Agile Methode

Agiles Projektmanagement: 12 Prinzipien und 4 Hürden

15.05.2024 von Christiane Pütter
Agile Methoden können erheblich zum Projekt-Erfolg beitragen. Das setzt allerdings voraus, dass agiles Projektmanagement von Zertifikaten bis zur Software bekannt ist.
Agile Alleingänge bringen Unternehmen selten weiter. Um langfristige Mehrwerte zu generieren, sollte agiles Projektmanagement strategisch eingebunden werden.
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Methoden des agilen Projektmanagements nutzen kurze Entwicklungszyklen, sogenannte Sprints, um Produkte oder Dienstleistungen kontinuierlich zu verbessern. Zwar sind solche Methoden der stufenweisen Entwicklung von Software schon 1957 entstanden. Breiter diskutiert wurden sie aber erst in den 1970-er Jahren durch die Veröffentlichungen von Wiliam Royce. Im Jahr 2001 gaben 17 Software-Entwickler ein Agiles Manifest heraus. Darin erklären sie vier Schlüssel-Werte und zwölf Prinzipien, die einen iterativen, auf den Menschen zentrierten Entwicklungsansatz anleiten sollen. Das Manifest basiert auf den Erfahrungen dieser 17 Entwickler.

Zwölf Prinzipien

Die zwölf grundlegenden Prinzipien sind bis heute gültig. Sie lauten:

  1. Die Kundenzufriedenheit hat höchste Priorität. Dafür sorgt schnelle und kontinuierliche Bereitstellung der Software.

  2. In jedem Stadium des Entwicklungsprozesses sind Änderungen der Anforderungen zu begrüßen. Veränderungen tragen dazu bei, den Wettbewerbsvorteil des Kunden zu steigern.

  3. Ein Produkt oder ein Service wird so schnell wie möglich ausgeliefert.

  4. Stakeholder und Entwickler arbeiten täglich zusammen.

  5. Alle Stakeholder ebenso wie alle Team-Mitglieder gehen motiviert an das Projekt heran, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Dabei bekommen die Teams alle notwendigen Tools und jede Unterstützung sowie das Vertrauen, die vereinbarten Ziele zu erreichen.

  6. Face-to-face-Meetings sind für erfolgreiche Projekte am effizientesten und wirkungsvollsten.

  7. Ein finales, funktionierendes Produkt ist der ultimative Maßstab für den Erfolg.

  8. Entwickler-Teams und Stakeholder halten ihren Fortschritt konstant aufrecht, um mittels agiler Prozesse eine nachhaltige Entwicklung zu sichern.

  9. Der kontinuierliche Fokus auf technischer Exzellenz und gutem Design verstärkt Agilität.

  10. Einfachheit ist wichtig.

  11. Teams, die sich selbst organisieren, erfüllen die Anforderungen an die beste Architektur und das beste Design am ehesten.

  12. Um noch effizienter zu arbeiten, reflektiert das Team sein Vorgehen regelmäßig und verbessert sein Vorgehen.

Trotzdem agile Methoden aus der Software-Entwicklung stammen, versprechen sich mittlerweile viele Branchen mehr Zusammenarbeit und Effizienz von ihnen. Gerade während der Digitalisierung migrieren viele Unternehmen auf digitale Arbeitsplätze. Hier erscheint Agile als geeigneter Weg, Projekte und Abläufe zu managen sowie holistisch zu arbeiten. Der digitale Arbeitsplatz und agile Methoden sollen folgende Vorteile bieten:

Folgende Vorteile erwarten Teams, Sponsoren, Projektleiter und Kunden von agilem Projektmanagement: Lösungen sollen schneller implementiert und zugleich die eingesetzten Ressourcen minimiert werden. Die Fähigkeit, Veränderungen zu managen soll besser werden. Man verspricht sich mehr Absatz durch passgenauere Angebote und kürzere Umsatzzyklen. Außerdem helfe Agile dabei, Fehler schneller aufzuspüren. Zusätzlich soll die Methode Entwiklungsprozesse optimieren, Frameworks entschlacken und Projekte besser kontrollierbar machen. Schließlich erwarten die Stakeholder, dass sie sich besser auf spezifische Kundenbedürfnisse konzentrieren können. Dies alles soll durch häufigere Rücksparchen und mehr Zusammenarbeit passieren.

Wie für jede andere Methode gilt auch bei Agile: das Vorgehen eignet sich nicht für jedes Projekt. Grundsätzlich müssen die Methoden immer gegeneinander abgewogen werden. Agile Methoden werden nicht funktionieren, wenn der Anwender seine Ziele nicht klar kommuniziert. Zudem ist ist es schlecht, wenn das Team zu unerfahren ist oder die Zusammenarbeit unter Druck nicht klappt. Während des Entwicklungsprozesses kommt Agile den Entwicklern und Unternehmenszielen entgegen, aber nicht zwingend den Erfahrungen des Endnutzers. Die Methode ist weniger formal, sondern flexibel, was mit der Firmenkultur in großen Unternehmen kollidieren kann. Das gilt grundsätzlich für Beschäftigte, die strenge Abläufe gewohnt sind.

