Die neue Gesundheitskarte mit Bild soll nach jahrelangen Verzögerungen ab Ende dieses Jahres schrittweise an alle 80 Millionen Menschen in Deutschland ausgegeben werden. Allerdings hat sie vorerst nur die Funktionen der bisherigen Versicherungskarte; erst nach und nach sollen nach dem Willen der Politik und der Krankenkassen neue Funktionen wie elektronisches Rezept, Arztbrief oder Patientenakte zugeschaltet werden.
Die Ärzteschaft erkenne die Chancen des Projekts an, doch müsse das Konzept angepasst und teils neu konzipiert werden. So fordere man die freiwillige Entscheidung der Ärzte über die Nutzung der neuen Funktionen der elektronischen Gesundheitskarte und die Online-Anbindung. Auch die Nutzung elektronischer Patientenakten soll in das Ermessen der Mediziner und Patienten gestellt werden. Das elektronische Rezept solle nicht eingeführt werden, solange nicht alle damit verbundenen Störungen der Praxisabläufe beseitigt sind.
Die Ärztekammer brachte nun zwei Änderungen der gesetzlichen Vorgaben ins Gespräch. Zum einen soll die Sicherung über eine PIN auf Wunsch des Patienten ausgeschaltet werden können. Denn bei Feldversuchen in Schleswig-Holstein habe sich ergeben, dass sich sehr viele Patienten, aber auch Ärzte nicht an die PIN ihrer jeweiligen Karte erinnern konnten. Zum anderen sollen die auf der Karte gespeicherten Notfalldaten zu einem Satz "klinischer Basisinformationen" erweitert werden. Damit wäre der unmittelbare Nutzen für viele Ärzte größer.
Die Gesundheitskarte dürfte auf dem Ärztetag in Ulm in vier Wochen erneut Streitthema sein. Auf dem Ärztetag vor einem Jahr hatte es erhebliche Widerstände und Kritik gegeben. Die Mediziner befürchten den Zugriff von Dritten auf die sensiblen Daten und die Zerrüttung des Arzt-Patienten-Verhältnisses. Als Bedingung für ihre Unterstützung nennt die Ärztekammer deshalb auch den unbedingten Schutz der Daten. Ob die Karte wirklich wie geplant ab Ende dieses Jahres zunächst im Bezirk Nordrhein und dann in immer mehr Regionen ausgegeben wird, ist Bartmann offen.