Neun von zehn Unternehmen haben Schwierigkeiten, freie Stellen mit Akademikern zu besetzen. Das geht aus einer Studie hervor, für die das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC 220 Personalverantwortliche befragt hat. 80 Prozent der Umfrageteilnehmer schätzen, dass sich diese Situation mittelfristig verschärfen wird.
Die Umfrageinitiatoren sehen den demografischen Wandel hier als einen der bestimmenden Faktoren. 85 Prozent der Unternehmen mit alternden Belegschaften erwarten einen zunehmenden Fachkräftemangel, von den Befragten mit weniger spürbarem Demografieeffekt rechnen 76 Prozent damit.
Die Studie untersucht, welche Weiterbildungsmaßnahmen Unternehmen ergreifen, um dem Akademikermangel entgegenzuwirken. Bei 80 Prozent der Firmen sollen die Investitionen in die Weiterbildung der Angestellten steigen, jedoch bezeichnet PwC das Ausgangsniveau als moderat. In 60 Prozent der Unternehmen stehen jährlich weniger als fünf Weiterbildungstage pro Mitarbeiter zur Verfügung, in jedem siebten Betrieb sind es höchstens zwei Tage. Neben Weiterbildungsinvestitionen plant die große Mehrheit der Befragten höhere Ausgaben für Talentförderung (79 Prozent) und die Personalgewinnung (74 Prozent).
Auch wenn Unternehmen mit einer alternden Belegschaft einen zunehmenden Fachkräftemangel erwarten, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass ältere Mitarbeiter verstärkt von Weiterbildungsmaßnahmen profitieren. Im Gegenteil. In 90 Prozent der Firmen nutzen Akademiker unter 35 Jahren sehr häufig beziehungsweise häufig Weiterbildungsmaßnahmen. Beschäftigte über 50 Jahren tun dies nur zu 28 Prozent. Besonders niedrig ist die Weiterbildungsbeteiligung Älterer ausgerechnet in den Unternehmen, die sich vom Trend alternder Belegschaften vergleichsweise stark betroffen fühlen.
PwC kritisiert in der Studienauswertung, dass fast 30 Prozent der Unternehmen auf eine systematische Erhebung ihres individuellen Weiterbildungsbedarfs verzichten. Zwar gebe es bei 70 Prozent der Umfrageteilnehmer eine Erfolgskontrolle von Weiterbildung - die beschränke sich allerdings oft darauf, Teilnehmer nach einer Maßnahme um Feedback zu bitten. Einen ROI ihrer Weiterbildungsinvestitionen würden lediglich 14 Prozent der Firmen ermitteln.
Starke Einbindung der Manager
Als positiv werten die Studienautoren die starke Einbindung der Führungsebene in Weiterbildungsentscheidungen. Demnach betrachten 80 Prozent der Unternehmen Weiterbildung als Chefsache.
Es gibt allerdings weitere Mängel, denn auch der von den Personalverantwortlichen wahrgenommene Qualifizierungsbedarf und die angebotenen Weiterbildungen sind nicht stimmig. So legen beispielsweise vier von fünf Unternehmen großen Wert auf Soft Skills wie Teamfähigkeit, die nur ein Fünftel der Bewerber in erforderlichem Maße mitbringt. Trotz dieses offensichtlichen Bedarfs fördern nur 44 Prozent der Unternehmen das Training sozialer Kompetenzen.
Als wichtiger erscheint die Vermittlung von Fachwissen. 67 Prozent der Umfrageteilnehmer engagieren sich nach eigenen Angaben "stark" in diesem Gebiet. An zweiter Stelle folgt die Qualifikation von Führungskräften, der etwa die Hälfte der Befragten eine hohe Bedeutung zuschreibt.
Die Studienauswertung zeigt auch Branchenunterschiede auf. Personalverantwortliche aus dem Maschinen- und Automobilbau (55 Prozent) sowie aus der Chemie- und Pharmabranche (47 Prozent) sprechen von einem akuten Fachkräftemangel. Demgegenüber fühlen sich 64 Prozent der Unternehmen aus der Finanzbranche überwiegend weniger stark oder gar nicht betroffen. Da überrascht es dann auch nicht, dass 90 Prozent der Unternehmen aus dem Chemie- und Pharmasektor sowie dem Maschinen- und Automobilbau ihre Mittel für die Weiterbildung aufstocken wollen und Firmen aus dem Finanzsektor dies nur zu 75 Prozent planen.
Talentförderung jedoch kommt in der Finanzbranche der höchste Stellenwert zu. Für diesen Bereich wollen 88 Prozent der befragten Banken und Versicherungen mehr als bisher ausgeben. Bei Maschinen- und Automobilbauern planen dies 80 Prozent, bei Chemie- und Pharmaunternehmen weniger als 70 Prozent.
Eckdaten zur Studie Bildung 2.0
Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen PwC hat für die Studie "Bildung 2.0" 220 Personalverantwortliche befragt. Die teilnehmenden Unternehmen stammen aus dem Maschinen- und Automobilbau, der Chemie- und Pharmabranche sowie aus dem Finanzsektor. Sie beschäftigen jeweils zur Hälfte weniger beziehungsweise mehr als 500 Mitarbeiter.