Connected Cars sind mittlerweile in aller Munde. Die Markteinführung scheitert jedoch oft an fehlenden Business-Modellen. Wie lassen sich die Aufwendungen für ein vernetztes Fahrzeug monetarisieren? Wie sich damit Geld verdienen lässt zeigte Accenture in Barcelona mit Showcase Connected Car Commerce.
Gemeinsam mit Intel und Visa hat Accenture einen Prototyp entwickelt, der vom Auto aus das Bezahlen ermöglicht - etwa Maut, Parkgebühren oder das Benzin beim Tanken. Dies sind allerdings nicht die einzigen Funktionen, denn die Box weist zudem Schnittstellen zu den anderen Fahrzeugen auf. So kann etwa der Verschleiß in Abhängigkeit zur Fahrweise ermittelt werden und bei Bedarf ein Werkstatttermin ausgemacht werden. Ebenso kann der Fahrer sich etwa per Smartphone gegenüber dem Fahrzeug mit seinem Fingerabdruck identifizieren und das Fahrzeug entriegeln. Gleichzeitig kann das Auto automatisch die passende Sitzposition und die Wohlfühltemperatur für den Fahrer einstellen, denn es kennt ja den Fahrer.
Business-Modelle für das Connected Car
Mit dieser Technik im Hintergrund sind nun verschiedene Business-Modelle vorstellbar. Etwa ein Car-Sharing-System bei dem der Fahrer direkt nach Fahrtende per Karte bezahlt und zudem einen Bonus erhält, wenn er schonend gefahren und somit das Material pfleglich behandelt hat. Der Betreiber des Systems hätte zusätzlich weniger Administrationsaufwand und könnte eine predictive Maintenance betreiben, da er über den Verschleiß informiert ist.
Ein ähnliches Modell ist auch für Mietwagenfirmen vorstellbar, die ihren Kunden, die sich getreu dem Motto "don´t be gentle it´s a rental" verhalten, eine höhere Mietrate in Rechnung stellen. Stammkunden könnten sich zudem einfach per Smartphone identifizieren und direkt ohne große Formalitäten zum Fahrzeug gehen und richtig eingestellte Sitze und Temperatur vorfinden. Analog zu obigen Beispiel könnte auch eine Leasing-Firma die Raten in Abhängigkeit von der Fahrweise berechnen.
Nachrüstbare Lösung
Dabei müssen die Services nicht auf das Fahrzeug selbst beschränkt bleiben. Vorstellbar ist auch ein Valvet Parking on the Go oder ein verbesserter Ticket-loser Parkservice am Flughafen. Bei der Rückkehr nach einer Reise könnte das Smartphone den User direkt zum Fahrzeug lotsen und dieser die Gebühren während der Ausfahrt aus den Auto heraus bezahlen.
Der Charme der Accenture-Lösung ist dabei, dass die Box im Gegensatz zu anderen Connected-Car-Ansätzen auch nachgerüstet werden kann, also für den Aftersales-Market geeignet ist. Zudem weist der Prototyp Schnittstellen zu den unterschiedlichsten CAN-Bus-Systemen auf, so dass sie bei einer Vielzahl von Autoherstellern genutzt werden kann. Wann mit dem System in der Praxis zu rechnen ist, oder mit welchen Autobauern man bereits im Gespräch ist, wollte man bei Accenture nicht sagen.
Kooperation mit Seat
Weiter ist man da dagegen bei der IoT-Lösung Connected Platforms as a Service as Accenture gemeinsam mit Seat in Barcelona zeigte. Wie bei der Demo zu hören war, will Seat das System bereits Ende des Jahres in seine Fahrzeuge integrieren. Dabei stehen neue digitale Services im Mittelpunkt. So ermöglicht eine App die Steuerung von Hausgeräten aus dem Auto heraus, benachrichtigt den Fahrer über den aktuellen Fahrzeugstatus, wertet das Fahrverhaltens des Nutzers aus und gibt Tipps zur Optimierung des Fahrstils.
Per App kann der Nutzer ortsunabhängig über sein mobiles Endgerät auf Fahrzeuginformationen zugreifen - etwa den Füllstand des Tanks oder den aktuellen Ölstand. Die App zeigt weiterhin Warnhinweise oder Fehlermeldungen des Fahrzeugs oder einzelnen Bauteilen direkt auf dem mobilen Smartphone an. Bei schwerwiegenden Problemen kann der Pannendienst direkt per App gerufen werden. Zusätzlich können Händler und Werkstätten den Fahrer per App über den notwendigen Austausch eines Verschleißteils informieren oder an einen Werkstattermin erinnern.
Dabei erhält der Fahrer direkt auf dem Smartphone einen Kostenvoranschlag. Über die in der Machbarkeitsstudie ebenfalls integrierte Car-to-Home-Vernetzung können Seat-Fahrer direkt aus dem Auto heraus auf ihre vernetzten Hausgeräte zugreifen und diese fernsteuern. Damit ist es zum Beispiel möglich, die Heizung in der eigenen Wohnung über die Standortbestimmung des Fahrzeugs automatisch auf eine bestimmte Temperatur einzustellen, wenn der Fahrer sich seinem Zuhause nähert.