Hybrider Ansatz als Alternative

Insofern bietet sich ein Mix aus agilen und klassischen Methoden an. So verfahren manche Unternehmen in der Planungs-Phase nach dem klassischen Wasserfall-Modell und wechseln erst in der Entwicklungsphase zu agilen Methoden. Ein solcher hybrider Ansatz macht Agile für mehr Branchen und Projekte attraktiv. Für jedes Projekt müssen Eignung und Zweck der verschiedenen Methoden überprüft werden.

Unter den agilen Methoden setzen sich Scrum, Kanban und Lean durch. Weitere sind das Dynamic System Development Model (DSDM), Extreme Programming (XP), Crystal, Adaptive Software Development (ASD), Agile Unified Process (AUP), Crystal Clear Methods, Disciplined Agile Delivery, Feature-driven Development (FDD), Scrumban und Rapid Application Development (RAD).

Scrum ist ein kraftvolles Rahmenwerk, um agile Prozesse in der Software-Entwicklung und anderen Projekten zu implementieren. Nach dieser Methode wird in kurzen Arbeitsabschnitten (Sprints) vorgegangen. Täglich treffen sich die Mitglieder zu kurzen Meetings, sogenannten Scrums, um sich über ihre Fortschritte auszutauschen. Dabei sind drei Rollen zu besetzen: Scrum Master, Product Owner und Team-Mitglieder.

Der Product Owner kreiert und priorisiert den Product Backlog. Der beschreibt die Aufgaben, die zu erledigen sind. Das Team sucht sich Aufgaben aus dem Backlog heraus und entscheidet, wie es diese umsetzt. Die gewählten Aufgaben sind binnen eines Sprints von typischerweise zwei bis vier Wochen zu erfüllen. In kurzen täglichen Treffen mit dem Team informiert sich der Scrum Master über den Fortschritt. Jeder Sprint endet mit einem Rückblick. Dieses Konzept wird bis zum Abschluss des Projektes durchgezogen.

Vier typische Herausforderungen

Unternehmen, die agile Methoden in ihren Projekten anwenden wollen, müssen mit einigen Hürden rechnen. Wenn das Projektteam von agilen Methoden überzeigt ist, das restliche Unternehmen aber nicht, hakt es an der Firmenstruktur oder -kultur. Sollen agile Methoden wirken, braucht das Team aber die Unterstützung durch Sponsoren, Führungskräfte und Entscheider.

Wird Agile nur in einzelnen Projekten eingesetzt, bringt sich das Unternehmen um den Erfolg, weil Unklarheit herrsch über Wirkung und Ziele. Für nachhaltiges Wachstum müssen agile Methoden strategisch eingebunden werden.

Laufen agile Projekte, dürfen Tests nicht vernachlässigt werden. Das Vorgehen in Sprints kann dazu verleiten, die entwicklungen nicht mit der gebotenen Zeit und Sorgfalt zu überprüfen. Das birgt das Risiko, Fehler zu übersehen.

Schließlich braucht ein Unternehmen das richtige Know-how. Obwohl sich Agile rasch etabliert, ist es nicht immer einfach, die richtgen Fachkräfte zu bekommen. Sind nur begrenzte Fähigkeiten intern vorhanden, kann das den Erfolg der Methode schmälern.

Ist ein Unternehmen auf der Suche nach fähigen Projektmanagern, die agil arbeiten wollen, sollten sie auf diese sechs Fähigkeiten Wert legen:

Zertifikate und Tools

Folgende sieben Zertifikate werden Agile-Spezialisten erteilt: PMI-ACP, APMG International, Strategyex Certificate (Associate or Master's) in Agile, International Consortium for Agile (ICAgile), Agile Certification Institute, Scaled Agile Academy und Scrum Alliance.

Viele Anwenderunternehmen setzen Software-Lösungen ein, um den Erfolg der Methoden zu unterstützen. Zu den verfügbaren Lösungen zählen:

Wer das Rad nicht neu erfinden will, kann auf zahlreiche andere Templetas zurückgreifen, etwa solche von Microsoft. Das Unternehmen bietet unter anderem diese Lösungen an: Agile Glossary, Agile Process Guides, Agile Process Work Item Types and Workflow, Backlogs, Scrum Process, Scrum Process Work Item Types and Workflow, Use Agile in Microsoft Project.

Die Zukunft von Agile

Der Wettbewerb verschärft sich. Markteinführungszeiten werden kürzer. Vor diesem Hintergrund bieten agile Methoden zahlreiche Vorteile und wenige Nachteile. Auch der Trend zum digitalen Arbeitsplatz wird den Bedarf an Agile oder einem Methoden-Mix forcieren, um die gewünschte Flexibilität, Geschwindigkeit und Produktivitätssteigerung zu ermöglichen. Bereits jetzt wird Agile in verschiedenen Branchen eingesetzt. Die Methoden werden sich weltweit immer mehr durchsetzen.