die Konsolidierung des Marktes, bei der Unternehmen wie BT Concert, Equant, Infonet oder Worldcom auf der Strecke geblieben sind.
Menschenverstand statt Schlagzeile
Dass Marktforscher wie Gartner ein Ende des klassischen IT-Fachmanns ausrufen, beeindruckt Tony Nester nicht. Gartner hatte vor wenigen Wochen auf einem Symposium behauptet, der Bedarf an IT-Spezialisten würde sinken, weil Firmen vor allem Mitarbeiter mit Nase für's Geschäft suchen statt Technik-Freaks. "So etwas mag ja für eine Schlagzeile taugen, es stimmt aber nicht", erklärt der Vanco-Manager ungerührt.
Auf den Faktor Mensch setzt auch Tony Nesters Kollege John Locke. Der CTO von Vanco - der übrigens in direkter Linie vom gleichnamigen englischen Philosophen (1632 - 1704, "Versuch über den menschlichen Verstand") abstammen will - glaubt zum Beispiel nicht daran, dass Videokonferenzen zum großen Trend werden.
Tony Nester und John Locke haben ihre Thesen Ende Juni auf einer Pressekonferenz im Londoner Vanco-Hauptsitz vorgestellt. Angekündigt wurde die denn auch als "Guru Day."