Aus dem Einsatz neuer Technologien allein erwächst selten wirtschaftlicher Nutzen. Erst wenn diese mit neuen und innovativen Geschäftsmodellen und -verfahren verknüpft werden, entsteht messbarer Mehrwert. Insgesamt sollen acht Trends, die von neuen Technologien unterstützt werden, die Geschäftswelt in den nächsten Jahren nachhaltig verändern.
1. Innovationsprozesse aufteilen
Das Internet sowie verwandte Technologien eröffnen Unternehmen neue Wege, um die Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg zu organisieren. Zum Beispiel im Hightech- und Automobil-Bereich oder bei Konsumgüterherstellern sorgt die Einbeziehung von Kunden, Zulieferern und unabhängigen Vertragspartnern für effizientere Prozesse bei der Produktentwicklung. In der Regel kontrollieren jedoch Unternehmen der oben genannten Branchen den Produktentwicklungsprozess.
Durch eine Verteilung von Innovationen auf die Partner innerhalb der Wertschöpfungskette lassen sich Kosten reduzieren sowie die Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte verkürzen.
Im Software-Bereich sei dieses Prinzip bereits bei der Entwicklung des Open-Source-Betriebs-Systems Linux umgesetzt, es lässt sich nach Ansicht der Berater aber auch auf die Herstellung "physischer" Güter übertragen. Dadurch würde allein die US-Wirtschaft rund zwölf Prozent an Arbeitskosten einsparen.
2. Konsumenten werden zu Innovatoren
Die Entwicklung von Web-2.0-Technologien wie Blogs oder Wikis revolutioniert auch die Beziehungen von Unternehmen zu ihren Kunden. Werden diese in Entwicklung, Test und Marketing und After-Sales-Prozesse einbezogen, erhalten Firmen mehr Aufschlüsse über die Bedürfnisse und Verhalten von Kunden.
Das erhöht die Kundenbindung, neue Kunden lassen sich zudem schneller und zu geringeren Kosten gewinnen. Außerdem werden Innovations-Zyklen beschleunigt.
3. Talente von außen holen
Anspruchsvolle Arbeiten können online und interaktiv ausgeführt werden. Neue Kommunikations-Werkzeuge ermöglichen die Zusammenarbeit über Landes- und Zeitgrenzen hinweg. Dadurch können Unternehmen spezielle Aspekte auslagern und gleichzeitig eine kohärente Organisation aufbauen. Bei der Entwicklung neuer Software etwa kann die beste Person für die Entwicklung eines bestimmten Moduls ein freier Programmierer aus Indien oder Ungarn sein.
Überall dort wo es möglich ist, bestimmte klar definierte Aufgabenbereiche auszulagern sollte dies gemacht werden. Das trifft zum Beispiel auf den Dienstleistungs-Sektor und die Immobilienbranche zu. Diese Veränderungen in den Arbeitsbeziehungen führen auch zu neuen Arbeitsweisen und Vergütungsmodellen.
4. Mehrwert durch Interaktion
Durch neue Formen des Informations-Austauschs, etwa über Wikis, virtuelle Projekt- und Collaboration-Räume sowie Video-Konferenzen kann implizites Mitarbeiterwissen noch besser genutzt werden und die Produktivität merklich gesteigert werden.
Voraussetzung für eine effizientere Interaktion ist unter anderem, dass alle Beteiligten auf einer gemeinsamen Wissensbasis zusammenarbeiten können. Zudem muss gewährleistet sein, dass Mitarbeiter vertrauensvoll kooperieren und dadurch Herrschaftswissen abgebaut wird, eine Herausforderung für das Management. Bis 2015 sollen 44 Prozent der Arbeitsplätze in den USA auf diese Form, der Zusammenarbeit ausgerichtet sein.
5. Mehr Prozess-Automatisierung
Unternehmen oder Behörden haben inzwischen viele Prozesse und Aufgaben mithilfe von Technologien für das Supply Chain Management sowie ERP-, CRM- oder HR-Systemen automatisiert.
Der nächste Schritt ist nun, dass diese Systeme auf der Basis von Web-Services-Standards miteinander verbunden werden und ein systemübergreifender Austausch von Daten und Informationen stattfindet. Daten wiederum lassen sich so beliebig miteinander kombinieren und eröffnen so die Möglichkeit, auch andere Prozesse von der Bestandsführung bis zum Kunden-Service zu automatisieren
Durch Technologien wie die Radiofrequenz-Technik lassen sich zudem Produkte und Waren lückenlos verfolgen und überwachen. Die RFID-Informationen wiederum lassen sich wiederum in Logistik- und Produktions-Prozesse einbinden, die im ERP-Backend abgebildet werden.
6. Produktion und Lieferprozesse trennen
Moderne Web- bzw. servicebasierte Technologien ermöglichen es zudem, bislang festgefügte Verfahren auf der Basis monolithischer Backend-Anwendungen flexibler zu gestalten.
Bestimmte Prozesse und Prozess-Schritte können mithilfe von Web Services als wiederverwendbare Komponenten gekapselt und so auch Kunden und Geschäftspartnern zur Verfügung gestellt werden. Auf diese Weise lassen sich unternehmensübergreifende Abläufe einfach sowie zu überschaubaren Kosten aufbauen sowie rasch und flexibel an neue Marktanforderungen anpassen.
7. Informationen intelligent einsetzen
Wichtige Geschäftsdaten - also das Rohmaterial für neue Geschäfts-Chancen - liegen beispielsweise noch häufig in unterschiedlichen Datentöpfen. Bevor sie analysiert werden können, müssen sie meist erst mühsam und zeitaufwändig zusammengetragen und aufbereitet werden. Und die Datenmengen wachsen exponential.
Das Management braucht künftig einen umfassenden Überblick über alle geschäftsrelevanten Daten vom Lagerbestand bis zu den Kundenaufträgen, um bessere Entscheidungen zu treffen. Große Datenmengen lassen sich beispielsweise mit modernen Analyse-Tools über Anwendungen hinweg rasch sowie tagesaktuell auswerten, was diesen Prozess unterstützt.
8. Bessere Geschäfte machen
Diese Daten wiederum sind die Grundlage für detaillierte Kundenwert-Analysen, etwa über Deckungsbeiträge oder den Lebens-Zyklus von Geschäftsbeziehungen, sowie für Verkaufsauswertungen einzelner Produktgruppen. So lassen sich neue Geschäfts-Chancen schnell realisieren, aber auch Risiken frühzeitig erkennen.
Kreative Führungskräfte verfügen demnach über ein breites Spektrum an technologischen Möglichkeiten, um ihre Geschäftsstrategien weiter zu verfeinern. Zu diesem Schluss kommt der Trend-Bericht "Eight business technology trends to watch". Er stammt aus der Feder der McKinsey-Berater James M. Manyika, Roger P. Roberts und Kara L. Sprague und ist in der Dezemberausgabe des McKinsey Quarterly erschienen.