Urbane Millenials und chinesische Verbraucher haben etwas gemeinsam: Beide Zielgruppen freuen sich im internationalen Vergleich am meisten auf das autonome Fahren. Global gesehen wird sich der Anteil der Verbraucher, die sich in selbstfahrenden Autos fortbewegen möchten, in den nächsten fünf Jahren von 25 auf 52 Prozent verdoppeln. So lauten die Ergebnisse der Studie "The autonomous car. A consumer perspective" des Capgemini Research Institutes. Befragt wurden 5.500 Verbraucher in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Schweden, den USA und China im Zeitraum von Dezember 2018 bis Januar 2019.
Aktuell würden in Deutschland allerdings nur 17 Prozent der Befragten in ein autonomes Fahrzeug einsteigen. Viele äußerten noch Bedenken, insbesondere wenn es um die Sicherheit des Fahrzeuges (73 Prozent) und die Sicherheit des Systems (72 Prozent) geht. Eine wesentliche Hürde ist für 71 Prozent die Sorge, dass autonome Fahrzeuge bei plötzlich auftretenden Zwischenfällen falsch reagieren könnten. "Automobilunternehmen müssen die Erwartungen und Ängste ihrer zukünftigen Kunden berücksichtigen, wenn sie autonome Fahrzeuge auf den Markt bringen", rät Rainer Mehl, Leiter des Automotive und Mobility-Geschäfts von Capgemini Invent.
Mehr als nur eigenständiges Fahren
Dennoch: 59 Prozent aller weltweit und 65 Prozent der in Deutschland befragten Verbraucher blicken mit Vorfreude auf das Thema. Sieglauben, dass autonome Fahrzeuge im täglichen Leben eine Rolle spielen werden, die über das eigentliche Fahren hinausgeht: Fast die Hälfte der Befragten wäre damit einverstanden, dass selbstfahrende Autos für sie Besorgungen machen. 54 Prozent würden darauf vertrauen, dass ein autonomes Fahrzeug Freunde und Familienmitglieder absetzt oder abholt, die selbst nicht fahren. Jeder Zweite erwartet zudem, mithilfe von selbstfahrenden Autos Zeit zu sparen, um anderen Aktivitäten nachzugehen.
Bis 2029 sollen sogar 62 Prozent der befragten Verbraucher ein selbstfahrendes Auto einem traditionellen Fahrzeug vorziehen. Selbst in Deutschland liege der Anteil in zehn Jahren bei 61 Prozent, so die Marktforscher. In China seien es bis 2029 sogar 72 Prozent. Neben den chinesischen Verbrauchern sind Stadtbewohner und Millennials dem autonomen Fahren gegenüber besonders aufgeschlossen.
Empfehlungen für Autobauer
Die Studienautoren geben Automobilunternehmen vier konkrete Handlungsempfehlungen, die helfen sollen, den Weg in eine autonome Zukunft zu beschleunigen:
Die Kunden auf dem Laufenden halten: Das Auto entwickelt sich von einem reinen Transportmittel zu einem persönlichen Assistenten. Durch diese Verschiebung fällt Automobilunternehmen eine große Verantwortung zu: Sie müssen offen damit umgehen, welche neuen Möglichkeiten autonome Fahrzeuge eröffnen. Falsche oder irreführende Darstellungen sollten sie vermeiden.
Erwartungen verstehen und steuern: Verbraucher haben eine klare Vorstellung davon, was sie von einem selbstfahrenden Auto erwarten. Hersteller sollten die teilweise hohen Ansprüche verstehen und so weit wie möglich auch im Designprozess berücksichtigen. 56 Prozent der Verbraucher würden zum Beispiel ihre Zeit im Auto mit verschiedenen Unterhaltungsaktivitäten verbringen. Gleichzeitig gilt es, in die Sicherheit der Fahrzeuge zu investieren und dies zu kommunizieren.
Ein Ökosystem von Dienstleistungen etablieren: Verbraucher erwarten ein breites Spektrum an Angeboten im Fahrzeug. Diese reichen von der Unterhaltung über das Arbeiten bis hin zu Fitnessübungen. Um entsprechende Dienste zur Verfügung zu stellen und in neue Geschäftsmöglichkeiten umzuwandeln, müssen die Unternehmen mit vielen neuen Technologie-, Content- und Handelsakteure zusammenarbeiten, um ein umfassendes Ökosystem aus Dienstleistungen zu schaffen.
In Software investieren und Kompetenzen aufbauen: Unternehmen sollten das autonome Fahren über alle Unternehmensbereiche hinweg in ihre Gesamtstrategie einbetten. Dazu braucht es umfassende Softwarekompetenzen und digitale Fähigkeiten. Neben der Qualifizierung der eigenen Mitarbeiter gehören dazu auch neue Partnerschaften.