Im Juni 2013 verbreitete sich im Netz die Neuigkeit, dass Microsoft CIO Tony Scott das Unternehmen verlassen hatte. Diese Nachricht wurde allerdings nicht von Microsoft veröffentlicht, sondern tauchte auf Linkedin auf. Scott hatte dort in seinem persönlichen Profil ergänzt, dass er von Februar 2008 bis Mai 2013 bei Microsoft beschäftigt war. Dieses Update war öffentlich und damit für jeden Internetnutzer sichtbar.
Erst als diese Nachricht im Netz kursierte, reagierte Microsoft mit einem Statement. Ob diese Reihenfolge nun so beabsichtigt und abgesprochen war, ist nicht bekannt. Klar ist allerdings, dass es bei einem Jobwechsel viele Dinge zu beachten gilt, um niemanden vor den Kopf zu stoßen und sich mit Stil zu verabschieden. Man sollte immer daran denken, dass man sich im Leben oft ein zweites Mal begegnet.
Wir haben bei Sabine Hildebrandt-Woeckel nachgefragt, was es beim Abschied prinzipiell zu beachten gilt. Die Autorin hat unter anderem das Buch "Der erfolgreiche Jobwechsel" verfasst. Sie rät: "Eine Kündigung sollte man immer erst dann kommunizieren, wenn der Vertrag auch wirklich unterschrieben ist. Bevor man den Wechsel mit jemandem bespricht, nimmt man für den Fall, dass es Probleme geben sollte, private Dinge mit nach Hause und geht auch die Daten auf seinem PC durch. Alles was privat oder gar verfänglich ist, sollte dann gelöscht sein."
Auf die richtige Reihenfolge kommt es an
Ist man bereit, den Arbeitgeber über die Kündigung zu informieren, ist die richtige Reihenfolge sehr wichtig: "Zuerst bespricht man einen Wechsel immer mit dem Vorgesetzten. Dabei regelt man dann am besten auch, wie und wann man den Wechsel seinen Kollegen und Geschäftspartnern ankündigt." Für die Bekanntgabe im engeren Kollegenkreis eignet sich nach Meinung von Hildebrandt-Woeckel eine Teamsitzung.
Dabei sollte man sich mit Triumphgeschrei und Mitleid für die zurückbleibenden Kollegen unbedingt zurückhalten. Falls der zukünftige Arbeitgeber das nicht verlangt, empfiehlt sie, kein Geheimnis daraus zu machen, wo man zukünftig arbeiten wird.
"Wichtige Kollegen aus anderen Abteilungen ruft man mit der Neuigkeit am besten an", rät Hildebrandt-Woeckel. Die übrigen würden vom Wechsel durch eine Abschiedsmail erfahren, die man kurz vor dem Weggang verschickt. "Auch dabei sollte man auf Häme und Abrechnung verzichten. Man erklärt kurz, wo man hingeht und nennt als Grund zum Beispiel eine neue Herausforderung", so die Expertin. Oft biete es sich bei der Abschiedsmail auch an, den Verteiler in unterschiedliche Grüppchen aufzuteilen, um so jeden passend anzusprechen.
Auf der nächsten Seite geht es u.a. um Abschiedsfeiern und soziale Netzwerke.
Auch wenn man sich vielleicht gegen diesen Gedanken sträubt, rät die Expertin zu einer Abschiedsfeier. "Eine Abschiedsfeier ist wichtig – auch für die eigene Psyche. Erst wenn etwas abgeschlossen ist, kann auch ein Neuanfang gelingen. Aber nicht zu groß und nicht zu lang." Am besten lade man zu einem Glas Sekt, einem Snack und halte eine kurze Abschiedsrede. Darin würde Sabine Hildebrandt-Woeckel das Gute hervorheben und sagen, dass sie sich auf die neue Herausforderung freue. Boykottiere der Arbeitgeber den Abschied, könne man auch ins Bistro um die Ecke laden.
Ein weiterer ungeliebter Termin vor dem Jobwechsel ist das so genannte Abschiedsgespräch mit dem Chef. Anders als bei der Feier rät die Expertin hier ab. "Wenn es möglich ist, sollte man das Abschiedsgespräch mit dem Vorgesetzten vermeiden. Denn das wird häufig genutzt, um den scheidenden Mitarbeiter auszuhorchen", sagt sie. Bestehe der Chef auf den Termin, nicht in die Meckerfalle tappen, sondern lieber aktiv fragen, wie der Vorgesetzte einen empfunden hat und was man künftig besser machen könnte. Man sollte immer versuchen, positiv auseinanderzugehen.
Idealerweise bewahrt man sich diese positive Einstellung für die gesamte Zeit von der Kündigung bis zum Abschied. "Auch wenn es die Monate nach der Kündigung schwerfällt, sollte man sich um eine positive Einstellung bemühen und auf keinen Fall die Dinge sagen, die man schon immer sagen wollte", rät Sabine Hildebrandt-Woeckel. Auch bei Übergabe und Informationsweitergabe an den Nachfolger sollte man immer kooperativ bleiben. Der Eindruck aus dem letzten Vierteljahr sei der Eindruck, der bleibe.
Den Wechsel in sozialen Netzwerken kommunizieren
Nicht nur der ehemalige Microsoft-CIO Tony Scott musste entscheiden, zu welchem Zeitpunkt er seine Profile in sozialen Netzwerken aktualisiert. Zahlreiche Angestellte verfügen über Profilseiten bei Xing, Linkedin und Facebook, auf denen sie auch Angaben zu ihrem Arbeitgeber hinterlegt haben. "In den sozialen Netzwerken sollte man seinen Wechsel erst dann kommunizieren, wenn alles geklärt ist und der Vorgesetzte und die Kollegen informiert sind", so die klare Empfehlung von Sabine Hildebrandt-Woeckel. Auch hier sollte man sachlich bleiben und auf Negativkommentare verzichten.
Zu diesem Thema hat unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com vor kurzem Steve Nicholls befragt, Autor des Buches Social Media in Business. Auch er rät eindringlich, den Wechsel in sozialen Netzwerken erst zu kommunizieren, wenn alle notwendigen Absprachen mit dem Arbeitgeber getroffen sind. Bei der Angabe zu den Gründen für diese Entscheidung und Details zum neuen Job empfiehlt Nicholls Zurückhaltung. Allerdings sollte man bei Antritt der neuen Aufgabe auch die beruflichen Informationen zum Job auf seinen Social Media-Profilen bei Xing, Linkedin, Twitter, Facebook und Google+ aktualisieren.
Nicholls rät zudem, sich virtuell mit den neuen Kollegen zu vernetzen. Auch bereits vor dem ersten Arbeitstag im neuen Job. Um hier auf Nummer sicher zu gehen, empfiehlt es sich jedoch sicherlich, mit dem neuen Arbeitgeber abzuklären, wann das Team über den Wechsel informiert wird und die neuen Kollegen erst dann zu kontaktieren.