Mitarbeiter über 50 haben in Firmen gar keinen so schlechten Ruf wie oft angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer Umfrage unter rund 1350 Personalleitern und Geschäftsführern von Industrieunternehmen.
Dass Ältere weniger produktiv sind, weil sie sich weniger einsetzen, glaubt demnach nur eine Minderheit von siebeneinhalb Prozent der Befragten. Und dem Verdacht, dass sie aufgrund mangelnden Interesses weniger arbeiten, sind die über 50-Jährigen nur in jedem zehnten Betrieb ausgesetzt.
Die Mehrheit stimmte vorgegebenen Negativaussagen über Ältere nicht zu. Jeweils zwischen 24 und 27 Prozent der Personaler und Chefs bejahten Antwortmöglichkeiten wie "Ältere verabschieden sich innerlich, weil sie selbst nicht mehr richtig wollen", Weiterbildung für diese Gruppe lohne sich nicht oder Ältere arbeiteten zu langsam. Wenn ältere Mitarbeiter im Beruf einen Gang zurückschalten, liegt das nach Meinung von gut einem Drittel der Befragten daran, dass sie im Betrieb zu wenig gefördert werden.
Fast die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab an, dass ältere Mitarbeiter seltener krank seien als Jüngere. Wenn sie erkranken, fehlen sie indes nach Ansicht von 44 Prozent der Befragten länger als der Durchschnitt der Angestellten. Das entspricht Studienleiter Oliver Stettes vom IW zufolge den Befunden von Krankenkassen.
Wo Ältere arbeiten, ist ihr Ruf besser
Je nachdem, ob ein Unternehmen Erfahrung mit älteren Mitarbeitern hat, zeigt die Umfrage ein unterschiedliches Bild. In Firmen mit einem sehr hohen Anteil von Beschäftigten über 50 Jahre herrscht deutlich häufiger die Ansicht vor, diese seien seltener krank, als in Firmen mit ausschließlich jüngeren Angestellten. In Betrieben mit älteren Mitarbeitern heißt es auch häufiger, diese fehlten bei einer Erkrankung länger.
Wo keine älteren Mitarbeiter beschäftigt sind, vertreten die Befragten häufiger die Ansicht, Menschen über 50 hätten nicht mehr die erforderliche Leistungsmotivation und seien weniger lernbereit als junge Arbeitnehmer. Dieses Bild von Beschäftigten über 50 könnte einerseits daher rühren, dass den Firmen einfach die Erfahrung mit Angestellten in diesem Alter fehlt. Denkbar wäre aber auch, dass sie aufgrund schlechter Erfahrungen mit ihnen heute keine Älteren mehr beschäftigen.
Die Wirtschaftsforscher fragten danach nicht ausdrücklich, sondern versuchten diese Frage mit statistischen Mitteln zu beantworten. Das gelang ihnen allerdings nicht. Diese Frage müsse unbeantwortet bleiben, räumt Oliver Stettes in seinem Bericht ein.
Firmen fühlen sich vom Arbeitsrecht eingeschränkt
Ob sich Firmen zugunsten älterer Arbeitnehmer engagieren, hängt der Umfrage zufolge von mehreren Faktoren ab. Laut der Umfrage des arbeitgebernahen IW würden 42,4 Prozent der Befragten mehr Ältere einstellen, wenn diese nicht so stark durch das Arbeitsrecht abgesichert wären. Drei von zehn meinten, sie würden Menschen über 50 stärker in Innovationsprozesse einbeziehen, wenn sie nur offener gegenüber Neuerungen wären. Gleich viele stimmten der Aussage zu, Ältere in mehr Bereichen und an anderen Standorten einzusetzen, wenn diese flexibler wären.
Jeder Vierte würde seine Angestellten ab 50 Jahre an Weiterbildungen teilnehmen lassen, wenn sie sich interessierter zeigten. Bei den Befragten, die grundsätzlich an der Motivation von Älteren zweifeln, war die Zustimmung zu dieser Aussage höher.
Ältere gezielt als Berater eingesetzt
Die Mehrzahl der Unternehmen, die an der Umfrage teilnahmen, setzt zumindest einzelne Maßnahmen um, um Ältere zu fördern. In 56,3 Prozent der Firmen gibt es altersgemischte Teams. Mehr als jeder dritte Betrieb setzt Ältere gezielt als Trainer, Ausbilder oder Berater ein.
In jedem vierten Unternehmen werden Mitarbeiter über 50 gezielt an wechselnden Standorten eingesetzt. Jeder vierte Chef oder Personaler gab an, er befrage seine älteren Angestellten regelmäßig zu ihrer Motivation und Zufriedenheit. Konzepte wie eine Herabsetzung der Arbeitsanforderungen oder spezielle Weiterbildungen für Ältere sind weniger verbreitet.